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Interview: MINOTAURUS
Titel: Visionär verschweißt

Mit heutzutage seltener Beharrlichkeit feilten diese Aschaffenburger Celtic Folk Metal-Barden seit 1994 an ihrer kernig klingenden Kunst, welche auf dem aktuellen dritten Studioalbum mittels eines dicken Mittelaltermetallüberzuges auffallend stabil daherkommt. Überhaupt, die vom bayerischen Untermain stammende Formation zeigt sich auf „The Lonely Dwarf“ von einer sehr vielfältigen Schaffensseite.

Mittels mordsschneidig umgesetzten Heavy Rock-Anleihen beispielsweise zockt der so beständige Sechserbund sein Hingabematerial gleichsam spritzig wie druckvoll und differenziert heraus. Eindeutig kategorisierbar sind die neuen Lieder der Gruppe jedenfalls mal wieder nicht, was ihre von Spielfreude getränkte Musik eben auch alles andere als limitiert.

Laut Sänger Oliver Klump probt seine Truppe kontinuierlich wöchentlich zweimal.

„Außer vor größeren Gigs, da kommen wir schon auf drei- oder viermal wie beispielsweise jetzt vor dem Release der neuen CD. Neben unserem eigenen Bandposter hängt im Probenraum noch eine spärlich bekleidete Frau, keine Ahnung wie die da hingekommen ist, und diverse Metal Poster von Iron Maiden, Judas Priest und Blind Guardian.“

Ihre Leidenschaften leben die beteiligten Musiker tagtäglich aus, so der Vokalist.

„Mit viel Musikhören sind wir immer zugange, oder auf Konzerten hängen wir viel ab. Daneben lesen wir überwiegend leidenschaftlich gerne Bücher, also Fantasy- und historische Romane. Ich selbst vertiefe mich zurzeit noch immer in den letzten Teil der Saga `Die Zwerge` von Markus Heitz. Da kann ich viel Inspiration herausholen.“

Innerhalb des Sextetts klappt die Kooperation sehr gut, wie in Erfahrung zu bringen ist. „Der eine hat natürlich mehr kreatives Potenzial als der andere bei uns, aber im Großen und Ganzen versucht jeder seinen Teil zu unserer Musik beizutragen, so gut es geht. Auch wenn nicht jeder das Talent zum Songschreiben hat wie unser Gitarrist Reiner, von dem ca. 95 % der Minotaurus-Songs stammen. Alles in allem passt das also schon ganz gut bei uns, denn immerhin spielen wir ja nicht zuletzt seit ganzen 15 Jahren bis auf den Drummer in der gleichen Bandbesetzung zusammen.“

In Sachen musikalische Ziele seit der Gründung der Gruppe hat sich trotzdem so einiges verändert bis heute, wie Oliver zu berichten weiß. „Vor 15 Jahren hat es als ein Spaßprojekt angefangen von dem keiner wusste, ob das überhaupt was wird am Ende. Ich hatte zuvor noch nie in einer Band gesungen, und unser Bassist Uwe, mit dem ich die ursprüngliche Gründungsidee hatte, war zwar vorher in etlichen Bands am werkeln, aber die hatten alle nur Coversongs gespielt. Und genau das wollten wir von Anfang an eben nicht! Und in den Jahren als sich unsere Visionen von Minotaurus mehr und mehr in die Realität umsetzten wurden unsere Pläne auch immer engagierter. Daraus erwuchs dann bis jetzt das was wir heute darstellen. Und das kann sich sehen und auch hören lassen denke ich, denn wer kann schon von sich behaupten so viele Jahre konsequent und unbeirrt seinen Weg zu gehen wie wir? Auch wenn es nicht immer leicht oder populär angesagt war.“

Was den Ablauf des Kompositionsprozesses bei den Aschaffenburgern angeht, so hat sich seit dem Eintritt von besagtem Griffbrettkönner Reiner nicht wenig daran geändert. Oliver hierzu:

„In der Anfangsphase waren einzig der Jochen, also unser erster Drummer, und ich daran beteiligt. Dann aber kam Reiner. Und in nicht allzu langer Zeit danach hatte er den Bärenanteil der Songs geschrieben. Und so ist das auch heute noch sowie vorher schon gesagt übernimmt Reiner sogar so circa 95 %. Den Rest des Songmaterials habe ich oder der Reiner mit mir zusammen kreiert. Die lyrischen Themen der Lieder sind auch klar bei uns, da geht es meist um Schlachten, verlorene Königreiche, tragische Liebesbeziehungen oder Mythen und Legenden. Nicht immer tiefgründig aber sehr spannend. Und manchmal kommt dann auch noch eine Anfrage von irgendwelchen hoch motivierten Nachwuchsfilmern nach einem Song für ihr Projekt, und da haben wir auch immer eine Menge Spaß dabei. Und es kommen somit klasse Videoclips für uns dabei heraus. Hierzu noch mal ein dickes Dankeschön an Lagarafa (Warriorhearts) und E(h)rlebnisfilm!“

