Interview: | THY PRIMORDIAL |
Titel: | Dem Tod verfallen |
Der schwindelerregend schnelle Hyperspeed-Black Metal dieser aus echten Könnern bestehenden Schwedenschwadron ist von atemberaubender Vehemenz.
Die martialische Musik von Thy Primordial ist daher glatt in der Lage, dank ihrer abartigen, freigesetzten unheiligen Kräfte alles, ja, sogar die Sonne zu verdunkeln.
Das sinistre Nordquartett steht seit 1994 im Zeichen des Bösen und erregte 1997 einiges Aufsehen in der Schwarzmetallgilde, als Thy Primordial als Debütanten mit dem technisch tadellosen Albumgemetzel „Where Only The Seasons Mark The Paths Of Time“ gleich vom Fleck weg zu gefallen wußten.
Nach längerer Kampfpause und einem damit verbundenen Labelwechsel schlagen sie jetzt wieder macht- und kraftvoll zu: „The Crowning Carnage“, das neue und gleichzeitig fünfte glühende Langeisen ist vollendet.
Und als wäre die Zeit seit dem letzten Fulltimer „The Heresy Of An Age Of Reason“ stehen geblieben, kultiviert der inbrünstige Schwedenverbund seinen krassen Stil wieder einmal zu elitären Graden hinauf.
Tieftöner, Maincomposer und Anführer Jonas Albrektsson, den man auch von Niden Div.187 und Indungeon her kennt, ist der Tod scheinbar ständig auf den Fersen.
So ist das morbide Gesamtkonzept von „The Crowning Carnage“ laut Statement von Albrektsson erneut Gevatter Tod gewidmet.
„Es hat mich eigentlich schon immer sehr gereizt, mich damit zu befassen. Ja, und es befriedigt mich sogar regelrecht, über den Tod und seine vielfältigen Erscheinungsformen dann auch noch Songs zu schreiben. Wenn er dem Einen oder Anderen auch noch so grausig erscheinen mag und er in der Weltgesellschaft nach wie vor ein absolutes Tabuthema ist, so betrifft er doch das gegenwärtige Leben und ist höchst präsent in allen historischen und religiösen Belangen usw. Der Tod ist daneben gleichermaßen Realität als auch Fiktion und das ist nicht auch zuletzt ein gewichtiger Grund, mich dafür zu begeistern.“
Und das wird sich so schnell auch nicht ändern, wie in Erfahrung zu bringen ist. „Ich werde auch zukünftig bizarre Lieder über den Tod schreiben, was immer einen ungefähren Anteil von 90 % in den Songs von Thy Primordial hat.“
Dabei ist solcherlei Vorgehensweise keinesfalls ein therapierendes Aggressionsventil oder Ähnliches für Jonas, wie er offenbart.
„Nein, ich will damit keine inneren Ängste kompensieren oder abgründigen dunklen Emotionen Ausdruck verleihen. Ich will einfach das Sterben und seine damit verbundene Dunkelheit reflektieren, sei es durch unsere Lyrik oder auch durch unseren Sound. Wir wollen dramatische Gefühle wie immensen Schmerz, grenzenlose Todestrauer, endloses Leid und immerwährende Qual eines ständigen ruinösen Verfalls auf Erden wiedergeben. Wobei es mit Worten und Musik jeweilig aber nicht allein getan ist, um einer so großen Sache wie dem Tod entsprechend gerecht zu werden: Wir versuchen daher, mit unseren Songs insgesamt gleichwertige beklemmende Emotionen zu kreieren.“
Nachdem Thy Primordial nun schon seit fast acht Jahren am erschaffen ihrer Suizidalpoesie sind, ist es für den sterbefanatischen Viersaiter auch recht schwer geworden, sich noch exakt der ideellen Anfänge und Triebfedern der Band zu entsinnen.
„Es ist echt hart, sich daran noch zurück zu erinnern. Beeinflussende Truppen kann ich da auch keine nennen. Wir waren natürlich schon seit wir denken konnten Black Metal-Fans, für die es nie etwas anderes gab als so zu spielen. Und haben daher auch schon seit jeher unser dunkelstes Innerstes in unseren Songs zum Ausdruck bringen wollen. Obwohl uns die norwegische Black Metal-Szene zwar auch in unserem Entschluß bestärkt hat eine Band zu gründen, sind wir dennoch vom Start weg stur unseren eigenen künstlerischen Weg gegangen und machten es auf unsere Weise. Das ist es auch, worauf es für uns letztendlich ankommt.“
Die Titelgebung „The Crowning Carnage“ spricht schon Bände; aber nicht nur der Albumtitel hat einiges zu sagen, wie Jonas berichtet.
„So heißt auch der Titelsong, der das anfänglich Erklärte in Perfektion wiederzugeben weiß. Obwohl es für die Hörer von Thy Primordial mitunter schon recht schwierig sein kann, meinen lyrischen Vorgaben zu folgen. Aber ich mag es auch keinem zu leicht machen, sie zu interpretieren und schlußendlich zu verstehen. Ich möchte viel mehr mit meinen Gedanken zum weiterführenden kreativen Nachdenken anregen. `The Crowning Carnage` behandelt das ultimative Ende allen Lebens. Der `perfekte` und alles beendende Tod ist die eigentliche lyrische Essenz, welche ich beim Schreiben des Stücks im Sinn hatte. Mir gefiel der Text und der Song dann nachfolgend so gut, daß wir uns schließlich entschlossen, das Album so zu taufen. Es war eine gute Wahl, denn das Stück kann stellvertretend für das ganze Album und das Gesamtkonzept der Band gesehen werden.“
Die vier Dunkelmänner sind daher alles andere als oberflächlich bei der Sache, so der Bassist, und sie haben ihre tieferen Gründe, diese Musik zu spielen.
„Für uns ist es von mental enorm stärkendem Wert, uns durch unsere Musik zu äußern. Unser Stil ist der einzig wahre. Metal, welcher den Tod verherrlicht, muß unserer Ansicht nun mal einfach endlos grausam, schnell und furios sein. Sei es nun Black- oder von mir aus auch Death Metal. Extreme Musik mit dem richtig `tödlichen` Konzept ist das Entscheidende. So denken wir nun mal und deswegen erfahren wir eine tiefe innere Befriedigung beim Spielen unserer Kreationen. Glücklicherweise teilen wir als aufeinander eingeschworene Individuen diese Ansicht. Sonst wäre es uns als Bandgemeinschaft auf Dauer auch gar nicht möglich, diese extreme Musik mit solcher Leidenschaft und Hingebung zu spielen. Aber anders kann man auch sowieso keinen überzeugenden Black Metal machen.“
© Markus Eck, 10.02.2002
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