Interview: | RÊVERIE |
Titel: | Liebe zur Musik |
„Musik zu machen, das ist mein Leben, meine Leidenschaft, mein Elixier. Ohne Musik wäre ich nicht vollständig. Musik drückt für mich mehr aus als alles andere. Sie entführt mich in andere Welten, trägt mich einfach fort. Meine eigenen Gefühle in meiner Musik auszudrücken, das bedeutet mir unendlich viel“, proklamiert Multiinstrumentalist Max Leonhardt mit merklich spürbarer inniglicher Manier.
Und all das, was der überaus philosophisch veranlagte Chefdenker dieser außergewöhnlich seriös agierenden Newcomer-Gruppe da für sich so ergiebig entdeckt hat, das hört man dem aktuellen Debütalbum „Wandel“ auch ziemlich deutlich an. Denn Rêverie liefern darauf mittels vielerlei enorm tragfähiger schöpferischer Transport-Vehikel gleichsam düsteres wie elegantes Song-Material an.
Die Gruppe zelebriert mithin Lieder, deren markante eigenständige Attitüde zu dem Reiz an der Band sehr viel beizutragen weiß. So bietet das neue Langspielwerk des beflissenen Vierers allen geschmackvollen Genre-Freunden betont emotionalen Dark Metal an, der anhaltend berühren kann.
„Rêverie ist meine Hauptaufgabe. In der Band steckt so viel von meiner eigenen Identität, dass ich sie nie wirklich zur Seite legen kann. Vor der Veröffentlichung von ,Wandel‘ habe ich den ganzen Tag telefoniert, mich um Produktion, Graphik, Tour-Organisation und alles andere gekümmert. Gleichzeitig studiere ich auch noch. Diese beiden Welten miteinander zu vereinen ist eine schwierige Aufgabe und es gelingt mir nicht immer gleich gut. So viele Tage habe ich für die Band gelebt, und es wird weitergehen“, platzt es im weiteren Interviewgespräch aus Musikus Leonhardt heraus.
Auf meine nachfolgende Frage, was genau ihn denn nun als Musiker bislang ideell primär am Leben gehalten hat, kommt die Retourkutsche ebenfalls wieder prompt:
„Ganz einfach gesagt: Die Liebe zur Musik. Ich liebe es, den ganzen Tag Musik zu hören, mich in ein intensives Riff hineinzusteigern, in einer wunderschönen Melodie zu versinken, nichts anderes zu tun. Selber Musik zu machen gehört zu mir wie meine eigene Persönlichkeit, ist Teil meiner Identität. Die Aufgabe, Musik zu erschaffen, mich in ihr auszudrücken, wird mich mein Leben lang begleiten, und ich werde mich ihr ein Leben lang widmen.“
Dann will der Autor mittels einer eigentlich sehr persönlichen Frage von dem Multiinstrumentalisten wissen, was einem Menschen und Musiker wie ihm das Heiligste auf dieser Welt ist. Max denkt nach. Stille. Dann berichtet er mit wachen Augen.