Sind überhaupt noch Schwächen in der Band vorhanden, Oliver? „Oh ja, da gibt es etliche. Aber ich denke das geht jedem Musiker so, dass er seine Fähigkeiten verbessern will und auch muss um eben auch das Umsetzen zu können was man sich für seine Musik so vorstellt. Und unsere Stärke ist ganz klar unser stierhafter Dickschädel mit dem wir eben seit 15 Jahren versuchen jede Wand umzurennen. Das liegt uns im Blut, auch wenn es manchmal sehr dicke und schmerzhafte Wände waren! Na ja, und der sonstige Stand der Dinge: Wir arbeiten daran, nicht mehr der `Lonely Dwarf` in diesem Business zu sein. Und diese neue CD ist ein verdammt guter Schritt in diese Richtung!“

Einige Romane sind wie erwähnt durchaus eine Quelle der Inspiration für die Band gewesen. Oliver präzisiert: „Mein Lieblingsbeispiel hierfür ist auch der `Drachenbeinthron` von Tad Williams – eine unglaublich faszinierende Saga; meiner Meinung nach eine der besten Sagas in diesem Bereich überhaupt. Aber auch historische Begebenheiten haben wir schon vertont, siehe beziehungsweise höre den Song `For Scottland` auf der `Myth Or Reality`-Scheibe, bei dem es um die letzte Schlacht um die Freiheit der Schotten gegen die Engländer geht, und zwar auf dem Calledon Battlefield. Aber wir nutzen auch jede Menge frei erfundene Geschichten und Tragödien. Andere Bands haben da natürlich auch immer eine Rolle gespielt – wohl mal mehr und mal weniger bewusst, aber ich denke davon kann sich kein Musiker freisprechen, wenn er ehrlich zu sich selbst ist. Welche es sind oder waren, wurde und wird schon genug besprochen, und man hört es teilweise auch klar heraus bei uns. Das überlassen wir letztlich dann doch lieber dem Zuhörer, darüber zu spekulieren.“

Ich erkundige mich nachfolgend nach dem eigentlichen Antrieb innerhalb des Trupps, um speziell diese Art von Musik zu kreieren.

„Vielleicht sind wir ein bisschen in der Zeit hängen geblieben oder einfach nur Träumer? Wahrscheinlich beides ein wenig. Aber ist es nicht so, dass jeder gerne dann und wann aus seinem Alltag ausbricht und vielleicht ein kleines Abenteuer erleben will? Und genau das wollen wir auch mit unserer Musik. Und wenn es einigen Fans unserer Musik genauso geht, dann haben wir doch schon einiges erreicht!“

Laut Oliver lernt man dabei auch jede Menge schöne aber auch hässliche Dinge dazu kennen, die das Business so mit sich bringt.

„Und die das Vertrauen in so manch’ einen Menschen schwer erschüttern können, aber wie ich schon sagte: Wir sind auch Träumer und deshalb gehen wir immer gestärkt aus brenzligen oder unschönen Situationen hervor. Man lernt Kritik zu akzeptieren, die Dinge so zu beleuchten wie sie andere sehen und offen zu sein für gute Ratschläge von Menschen, die einem nahe stehen. Und man lernt auch, nicht allzu euphorisch zu werden, vor allem bei schönen und großen Versprechungen die man so bekommt in all den Jahren.“

Über kommende Live-Aktivitäten seiner Horde berichtet der Sänger ebenfalls noch gerne. „Als erstes steht jetzt selbstverständlich unsere Releaseparty in unserem Fokus, die wohl beim Erscheinen dieses Interviews schon fulminant absolviert wurde. Außerdem freuen wir uns auch auf das Konzert am fünften September in Steinau bei Hessen mit Freedom Call und damit auf ein Wiedersehen mit Chris Bay, der ja freundlicherweise bei zwei Songs der neuen Scheibe mitgewirkt hat. Und wir sind natürlich noch ständig am Buchen von neuen Gigs, um das neue Album auch so vielen Leuten wie möglich live darzubieten. Und wer weiß: Vielleicht klappt es ja auch mit einer kleinen Tour? Ihr werdet es erfahren!“

© Markus Eck, 13.07.2009

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