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Interview: STORMLORD
Titel: Eindrücke aus der Antike

Seit ihrer Gründung im Jahr 1991 kämpften sich diese italienischen Visionäre stetig nach oben. Und ganz oben auf der musikalischen Kompetenzliste rangiert auch ihr neues Album „The Gorgon Cult“.

Stormlord schwören nach wie vor auf ihren symphonischen und epischen Black Metal, den sie mit opulent arrangiertem Bombast verfeinern. An diesem Punkt scheiden sich oft die Geister, gerade in diesem Punkt aber haben sich die sechs römischen Sturmherren um Sänger und Gründungsmitglied Christiano Borchi in keiner Weise verändert.

„Dermaßen enthusiastisch wie derzeit waren wir ehrlich gesagt selten zuvor. Denn das allererste Mal in unserer Karriere ist eine Veröffentlichung exakt nach unseren Vorstellungen ausgefallen, sowohl musikalisch als auch in anderen Belangen“, teilt mir Christiano anfänglich erst mal seine Funken sprühende Begeisterung über das neue Opus mit.

Und nahtlos geht der Redefluss weiter:

„Schon im Studio verspürten wir eine geradezu magische Atmosphäre, welche sich während der ganzen Aufnahmen zunehmend ausweitete, was hauptsächlich an unserer guten zwischenmenschlichen Harmonie innerhalb der Band lag. Obwohl wir von Anfang an erneut in völlig demokratischer Art und Weise an die Sache herangingen, waren Diskussionen in Sachen Songwriting oder Ähnlichem für das neue Album überhaupt nicht vonnöten. Denn alle wollten wir exakt Dasselbe, egal, um was es sich auch handelte. Selbst unser Produzent Giuseppe Orlando stimmte zu jeder Zeit des zweimonatigen Aufnahmeprozesses 100 % mit uns überein. Somit ist „The Gorgon Cult“ für mich und den Rest der Band ein ganz spezielles Werk, unser reifstes Ergebnis bisher.“

Trotzdem bleiben die Jungs auf dem Teppich und sehen der Veröffentlichung ihres neuesten Albums daher mit bodenständigen Erwartungen entgegen, wie der Shouter die Vorfreude seiner Truppe relativiert:

„Die Musikwelt und ihre Verhaltensweisen sind sehr schwer bis gar nicht vorherzusagen, daher wollen wir erst mal abwarten, was passiert. Ich glaube, es ist ganz normal, dass man ein neu fertig gestelltes Werk immer als sein bestes anpreist. Es wäre ja auch sehr deprimierend, wenn dies nicht der Fall wäre. Mit „The Gorgon Cult“ haben wir auf jeden Fall etwas sehr Eigenständiges und auch sehr Qualitatives erarbeitet. So haben wir noch mehr Elemente in die neuen Songs gebettet, ohne jedoch die hauptsächlichen musikalischen Charakteristiken von Stormlord verändert zu haben. Und darüber sind wir auch sehr froh, denn das ist nicht immer einfach gewesen. Hoffentlich hören sich die Fans das Album auch mit derselben Hingabe an, mit welcher wir es kreiert haben“, wünscht sich der auskunftsfreudige Vokalist von den Anhängern solcher Klänge.

Die Hörer können sich jedenfalls auf ein abwechslungsreiches Hörerlebnis gefasst machen, wie weiter zu erfahren war:

„Wir lieben es seit Jahren, diese Art von Musik zu spielen und können es auch diesmal kaum noch erwarten, unsere neuen Stücke auf den Bühnen zu präsentieren. Trotzdem war es zu keiner Zeit Ziel der Band, sich zu wiederholen. Das hätte uns und unsere Fans doch nur gelangweilt. Auf der anderen Seite mag ich persönlich aber auch keine Bands, die sich für ein neues Album komplett verändern, und das würden wir mit Stormlord auch niemals machen. Ich bin überzeugt, die Fans werden uns das honorieren und uns die eine oder andere kleine neue Idee gönnen und auch würdigen.“

Als große Verehrer von Iron Maiden ließen es sich diese italienischen Schwarzfürsten nicht nehmen, ihren Tribut in Form der `Moonchild`-Coverversion zu bekunden.

„Ich hoffe, Iron Maiden gefällt unsere Version ihres Liedes. Es ist einer meiner absoluten Lieblingssongs und schließlich auch überhaupt der allererste Track, welchen ich im Metal überhaupt jemals zu Gehör bekam. Wir versuchten zwar, das Original-Feeling des Stücks so gut als möglich auszudrücken, doch implantierten wir auch unser spezielles Feeling als Band hinein. Ich bin sehr stolz darauf, sowohl als Musiker als auch als leidenschaftlicher Iron Maiden-Fan.“

Wir gehen nachfolgend zu den lyrischen Inhalten der neuen Stormlord-Kreationen über.

Bassist Francesco Bucci bezieht hierzu mit besonnender Stimme Stellung:

„Dieses Mal versuchte ich, die Songtexte ein wenig variabler zu gestalten, als dies in der Vergangenheit noch der Fall war. Unsere hauptsächliche Inspiration beziehen wir immer noch aus der griechischen und römischen Antike. `Dance Of Hecate`, der Titelsong `The Gorgon Cult" sowie `The Oath Of The Legion` sprechen in dieser Beziehung schon wieder eine sehr deutliche Sprache. Doch daneben vertiefte ich mich auch in andere Themenbereiche, so beispielsweise für den Song `Under The Boards (195, M.A.)`: Diesem liegen die schrecklichen Taten von Dennis Nielsen zugrunde, einem kranken Serienmörder. Er war in den frühen 1980ern um London herum aktiv und lebt noch heute, abgesichert in der Psychiatrie eines britischen Gefängnisses untergebracht. `Medusa's Coil` dagegen ist hingegen aller Vermutungen kein direkt dieses Thema abhandelnder Song, aber inspiriert hat mich dazu die alte gleich lautende Novelle des amerikanischen Autoren H.P. Lovecraft.“

Das macht mich neugierig, also lasse ich mein lockenköpfiges Gegenüber hierzu noch in die Tiefe gehen.

„Der Song und damit auch der Titel des neuen Albums sind eher eine Hommage an Medusa, deren legendäre tragische Geschichte uns als Band im übertragenen Sinne schon seit vielen Jahren verfolgt. Ihr Mythos beschreibt sie als nur allzu menschlich, wofür sie, schließlich bestraft für ihre vielen menschlichen Schwächen, letztendlich in ein Monster verwandelt wurde.“

Interessant, wie der Bassist dies interpretiert. Der Text für das Stück „Nightbreed“ hingegen ist außergewöhnlich befremdlich und persönlich ausgefallen, was aber laut Francesco sehr gut zu diesem hypnotischen Lied passt. „Die Zeilen dazu hat ein sehr guter Freund von mir geschrieben, Damnagoras. Er war der frühere Sänger von Elvenking. Heute ist er mit der Band Leprechaun aktiv, in welcher ich auch Bass spiele.“

Wie Francesco dann im Weiteren berichtet, hat auch der Titel des Instrumentals `Memories Of Lemuria` eine ganz spezielle Bedeutung. „Lemuria war zusammen mit Atlantis und Mu eine der drei großen, verlorenen Zivilisationen. Der Song hat das Ambiente eines großen Soundtracks. Er ist imstande, einen im Geiste zu den goldenen Küsten von Lemuria mit fort zu nehmen.“

© Markus Eck, 30.03.2004

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