Interview: | LUNAR AURORA |
Titel: | Universelle Misanthropie |
Bereits ihre beiden Demos, das 1995er „A Wandering Winterdream Beneath The Cold Moon“ sowie das aus dem Jahr 1996 stammende Nachtbekenntnis „Auf dunklen Schwingen“ taten zwei Dinge kund: Einen ergebenen Hang zu tiefgründigem und kompositorisch schnörkellosen Black Metal sowie dessen verbale Äußerung in deutscher als auch englischer Lyrik.
Das 1996er Debütalbum „Weltengänger“ trug den Namen des verschworenen Ostermünchener Teufelstrios dann erstmals auf breiterer Ebene zu Gehör.
Von den großen Schwermetallmedien seit jeher entweder beharrlich ignoriert oder herablassend belächelt, gingen die harschen Klänge Lunar Auroras jedoch schon damals vielen passionierten Undergroundfreaks direkt an die schwarzen Herzen. Für eine massive Steigerung deren Schlagtaktes sorgte nachfolgend der ´98er Albumnachfolger „Seelenfeuer“, auf welchem die Saitenknechte Aran und Whyrhd sowie Viersaiter Sindar noch um einiges energischer vom Leder zogen – Aran übernahm den Gesang, Sindar die Tasten.
1999 erschien das dritte Album „Of Stargates And Bloodstained Celestial Spheres“, dem Lunar Aurora ein Jahr später den Langspieler „Ars Moriendi“ folgen ließen. Die authentisch gehässig wirkende und emotional eiskalt erscheinende Spiritualität, welche auch dieses überaus intensive Werk versprüht, wissen einen hingebungsvoll lauschenden Hörer vollkommen in ihren fesselnden Bann zu ziehen.
Davon wieder befreit, ziehe ich im Gegenzug Whyrhd in einen Dialog hinein.
„Seit September 2002 spielt Profanatitas bei uns das Schlagzeug und er ist dabei, sich hervorragend in Lunar Aurora zu integrieren. Durch den Einstieg von Profanatitas ergab es sich, dass wir nun mit zwei Gitarren arbeiten und Sindar neben den Synths auch noch den Bass übernommen hat“, gibt er eingangs zu Protokoll.
Er erklärt weiter: „Der Bandname stammt von Aran und mir. Lunar Aurora bedeutet im wörtlichen Sinn „Mondhof“. Im weiteren Sinn sehen wir darin sowohl die sichtbare Ausstrahlung als auch das energetische Wirken des Mondes auf unsere Erde sowie auf unseren Geist und unsere Seelen. Und Black Metal bietet diese einzigartigen tiefen spirituellen Sphären, die daraus so viel mehr als nur Musik machen.“
Wie Whyrhd danach eingesteht, ist er ein eher introvertierter Typ, der sich sehr mit seinem Geist und seiner Seele beschäftigt.
„Konsum und andere Belanglosigkeiten interessieren mich wenig, da ich ein sehr einfaches und genügsames Leben führe; wirkt nach außen eher unspektakulär, aber ich versuche mich auf die wesentlichen Dinge zu konzentrieren.“
Der einzige Weg. Das neue Material birgt eine gewisse Einfachheit.
„Wir werden etwas mehr meditative Monotonie in die Musik bringen, der die wirren Songstrukturen etwas weichen mussten. Es wird aber natürlich nach wie vor 100 % nach Lunar Aurora klingen.“
Spezielle musikalische Einflüsse gibt es bei Lunar Aurora nicht, wie zu erfahren ist. Whyrhd hierzu: „Natürlich werden wir unbewusst von der Musik, die uns etwas bedeutet, beeinflusst. Alter Black Metal der 80er und 90er Jahre, sowie dunkle meditative Klänge gehören wohl dazu. Es fließen alle unsere Emotionen in unsere Musik ein, wobei natürlich die dunklen, misanthropischen dominieren. Lunar Aurora ist etwas Universelles, wir grenzen keine Aspekte aus.“
Innerhalb dieses Kontextes interessiert mich, ob mein Gesprächspartner einen persönlichen Favoriten unter den Songs seiner Band hat. „Kann ich so nicht sagen, da das von meiner jeweiligen Stimmung abhängig ist. Einmal spricht mich ein Song gar nicht an und ich finde ihn vielleicht sogar schlecht, ein paar Wochen später empfinde ich ihn als den besten Song, den wir je gemacht haben.“
Die Inhalte der Songtexte Lunar Auroras werden von Whyrhd mit den Bereichen Seele, Geist, Tod, Hölle, Feinstofflichkeit, Sphären und Welten, der Kraft und Magie des Mondes und der Sterne beschrieben.
Aran hat bis jetzt alle Cover-Artworks für die Band geschaffen, wie Whyrhd sich entsinnt.
„Er hat zudem auch für die Grabnebelfürsten-Alben die Covers gemacht. Außerdem noch das Artwork für das „Wurzelgeister“-Doppelalbum. Kann sein, dass er vor ein paar Jahren noch ein paar Demo-Cover für ein paar Bands gemacht hat, aber da erinnere ich mich nicht mehr so genau.“
Wie eingangs beschrieben, bekamen Lunar Aurora laut Whyrhd eigentlich immer recht gute Reaktionen auf ihre Alben.
„Von den Mainstream-Leuten und -Magazinen mal abgesehen, aber für die ist unsere Mucke eh nicht gedacht. Ich denke, dass unsere Musik eher in die Richtung „Lieb mich! oder hass mich!“ geht, da sie doch sehr extrem ist. Von den negativen Kritikern hörten wir meistens das leidige Thema Sound, was uns aber nur sagte, dass diese Kritik von Leuten kommt, die unfähig sind, emotional mit Musik umzugehen. Ich meine wie ernst kann ich eine Kritik nehmen in der ich nur Aussagen über den Sound höre/lese und nichts über die Musik selbst? Die positiven Kritiker lobten vor allem die gesamte Atmosphäre.“
Bei zukünftig anstehenden Konzerten haben Lunar Aurora vor, einiges an neuem Material zu spielen. „Wir werden dieses Jahr 2003 noch ein paar Gigs spielen und uns vor allem darum kümmern, die anstehenden Veröffentlichungen vom „Elixir Of Sorrow“-Album, der Split-LP mit Paysage D’Hiver und vom „Zyklus“-Album über die Bühne zu bringen, zumal ein Großteil des siebten Albums bereits steht.“
© Markus Eck, 13.09.2003
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