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Interview: DOMINION III
Titel: Dimensionen der Düsternis

Überwiegend elektronisch erzeugte atmosphärische Grabesschwärze wurde niemals zuvor so beeindruckend vertont wie von diesem todernsten Weltuntergangs-Ensemble.

Musik-Multitalent und Dominion III-Hauptkomponist Tharen ließ schon auf dem stockfinsteren Debütalbum „The Hand And The Sword“ keinen Zweifel daran aufkommen, worum es ihm mit Dominion III geht: Grausige postapokalyptische Visionen bedeutungsschwanger akustisch umzusetzen, ohne Rücksicht auf emotional irreversible Schäden bei den Hörern.

Die tieftragische und Seelenschmerz wiedergebende Resignationsmusik der Österreicher ist erneut von einnehmender Intensität. Sie wird von kunstvoll ornamentierten und scheinbar kilometerlangen Keyboard-Teppichen bis ins lichtloseste All hinaus getragen.

Und dort scheinen dann die mitunter hochverzweifelt anmutenden Kompositionen des neuen zweiten Albums „Life Has Ended Here“ einer Supernova gleich ungehindert explodieren zu können.

Tharen gestaltete die neuen Songs bewusst etwas differenzierter vom vorhergehenden Material.

„Es geht zwar thematisch um das Gleiche wie schon zuvor, doch die aktuellen Lieder sind aber sehr düster, das stimmt“, gibt mir der kreative Multiinstrumentalist in dieser Hinsicht eingangs recht.

Und er ergänzt zu den Kompositionen:

„Sie sind aber nun auch nicht unbedingt düsterer als die Stücke vom Debütalbum, vielleicht auf eine andere Weise. Es ist jetzt eine bösartigere Art von Düsternis, nicht so sehr melancholisch wie noch auf `The Hand And The Sword`. Das einzige Lied auf dem Debüt, das schon in diese Richtung ging, war `The Angel´s Delusion`. Ich wollte die Trennlinie zwischen Dominion III und Dargaard  diesmal deutlicher machen; soll heißen, nicht so viel Möglichkeit zum Vergleich lassen. Dominion III ist zur selbstständigen Band gereift, ich denke, das hört man.“ 

Als musikalische Einflüsse für die neue Veröffentlichung brachte ich im Zwiegespräch diverse Parts aus den Bereichen Pop, Elektro, Industrial und Ambient vermutend an. Auch schien mir erneut ein Hauch an Black Metal bei den Vokalisierungen gedient zu haben. Der Dominion III-Meister öffnet daraufhin seine geistigen Pforten:

„Pop sehe ich darin keinen. Haupteinflüsse auf `Life Has Ended Here` sind beziehungsweise waren Industrial, Metal und Elektro. Ambient diesmal auch weniger, da die Songs richtigen `Song-Charakter` haben und nicht mit richtigem Ambient vergleichbar sind, der ja schon ziemlich monoton ist. Die Einflüsse auf `Life Has Ended Here` sind zwar sehr vielfältig, es ist aber nicht so, als klänge das Album fragmentiert; im Endeffekt ergibt es ein Ganzes.“   

Ein sehr emotionales Ganzes, um genau zu sein. Tharen stimmt in diesem Punkt zu und erläutert:

„Ich wollte auf dem neuen Album vor allem die abgründigen Emotionen menschlichen Empfindens reflektieren: Verzweiflung, Hass, Einsamkeit und Furcht. Es sind aber keine Reflexionen meines Ichs, sondern `Life Has Ended Here` ist eine mehr oder weniger fiktive Geschichte über eine Zukunft, die sein kann, aber nicht muss. Die Tendenzen sind aber auf jeden Fall gegeben.“

Trotz der ständig vorherrschenden kreativen Dominanz von Klangherr Tharen arbeiteten die beteiligten Musiker bei Dominion III auch diesmal wieder in Koalition, wie noch zu erfahren ist.