„D-a-s Heiligste ist schwer festzumachen. Freundschaft und Liebe bedeuten mir unglaublich viel. Ich kann es mir nicht vorstellen, allein und verlassen zu sein. Freunde bereichern mein Leben ungemein. Musik ist mir natürlich eins der wichtigsten Dinge auf der Welt. Ohne Musik wäre alles farblos, grau, uninteressant, trist. Und auch unglaublich wichtig: Atmosphäre! Ein Leben ohne Versinken, ohne Erfüllungen wie Kunst, Natur oder Gefühl wäre nichts für mich.“
Der anschließende Diskurs behandelte die aktuelle Besetzung der Band beziehungsweise, ob diese stabil und harmonisch im Miteinander ist. „Ich könnte es mir nicht besser vorstellen. Wir sind alle untereinander befreundet, verstehen uns brillant und respektieren uns in höchstem Maße. Die In Extremo-Tour in dieser Konstellation zu erleben ist eine sehr schöne und erfüllende Erfahrung für uns alle in Rêverie“, freut er sich mit einem breiten Grinsen auf dem Antlitz, und fügt seiner Aussage an:
„Ich würde sogar sagen, es gibt keine Unstimmigkeiten, da wir alles Geschäftliche vertraglich festgemacht haben. Die Fronten sind also geklärt, gewissermaßen. Und gelegentliches freundschaftliches Hick-Hack ist schnell geklärt, da niemand von uns Lust auf Streitigkeiten hat. Ich bin sowieso dauernd erfüllt von Emotion, Begeisterung, Aufregung und Gänsehaut. Denn: Ich atme immer wieder tief durch und vergegenwärtige mir, dass Rêverie tatsächlich ein Album veröffentlicht haben. Das geht manchmal noch gar nicht richtig in meinen Kopf hinein.“
Bands, welche Rêverie für die neuen Songs auf „Wandel“ deutlich beeinflusst haben und die er ohnehin sehr gerne hört, sind laut Aussage von Max „Type O Negative, Sinamore, Lacrimas Profundere und auch Katatonia“, doch Gruppen wie beispielsweise Alcest, Lantlôs oder Agalloch haben es dem leidenschaftlichen Visionär ebenfalls angetan. Mehr: „Ich liebe atmosphärische, melancholische Musik, unter anderem auch klassische Komponisten wie Satie oder Debussy.“
Befrager und Beantworter setzten sich schließlich damit auseinander, ob soviel spürbar durchdachter musikalischer Tiefgang, der trotzdem probat als Gedanken-Anheber zu nutzen ist, für die Beteiligten eher schwer zu kreieren war.
„Nein, überhaupt nicht. Ich schreibe die Musik von Rêverie so, wie sie mir in den Sinn kommt, wie ich sie mag. Wenn ich mit einem Song eine ganz bestimmte Sache ausdrücken will, dann passiert das auch so. Wenn es nicht klappt, verwerfe ich die Idee. Ich gebe mich nicht mit Notlösungen zufrieden, da ich selbst nicht zufrieden wäre, käme so ein Song auf meine CD. Ich möchte, dass die enthaltene Nachricht auch wirklich voll und ganz im Song steckt. Alles, was ich schreibe, empfinde ich auch so. In jedem Text finden sich persönliche Eindrücke und Erfahrungen. Die Situationen sind teilweise allegorisch zu verstehen, der Kern stimmt jedoch immer. Alle Gefühle, die ich vermitteln will, alle Emotionen, die in den Texten enthalten sind, kommen aus meinem tiefsten Innern.“
Ob Rêverie die eingeschlagene stilistische Richtung genau so beibehalten werden, das kann und möchte der junge Mann nicht beantworten, wie er verkündet. „Weil ich es selbst nicht weiß. Natürlich werde ich in die eingeschlagene Richtung weiter komponieren, mich aber niemals irgendwelchen Einflüssen verschließen. Wie sich das nächste Album anhören wird, kann ich noch gar nicht sagen. Ich bin da sehr offen mir gegenüber“, entfährt es dem werten Herrn Leonhardt dazu.
Vom anstehenden Jahr 2012 erhofft sich Max primär viele tolle Live-Auftritte. Er spricht voller Hoffnung: „Vielleicht können wir auch noch das eine oder andere Festival im kommenden Sommer bespielen, das wäre schön. Ich hoffe, einige neue Fans gewinnen zu können sowie mit meiner Musik immer mehr Menschen zu erreichen. Denn es ist eine wunderschöne Erfahrung, mit anderen über meine Musik zu sprechen, über die Gefühle, die sie auslöst. Ich hoffe auch, meine Kunst weiterentwickeln zu können, immer neue Ideen zu haben - das ist mein allergrößtes Ziel.“
© Markus Eck, 12.01.2012
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