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Interview: KOLDBRANN
Titel: Begeisternde Rohheit

Ein vollkommen verschworenes Schwarzstahl-Quartett, welches direkt den stinkenden Untiefen rauchiger Höllenschlunde zu entsteigen scheint, stellen diese vier Norweger dar.

Und obwohl das grimmig-bitterböse Four-Piece auf seinem aktuellen Album „Nekrotisk Inkvisition“ mit wirklich abartig gestrenger Kompromisslosigkeit vorgeht, sind verführerische Melodien ihnen überhaupt nicht fremd.

Eine gelungene stilistische Black Metal-Eigenmarke mit ausgeprägtem individuellem Charakter ist diesen nach ehrbaren Old School-Traditionen hoffnungslos süchtigen Osloern da geglückt. Ja, durch und durch zündendes Killer-Material, das mit zum Allerbesten und Ehrlichsten zählt, was dieser heiß umkämpfte Musikmarkt seit Langem ausgespuckt hat.

Somit sind sie glatt als pechschwarzer Rohdiamant des Genres einzustufen. Nur wenige Gruppen dieses Metiers verstehen ihr grausames Handwerk also dermaßen gut wie diese vier beißfreudigen Teufelsknechte. Kein Wunder, möchte man meinen, nachdem mir Mannevond, die bestialische Ketzerkehle der höllischen Horde, seine Vorlieben dargelegt hat.

„Da könnte ich wirklich stundenlang auflisten, so halte ich mich kurz. Eigentlich höre ich mir eine Menge differierender Stilistiken an, was bei mir von Hardcore bis diversen Elektronik-Sounds geht. Doch in erster Linie labe ich mich an dunklem, aggressivem und obskurem Klangstoff. Metal, also hauptsächlich Black, Death und Thrash, ist und war immer schon mein Liebstes, daran besteht kein Zweifel. Trotzdem existiert auf dieser Welt noch eine ganze Menge an anderer guter Musik, warum sollte ich mich in diesem Punkt limitieren?“, fragt er völlig zurecht.

Dann platzt es aus ihm heraus:

„Bands, die mir aber wirklich etwas bedeuten, sind Grand Belial’s Key, Destruction, Arghoslent, Mysticum, Autopsy, Kaospilot, Dødheimsgard, Exitium, Thorns, Totalt Jævla Mörker, Craft, Furze, Ved Buens Ende, Xploding Plastix, Tangorodrim, Terrorizer, Voivod etc. etc.“ Alles klar, keine Fragen mehr.

Jedoch eine Frage zur Bandhistorie stelle ich im Anschluss. Mannevond bilanziert: „Koldbrann wurde von mir zu Beginn des Jahers 2001 ins Leben gerufen. Ich wollte primär eine endlos kalt und hässlich klingende Black Metal-Band an den Start bringen, in bester Old School-Tradition. Gitarrist Kvass und Drummer Fordervelse stießen ungefähr ein Jahr später dazu, zusammen bilden wir drei den festen Kern von Koldbrann, obwohl schon eine ganze Menge an Musikern zu uns kamen und wieder gingen. Unser Demo „Mislyder Fra Det Nekrotiske Kammer“ nahmen wir dann Mitte 2002 auf, worauf zwei Underground-Label ansprangen, nämlich Desolate Landscapes aus Schottland und Apocalyptic Empire Records, Landsleute von uns. Mittlerweile spielten wir dann auch diverse Gigs hier bei uns in Norwegen, ein Rehearsal-Tape wurde ebenfalls fertig gestellt. Anfang 2003 nahmen wir das aktuelle Debütalbum auf, welches jetzt gerade bei euch in Deutschland wieder veröffentlicht wird. Nach den Aufnahmen für „Nekrotisk Inkvisition“ zelebrierten wir abermals so einige Live-Inquisitionen, die relevanteste war wohl eine Mini-Tour über den Balkan beziehungsweise Osteuropa. Zuletzt veröffentlichten wir eine Split-7“ mit unseren Landsmännern Ljå.”

Auch die Tonträger-Sammler sollten nun Bescheid wissen.

Mannevond knüpft noch schnell an:

„Gegenwärtig basteln wir an neuem Material und bereiten uns darauf vor, zusammen mit Endstille im Dezember 2004 Deutschland und die Niederlande mit unseren Kreationen heimzusuchen.“

Trotz allem sieht Meister Mannevond seine hämische Satanstruppe nicht als reine Darbietung der alten schwarzmetallischen Schule:

„Nein, ich würde uns nicht rein als Old school Black Metal-Band bezeichnen, schließlich wollen wir ja nicht klingen wie Sarcofago, Hellhammer oder Ähnliches. Klar, ich schätze, es kommt natürlich auch in erster Linie immer darauf an, was jemand unter dem Begriff „Old School Black Metal“ versteht. Wir sind jedoch definitiv hochgradig von Black Metal-Bands der alten Schule beeinflusst, speziell von der norwegischen „zweiten Welle“ dieser Musik. Ich habe in diesem Zusammenhang ganz speziell Gruppen wie Dødheimsgard, Thorns, Burzum und Satyricon mit ihren frühen Werken im Kopf.“

Hinsichtlich der Songtexte gibt er auch nicht allzu viel Verwertbares zu Protokoll:

„Die Leute sollen sich ihr eigenes Bild darüber machen, wir reden nicht gern über unsere Texte. Generell drehen sie sich um Hass, apokalyptische Visionen, Blasphemie, Misanthropie usw. Bislang verfassten wir die Lyrik unserer Lieder in unserer norwegischen Muttersprache, doch kann ich hier verkünden, dass zukünftig auch englische Texte in Planung sind.“

Interessant wäre es gewesen, welche Persönlichkeitsprofile und Charaktertypen wohl hinter wollüstig barbarischen Liedern wie denen von Koldbrann stehen. Jedoch: „Da kommt mir auch diesmal bestimmt nichts über die Lippen, denn das geht keinen da draußen was an. Aber sagen wir es mal so: Unsere Künstlernamen passen sehr gut zu den jeweiligen Charakteren.“

Da ich energisch nachbohre, kann ich Mannevond aber doch noch ein kurzes Statement zu seiner Attitüde abringen:

„Konkret gesagt verabscheue ich fast alles, was auf zwei Beinen geht, sowie die gesamte Stupidität, die damit einher geht.“

Und auch, was die Sache mit dem neuen Label-Deal angeht, hält sich der introvertierte Mannevond eher bedeckt.

„Ich möchte hier keine Details nennen. Der Twilight-Vertrieb war ja schon länger an uns interessiert, sie kontaktierten uns damals bereits, als unser Debütalbum zum ersten Mal veröffentlicht wurde. Als es in diesem Herbst erneut zum Kontakt kam, kam eine vertragliche Übereinkunft zustande, mit der beide Parteien bis jetzt sehr zufrieden sind.“

Wie der Sänger im Weiteren mitteilt, war das vorangegangene Interesse der Plattenfirmen an Koldbrann recht groß. „Wir waren ehrlich gesagt ziemlich überrascht, wie sehr sich die Labels um uns regelrecht rissen. So fiel es uns nicht gerade schwer, das für uns beste Angebot heraus zu fischen.“

© Markus Eck, 03.12.2004

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