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Interview: SUIDAKRA
Titel: Spannende Kooperation

Für das zwölfte Studioalbum ging Gitarrist und Sänger Arkadius Antonik mit seinen Mitstreitern einmal mehr ungewöhnliche Wege.

Heraus kam dabei ein in vielerlei Hinsicht ganz besonderes Werk. Und die 13 Songs auf „Realms Of Odoric“ stellen nicht nur von der Spieldauer her das umfangreichste Album der gesamten Bandgeschichte dar.

Auch thematisch bietet der epische Celtic Metal der flexiblen Formation diesmal eine Fantasy-Story der außergewöhnlichen Art. Arkadius arbeitete hierfür mit dem bekannten belgischen Coverkünstler Kris Verwimp sehr eng zusammen. So basiert die heroisch aufgeladene Konzeptgeschichte auf „Realms Of Odoric“ erstmalig bei Suidakra nicht auf historischen Fakten.

„Neben den Aktivitäten und Touren für Suidakra sind die beteiligten Musiker alle noch in unzähligen Projekten involviert, was selbst die größten Fans nicht wissen“, so Arkadius, „da viele Projekte nichts mit der Band zu tun haben oder nicht für die große Öffentlichkeit bestimmt sind. Das sind Projekte mit anderen Audio- und Video-Künstlern, mit Universitäten oder der Filmbranche. Bei unserem neuen Suidakra-Album haben wir diesmal mehrere unserer Projekte miteinander verbunden. Anfang des aktuellen Jahres ist uns die Idee dazu spontan in den Kopf gekommen und wir waren sofort Feuer und Flamme dafür, weil es wieder ein neues Kapitel, eine neue Herausforderung und Weiterentwicklung für uns war. Wir haben uns sozusagen mit all unserer Routine auf neues Terrain begeben.“

Wie fühlt es sich für den Frontmann an, diese neue, für Suidakra ganz besondere Veröffentlichung an den Start zu bringen? „Für mich war jede Veröffentlichung immer etwas Besonderes, weil wir bei jeder immer wieder neue Aspekte und Weiterentwicklungen eingebracht haben. Auch von diesem Album bin ich voll überzeugt. Die erste Gänsehaut bekomme ich selbst schon beim Betrachten des Covers. Ich bin stolz, Teil dieser Sache zu sein.“

Die außergewöhnliche Idee, die Fantasy-Story als thematische Grundlage für ein ganzes Album zu verwenden, gestaltete sich laut Arkadius als ein natürlicher Prozess. „Kris und ich, wir starteten 2013 ein gemeinsames Artwork/Soundtrack-Projekt namens ,Realms Of Odoric‘. Kris hatte die Idee dazu, nachdem er einige meiner orchestralen Kompositionen gehört hat. Für mich war und ist es ein Ritterschlag, dass ich mit ihm an diesem Thema gemeinsam kreativ arbeiten kann. Ende 2014 veröffentlichten wir unser Debütalbum über MDD Records. Als irgendwann das Songwriting zum Neuen Suidakra-Album vor der Tür stand, dachte ich, statt erneut Kelten, Pikten oder sonstige ,Suidakra-typische‘ Thematiken zu vertonen, wäre es an der Zeit sich an ein völlig anderes Konzept zu wagen. Und was wäre da besser gewesen als unser Projekt auf ein anderes Level zu bringen? Ich finde es spannend im Gegensatz zu dem Orchester-Projekt, wo ich mich instrumental ausleben kann, einige der musikalischen Themen mit einer Metal-Band umzusetzen, weil es eine völlig andere Herangehensweise ist.“

Kris ist bekanntlich ein sehr großer Suidakra-Fan und begleitet die Formation schon einige Jahre auch als Coverzeichner.

Arkadius zeigt sich voll des Lobes und der Wertschätzung:

„Kris ist ein Visionär, wie wir keinen zweiten kennen und ich glaube wir sind größere Fans von ihm, als er von uns. Er besitzt unfassbare Fähigkeiten für die Lyrik und das Artwork und wir können seine Gedankenwelt musikalisch umsetzen. Jeder Text, jedes Bild, jeder Song entsteht in engster Zusammenarbeit mit ihm und es wird nichts veröffentlicht, womit nicht beide Seiten zu 100 Prozent mit der Umsetzung zufrieden sind. Das ist das größte und kostbarste Ziel eines Künstlers. Und da dies gegeben ist, hatten bisher alle der vielen Abwerbungsversuche anderer Bands bei Kris keinen Erfolg.“ [lacht]

Sowohl das erste orchestrale Realms Of Odoric-Album als auch der neue Suidakra-Longplayer behandeln das gleiche Konzept: Das erste Zeitalter, basierend auf Verwimps erstem Comicbuch „The Wall Of Doom“.

„Der lyrische Unterschied liegt darin dass auf dem orchestralen Album die Ereignisse erzählt und die einzelnen Völker und Charaktere vorgestellt werden. Und auf dem Suidakra-Werk wird erzählt was die einzelnen Charaktere denken und fühlen. Der Unterschied ergibt sich auf der verschiedenen Kompositionsweise, denn ein klassisches Orchester ist anders aufgebaut als eine Metal-Band. Die lyrische Geschichte von ,Realms Of Odoric‘ ist dermaßen umfangreich mit so vielen Geschichten und Völkern, dass man dieser Geschichte nicht einmal annähernd gerecht wird, wenn man im Interview ein paar Sätze dazu verliert.“

Eine Songauswahl gibt es bei Suidakra seit Jahren nicht mehr, wie der Axeman und Shouter erzählt.