„Ich mache die Musik und die Gesänge, programmiere auch die meisten Gitarren für den Rough-Mix und dann spielt Lanz seine meistens von meinen ursprünglichen Vorstellungen abweichenden Gitarrenlinien ein. Schließlich singt Elisabeth Toriser noch ihre eigenen Melodielinien ein.“   

Lange betrachtete ich das diesmal doch sehr surreal anmutende Frontcover von „Life Has Ended Here“. Kurz dagegen dauert Tharens Erklärung desselben an. „Das bin ich. Wir haben dazu ein Bild, dass der Fotograf Spoonman, ein Freund von mir, gemalt hat, auf meinen Oberkörper projiziert. Wie du sagtest, ist es ziemlich surreal und schwer zu erkennen, was auch beabsichtigt ist. Erstens ist es verdammt düster, und passt deswegen zum neuen Album. Zweitens wollte ich nicht, dass jeder sofort erkennt, was da auf der Platte vorne drauf zu sehen ist.“   

Und da wir gerade schon dabei sind: Für Tharen ist meine übermittelte Info neu, dass das Frontcover seines Debütalbums auch schon von einer japanischen Black Metal-Horde namens Amduscias für die Veröffentlichung eines Mini-Albums auf Blackend Records benutzt wurde. „Keine Ahnung, ich habe nur im Nachhinein gesehen, dass Tormentor es mal als Poster benutzt haben. Ein beliebtes Motiv, offensichtlicher Weise.“    

Die neuen Songtexte auf „Life Has Ended Here“ sind zwar imaginativer Natur, beziehen ihren Nährboden jedoch aus der allgegenwärtigen Weltsituation, wie Tharen berichtet.  

„Ein durchgehender lyrischer Faden wurde nicht wirklich gesponnen, die Texte der neuen Platte sind eher mosaikartig zusammengesetzt, ergeben im Kontext aber ein Ganzes. Wie ich sagte, ist es eine neue Geschichte über eine fiktive, zerstörte Zukunft. Und die Ansätze dafür erleben wir ja schon seit geraumer Zeit. Angefangen bei der immensen Macht der modernen Medien und der kollektiven Verdummung der gesamten Menschheit, zum Beispiel durch gezielt gesetzte Propaganda, wovon der Song `A Dead Heart In A Dead World` handelt, welcher sich um das seit jeher seltsam geheimnisumwitterte Illuminatentum dreht. Oder das Stück `Conductors Of Life`, welches konstruierten Krieg zum Inhalt hat. Davon handeln auch `Unreal` oder der Titelsong `Life Has Ended Here`. `Coming Winter` schließlich zeigt die Folgen vollkommener Zerstörung auf.“    

Tharen ist schier nicht zu bremsen: „Das Lied, das titelgebend für das Album ist, handelt von einem Überlebenden, der nach dem Zusammenbruch einer Metropole durch Krieg und Seuchen durch die zerstörte Stadt wandert, und seine Eindrücke über ein Funkgerät mitteilt. Ein sehr bildhaftes Lied. Ich denke, dass man es verstehen kann, ohne den Text oder diese Erklärung gelesen zu haben.“   

Danach stellt der Musiker erneut klar, dass er immer noch keine Pläne hat, sein Material live umzusetzen.  

Eigentlich schade, denn dieses sollte aufgrund seiner enthaltenen postapokalyptischen Düsternis doch so einigen Dunkelseelen aus denselben sprechen. Ich bekomme Beipflichtung: „Ich rechne prinzipiell nicht mit Marktchancen, das ist Sache des Labels, was mich unvorbelastet an meine Musik herangehen lässt. Das ist auch ein Grund für die Experimentierfreudigkeit auf dem neuen Album. Ich bin aber davon überzeugt, dass `Life Has Ended Here` so einige Menschen ansprechen wird, da es mal was anderes ist als der fade Einheitsbrei, der heutzutage den Musikmarkt verkleistert. So liegt mein Hauptaugenmerk darauf, auch zukünftig  mehr oder weniger unabhängig weiter Musik machen zu können.“  

© Markus Eck, 04.09.2002

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