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Interview: KAMPFAR
Titel: Innigliche Naturliebe

Sich als Viking Metal-Band die ureigene und unverwechselbare musikalische Erscheinung so dermaßen beizubehalten wie dies bei den Norwegern Kampfar der Fall ist, dazu gehört schon was.

Dazu auch noch immer wieder überragende Kompositionen abzuliefern, dass bleibt wohl nur den Allerwenigsten vorbehalten.

Auch das brandneue Kampfar-Studioalbum „Kvass“ reiht sich daher, nach längerer Release-Pause, nahtlos in die bisherigen Veröffentlichungen der schwarzmetallisch angehauchten Naturverehrer ein.

Und das bereits Anfang der 1990er gegründete Quartett ist mit unverändert großer Hingabe bei der Sache: Da schlagen sogar Rabenherzen höher. Kein Wunder, schließlich ist der grundlegende Spirit des grimmigen skandinavischen Nebeltrupps derselbe wie eh und je.

Der drahtige blonde Vokalist Per Joar alias Dolk ist heilfroh, endlich wieder aktiv im harten Musikgeschehen mitmischen zu können, wie er im Gespräch voller Tatendrang verlauten lässt.

„Ich fühle mich derzeit hervorragend, wenn ich an Kampfar denke. Wir hatten harte Zeiten mit der Band zu überstehen, und es ist ein traumhaft schönes Gefühl, dass unser aktuelles Album nun schon sehr bald veröffentlicht wird“, gibt Dolk mir eingangs preis.

Die Veröffentlichungspause von beinahe sieben Jahren ist seiner Ansicht nach ziemlich einfach zu erklären:

„Hauptsächlich waren es private Ursachen, mich und unseren Gitarristen Thomas betreffend, die ich jedoch hier nicht näher erläutern möchte. Wir beschlossen daher damals, der Band eine Pause zu gönnen. Als wir unseren persönlichen Kram schließlich irgendwann geregelt bekommen hatten und uns wieder zusammentaten, fingen wir mit Feuereifer an neuen Stücken zu arbeiten an. Nachfolgend kam dann unser neuer Drummer II13 dazu, was sich vor ungefähr zwei Jahren zutrug. Das war die Story vom Neubeginn – das ganze Ding mit Kampfar konnte endlich so richtig weitergehen.“

Und dass sich eigentlich in stilistischer Hinsicht im Lager der vier Norweger nicht viel verändert hat, dass war laut Meister Dolk auch vollauf beabsichtigt.

„Wir gaben unser Bestes dafür. Schließlich sind wir eben Kampfar und sonst gar nichts. Die neue Platte sollte aus diesem Grund exakt nach unseren Vorstellungen klingen. Denn unsere Musik entspringt tief aus den Herzen der Mitglieder. Als wir wieder anfingen zu komponieren, zu proben und neues Material auszuarbeiten, kehrte das gute alte Gefühl schnell zurück. Somit fiel es nicht allzu schwer, genau da anzuknüpfen, wo wir damals aufgehört hatten.“

Wie Dolk sich erinnert, enterten die vier Naturliebhaber Anfang Oktober 2005 das Aufnahmestudio, beendet wurden die Aufnahmen zu „Kvass“ dann Ende Dezember:

„Es kam uns vor wie eine lange Reise. Wir sind nämlich nicht die Allerschnellsten, wenn es um so was geht. Daneben gingen wir mit einer Unmenge an zusätzlichen Riffs und Song-Ideen an die Aufnahmen heran; so einiges davon wanderte dann doch noch in die Kompositionen hinein. Dennoch, wir verwendeten nur das Beste aus unserem Fundus. Wir gehören nicht zu der Sorte Bands, die primär viele Alben veröffentlichen und von Jahr zu Jahr schlechter werden vor lauter Stress und Eile beim Fertigstellen der Scheiben. Gut Ding will Weile haben, das gilt also vor allem für uns“, lacht der Sänger, auf die Arbeitsweise von Kampfar Bezug nehmend.

Auch die Liedertexte der wiedergekehrten Norweger haben sich glücklicher Weise nicht im Geringsten geändert, so Dolk, erfüllt von berechtigtem Stolz.

„Unsere Lyrics behandeln zunächst mal ganz schlicht gesagt den dunklen Weg des Daseins. Genauer gesagt: Es geht uns vor allem um die Gefühle und Ansichten, wie sie die Menschen hier in Skandinavien vor Tausenden von Jahren in ihren Herzen trugen. Es war eine harte Zeit damals, doch vieles war von faszinierender Reinheit und Unverfälschtheit. „Kvass“ soll auf textlicher Ebene einen roten Faden zu dieser Thematik bilden.“

Der Vokalist erläutert, dass der neue Langspieler jedoch kein zusammenhängendes Konzeptalbum darstellt, sondern, dass das Werk eher eine Aneinanderreihung von einzelnen lyrischen Bruchstücken darstellt: „Enthalten sind auch norwegische Überlieferungen sowie unser berühmter Aberglauben, was manche speziellen Bereiche anbelangt. Alles das eben, woran die Leute so geglaubt haben und teilweise noch immer glauben.“

Ein ebenfalls sehr relevantes Element in den Kreationen von Kampfar stellt wie erwähnt die tiefe und innigliche Verbundenheit zu Mutter Natur dar. Dolk hierzu:

„Die grenzenlose Liebe zur skandinavischen Flora und Fauna war schon immer eine zentrale Komponente in unseren Liedern, die ist natürlich auch im aktuellen Output wieder vertreten. Für mich persönlich stellt meine riesige Naturverbundenheit nicht zuletzt das Wichtigste überhaupt in meinem Dasein dar, neben der Musik. Genau so war es auch bei meinen Vorfahren, lange schon, bevor hier irgendjemand christianisiert wurde. Es schmerzt mich immer wieder zutiefst, wenn ich mit ansehen muss, wie sich die Menschheit mit aller Kraft anschickt, die Natur dieses Planeten mehr und mehr der Zerstörung preiszugeben. Es ist doch mittlerweile mehr als offensichtlich, dass wir allesamt mit der Natur untergehen werden – doch viel zu wenige der Menschen wollen dies anscheinend wahrhaben.“

Dolk und seine Bandkollegen leben im Süden Norwegens, eine Stunde Autofahrt vom hektischen Zentrum Oslos entfernt. Und so besitzt der Frontmann laut eigener Aussage in einiger Entfernung seiner Heimatstadt eine eigene Hütte den dortigen Bergen, wie er noch berichtet:

„Sie liegt ziemlich abgeschieden, und das ist auch gut so. Dort verbringe ich sehr viel Zeit, sowohl im Sommer als auch im Winter – wobei es im Winter glatt noch reizvoller für mich ist, weswegen ich zu dieser Jahreszeit eigentlich öfter als sonst dort verweile. Sie ist zu meinem zweiten Zuhause geworden.“ Herrlich.

© Markus Eck, 18.03.2006

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