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Interview: DARK SERMON
Titel: Gespiegelte Defekte

Wenn infernalisch lodernde Leidenschaften für melodische Aspekte und absolute Hingabe zu extremem Metal mit ausgeprägten spieltechnischen Fertigkeiten kollidieren, so kann dabei einzig Mächtiges entstehen.

Und dann eruptiert eben gefährlich zerstörerischer Wirbelsturm-Sound auf das entstellte Antlitz dieser Welt wie derjenige dieser amerikanischen Killerknaben. Doch Dark Sermon haben noch viel mehr drauf. Die multiple Originalität dieser abartig furios lärmenden Gewaltvereinigung ist nämlich rekordverdächtig.

Aus dem giftig dampfenden Taufbecken gehievt wurde die fünfköpfige Exekutorentruppe in Tampa, Florida doch tatsächlich erst letztes Jahr! Letzteres ist nur schwerlich zu fassen, wenn man sich dem frischen Debütalbum „In Tongues“ aussetzt.

„Unser kollektives hauptsächliches Ziel war es für dieses Album, trotz aller möglichen experimentellen Vorstöße und trotz vielerlei stilistischer Variationen in Sound und Spielgeschwindigkeiten, größtmögliche Heavyness aufrechtzuerhalten. Ich denke, es ist uns gelungen, somit eine vielschichtige, variantenreiche und vor allem auch vollauf hörenswerte Platte anzukurbeln“, eröffnet Sänger Johnny Crowder.


„Das Ganze hat uns aber auch ganz schön gefordert. Von heute auf morgen entstand unser heutiger Stil beileibe nicht. Wir waren vor der Gründung von Dark Sermon noch unter dem alten Bandnamen In Reference To A Sinking Ship unterwegs. Und da hörte sich die Musik eindeutig noch anders an als es heute der Fall ist. Die vier nicht wenig ereignisreichen Jahre des gemeinsamen Spielens führten uns zu dem hin, was wir heute darstellen. Es war eigentlich sowieso eine ständige Progression im Spiel, wenn ich jetzt darüber so philosophiere. Wir hatten uns als Band selbst zu finden. Und zum Glück fanden wir uns. Ganz genau so sehe ich den ehrlichen und einzigen Weg, den jede Band entschlossen gehen sollte“, spricht der bei seiner Kapelle so krass shoutende Floridaner mit stechendem Blick in den Raum.

Im Weiteren gezielt dazu befragt, was den neuen Album-Output von Dark Sermon nun letztlich von den vielen ähnlich operierenden Konkurrenten unterscheidet, zeigt sich der Kerl ebenso besonnen wie von Selbstwertgefühl durchzogen.

„Eines der schlagenden Hauptargumente unserer Scheibe besteht meiner Ansicht nach vor allem darin, dass sich ,In Tongues‘ nicht nur einfach anders anhört als so viele der sonstigen Veröffentlichungen aus diesem Bereich. Sondern eben, dass die Lieder sich allesamt auf ziemlich markante Art voneinander unterscheiden. Wir haben versucht, die verschiedenen musikalischen Hintergründe von uns fünfen so miteinander zu kombinieren, dass am Ende ein regelrechter Schmelztiegel der Diversität entsteht. Daher werden sich definitiv vielerlei verschiedene Geschmäcker auf dem Ding ganz gut zuhause fühlen.“

Wie Johnny dem mit Ehrerbietung in der Stimme noch anfügt, nahmen vor allem europäische Bands wie beispielsweise Behemoth und Gojira ihren Einfluss auf das Songwriting.

„An amerikanischen Acts kann ich hierbei primär Job For A Cowboy und The Black Dahlia Murder nennen. Der gesamte Prozess des Liederschreibens nahm in etwa zwei Jahre in Anspruch, was ich für mich persönlich eindeutig als den besseren Abschnitt dieser Zeitspanne benennen möchte. Ich bin der Meinung, all die immensen Mühen und die viele Zeit, die wir in die Kompositionen hinein investierten, sind sehr deutlich heraus zu hören. Wir arbeiteten sozusagen solange tief in die Arbeit gebückt am Schleifstein, bis alles fertig war, ohne dazwischen auch mal hochzublicken. Deswegen hört sich das Ganze auch wie aus einem einzigen Guss an.“


Um seinen oftmals restlos inhuman erklingenden Stimmband-Assault so schonungslos und dermaßen explosiv zu generieren, holt der Mann noch mehr aus seinen eigenen Untiefen nach oben als reinen Hass auf die Missstände des Globus.

„Ich bringe dabei auch meine Aggressionen gegen das Dasein zum Ausdruck, mich selbst als Mensch eingeschlossen. Meiner Auffassung nach benötigt man keine Lupe, um die zahllosen verheerenden Defekte der menschlichen Spezies zu erkennen - sondern schlicht und einfach einen Spiegel.“


In dem Sinne thematisieren Dark Sermon mit ihren Songtexten das Konzept der Dualität, so der Vokalist. „Bei uns dreht sich alles um die große Schlacht zwischen den beiden Polen ,gut‘ und ,böse‘. Der Albumtitel rührt vom gleichnamigen letzten Stück auf dem Album her. In dem Track besinge ich die Anstrengung eines Mannes, um seiner eigenen Stimme den Vorrang vor seinen inneren Stimmen zu gewähren. Darüber hinaus decke ich eine Menge an artverwandten Kontexten ab, wie beispielsweise Suizid, Geisteskrankheit, Misanthropie, Zynismus und Vergeltung.“

© Markus Eck, 27.03.2013

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