„Da wir Konzeptalben gestalten, also eine fortlaufende Geschichte auf jedem Album erzählen, muss jeder Song auf den Text maßgeschneidert sein. In Hollywood wäre eine Romantikkomödie mit Horrorsoundtrack möglich, aber sinnlos. Bei unseren ersten Platten haben wir auch noch munter Songs geschrieben bis wir genug Zeit für ein Album zusammen hatten und uns dann überlegt wie viele davon in welcher Reihenfolge veröffentlicht werden. Diese Arbeitsweise hat uns aber irgendwann gelangweilt. Wir wollen in erster Linie inspirieren und nicht einfach nur entertainen, wie man neudeutsch sagt. Da gibt es genug andere Bands, die das besser können als wir“, entfährt es Arkadius mit einem erneuten, beherzten Lachen.

Was erwartet die geneigten Hörer seiner eigenen Einschätzung nach auf musikalischer Ebene auf der ,Neuen‘? Mir gefällt neben den dramatischen Facetten der - erfreulich flüssig ins Ohr gehenden - Songs und den Dual/Chorgesängen vor allem der schön verspielte Folk-Anteil dabei.

„Vielen Dank für deine positiven Worte. Wir wollen dem Hörer eine spannende musikalische Reise bieten, in die er gedankenfrei eintauchen kann. Selbst die Fans, die uns seit Jahren begleiten, werden sich die CD nicht nur kaufen, um ihre Sammlung zu komplettieren. Wir nehmen sie mit in die Suidakra-Welt, in der sie sich auskennen und wohl fühlen, in der sie aber auch überrascht werden mit einem weiten Horizont.“

Die Frage, worauf genau es ihnen bei ihrer Musik am allermeisten ankommt, haben sich Suidakra ehrlich gesagt nie gestellt, so informiert der Gitarrist und Sänger.

„Vielleicht am Anfang der Karriere, als es neben dem Songwriting die Hauptaufgabe war, unsere Instrumente sauber und tight spielen zu können. [lacht] Wir können heute aus dem Vollen schöpfen und gehen völlig unvoreingenommen an unsere Musik heran. Wir haben eine große Erfahrung beim Umgang mit unserer Musik und gönnen uns die Freiheit, alles genauso so umzusetzen, wie wir es wollen. Wir haben hohe Ansprüche an uns und unsere Musik, müssen aber zum Glück keinem etwas beweisen. Wenn das anders wäre, würden wir ganz sicher keine CDs mehr veröffentlichen.“

Die eigentliche Stärke von Suidakra liegt auch gegenwärtig darin, so Arkadius, dass alles möglich ist. „Und dass wir somit für alle Ideen offen sind. Es gibt keine persönlichen Eitelkeiten unter den Musikern, das Endprodukt steht über allem. Suidakra ist keine Band im eigentlichen Sinne. Die Band besteht aus einem Kern, der aber beliebig erweiterbar ist. Sowohl live, als auch und vor allem im Studio. Wir werden nicht auf ein Stilmittel verzichten, weil wir zum Beispiel nicht so singen können, wie wir es in einem bestimmten Part gerne hätten. Bevor wir darauf verzichten, holen wir uns lieber einen Musiker dazu, der dies perfekt umsetzen kann. Auf dem neuen Album haben wir mit fünf Sängern gearbeitet, was zeigt, welche musikalische Spanne das Album allein auf diesem Gebiet hat. Eingebettet in brachialen und akustischen Gitarren kommen dazu traditionelle und klassische Instrumente, Samples, Folk-Elemente und Songstrukturen die mit den Stimmungslagen spielen.“

Da die Bandmitglieder über ganz Deutschland verteilt leben, sind viele Parts durch verschiedene Personen an verschiedenen Orten zu unterschiedlichen Zeiten digital ausgearbeitet worden.

„Zum Glück gibt es in der digitalen Welt diese Möglichkeiten. Vieles ist aber auch während einer Tour oder lebendig und laut in unserem Proberaum in beautiful Düsseldorf entstanden.“

Das Grundgerüst des gesamten Songwritings für das neue Material entstand laut Arkadius in circa drei Monaten, da das lyrische Konzept schon vorhanden war.

„Simultan haben wir alle Songs vorproduziert und immer wieder verfeinert, bis sie für uns perfekt waren. Abgeschlossen ist dieser Prozess dann aber tatsächlich erst, wenn unser Produzent Martin Buchwalter uns fragt, ob wir kein Zuhause haben. Dann verlassen wir nach Tagen des Daueradrenalins sein Gernhart Studio wieder und verteilen uns in alle Himmelsrichtungen.“

Die Zusammenarbeit der Musiker für die neue Suidakra-Veröffentlichung klappt perfekt, freut sich der Mann. „Vielen Dank an dieser Stelle an jeden Künstler, der diesem Album sein Herzblut gegeben hat und es somit möglich gemacht hat! Ich fühle mich geehrt mit so vielen außergewöhnlich begabten Künstlern zusammen arbeiten zu dürfen.“

Für die neue CD trägt Arkadius keinerlei Erwartungshaltung in sich, weil sie für ihn persönlich perfekt ist, wie er wissen lässt. „Damit ist das Kapitel abgeschlossen und ich kann mich neuen Projekten widmen. Was ich mir persönlich aber nach jeder CD immer wünsche ist, unsere Fans rund um die Welt in unseren Konzerten wieder zu treffen und in ihren Gesichtern zu sehen, dass wir bei dieser Musik die gleiche Energie spüren. Es gibt nichts Besseres!“

© Markus Eck, 25.04.2016

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