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Interview: VIRGIN STEELE
Titel: Barbarische Romantik

Als 1985 in Form von „Noble Savage“ ein zeitlos zauberhaftes und schatzgleiches Epic US Metal-Album erschien, schienen die New Yorker um Ausnahme-Vokalsirene David DeFeis ihren absoluten kreativen Zenit erreicht zu haben. Die nachfolgenden Jahre sollten meiner Vorahnung Recht geben, obwohl der Name Virgin Steele nach wie vor für oberbombastische und herrlich majestätische Schwermetallkunst bürgt, die mit der edelklanglichen Schärfe einer mehrfach gehärteten Schwertklinge einhergeht.

Als die berühmte Gruppe im Oktober des Jahres 1981 von Gitarrenwunder Jack Starr ins Leben gerufen wurde, ahnte der alsbald dazu gestoßene und bis heute mit übermenschlicher Leidenschaft musikalisch aktive DeFeis wohl nicht ansatzweise, was unter dem Bandnamen noch alles auf die künstlerischen Beine gestellt werden sollte. Mit Gitarrist und Jugendfreund Edward Pursino, welcher nach einem damaligen Abbruch der Kooperation irgendwann Mr. Starr ersetzte, arbeitet DeFeis seit vielen Jahren ebenso ergiebig wie gleichfalls erfolgreich zusammen.

So ließen die beiden Helden sich für eine Listening-Session auch gemeinsam über den Atlantik fliegen, um am 22. Mai im schwäbischen Winterbach beziehungsweise im dortigen House Of Music-Studio ihr neuestes Dramatikerepos „Visions Of Eden“ vorzustellen.

Und so begebe ich mich am Morgen des betreffenden Tages bei allerschönstem Wetter in den scheinbar mit jeder Fahrtminute mehr und mehr hin und her wackelnden Bummelzug Richtung Stuttgart, von wo aus ich mittels nervig vollbesetzter S-Bahn erwartungsvoll nach Winterbach übersetze.

Endlich dort angekommen, gabelt mich eine freundliche Dame des Plattenlabels mit einem komfortablen PKW auf und transferiert mich zu den nahe gelegenen House Of Music-Hallen. Dort sind neben den Promo-Damen und Musikern bereits sämtliche eingeladenen Schreiber anwesend und machen ausgiebig von den offerierten Snacks und Durstlöschern Gebrauch.

Ich bin also eindeutig der letzte Gast, auf den alle ungeduldig warten, was massive Erinnerungs-Rückblenden an meine gesamte Schulzeit in mir wach werden lässt.

Solchermaßen schmunzelnd, trete ich dann rasch mit der ganzen Meute in den extra in die Pflicht genommenen Präsentationsraum des Studios. Wo sonst gemixt wird, dass die Regler durchdrehen, erschallen im Weiteren die Tracks des neuen Epiktellers „Visions Of Eden“.

DeFeis und der überraschend kurzhaarige Pursino machen es sich vor dem Mischpult bequem, dem angereisten Auditorium betont Lässigkeit und Coolness signalisierend, während wir Tastentipper es uns an den umliegenden Holzwänden des gemütlich eingerichteten Schallraumes gemütlich machen.

Unter uns gesagt: Für mich ist es ein geradezu elektrifizierendes Erlebnis, den Mann, die Person, den Künstler, höchstpersönlich aus nächster Nähe erleben zu dürfen, welcher das eingangs erwähnte Zauberalbum „Noble Savage“ einst kreierte.

Und das nach all den Jahren, nach all den zutiefst berauschenden Hörerlebnissen mit dieser einzigartigen Referenzscheibe. Dementsprechend latent nervös fühle ich mich. Meine einzige und zugleich allergrößte Befürchtung ist eben, dass der New Yorker Großmeister der packenden Falsettgesänge und der abartig dramatischen Kompositionen eine arrogante oder anmaßende Persönlichkeit an den Tag legen könnte.

Dass meine diesbezüglichen inneren Ängste jedoch absolut unberechtigt sind, dafür sorgt ein erfrischend herzlicher David, von dessen freundlichem und zuvorkommendem Gebaren sich nicht wenige Musikerkollegen eine dicke Scheibe abschneiden können.

Apropos Scheibe, die Kompositionen der „Neuen“ von Virgin Steele werden im Weiteren in angemessener Lautstärke durch die Speaker gepustet. Und nach den eher zwiespältigen Virgin Steele-Tonträgern der letzten Jahre wurde endlich mal wieder ganze Arbeit geleistet, das offenbart sich recht schnell.

Die vorläufige Tracklist lautet: „Immortal I Stand (The Birth Of Adam)“, „Adorned With The Rising Cobra“, „The Ineffable Name“, „Black Light On Black“, „Nepenthe (I Live Tomorrow)“, „Bonedust“, „Angel Of Death“, „God Above God“, „The Hidden God“, „Childslayer“, „When Dusk Fell“, „The Torture´s Of The Damned“ und abschließend der Titeltrack „Visions Of Eden“.

Meine Song-Favoriten in Sachen Eingängigkeit und Power sind eindeutig „Immortal I Stand (The Birth Of Adam)“ und „Childslayer“. Interessant: Während die Lieder laufen, zeigt sich David vollkommen ergriffen von seiner eigenen Kunst. Stellenweise kann er sich nicht mehr halten und fuchtelt mit den Armen wie ein Dirigent diverse Takte mit. Köstlich anzusehen, und bei mir viel Sympathie für den kleinen Mann mit der gigantischen Stimme auslösend.

Geboten wird typischer, klassisch-epischer Virgin Steele-Stoff, der überraschender Weise nicht wenige der größten bisherigen Stärken der gesamten Bandgeschichte massiv zitiert. Immer wieder durchzogen von eher langatmig anmutenden Songmomenten, für die der geneigte Hörer wohl etwas mehr Zeit investieren muss, bis er sie in ihrer Gänze zu erfassen imstande ist. Auf den kraftvollen Endmix darf man also mehr als gespannt sein.

Laut David ist das aktuelle Album „Teil einer zweiteilig geplanten Veröffentlichung, Teil zwei wird in absehbarer Zeit erscheinen.“ Thematisch geht laut Lockenschopf DeFeis um „Paganismus und Gnostizismus, die Entweihung und Ausrottung der alten Götterordnung, veranschaulicht an der Geschichte Liliths und altertümlichen Sumerer-Mythen.“

Da gilt es für mich, bei einem gemeinsamen Fläschchen Bier, schon ein wenig genauer nachzuhaken. „Es geht auch darum, wie der großen Götter- beziehungsweise Erdenmutter ihre Spiritualität mit den Jahrtausenden immer mehr geraubt wurde, also um die schrittweise bis zum heutigen Tage vollzogene Zerstörung des Heidentums. Anstatt dessen wurde der Menschheit durch das Christentum ein Gottvater ins Gewissen gebrannt, unter dessen globaler Herrschaft es der Menschheit jedoch immer schlechter ergeht. Ich glaube also beileibe nicht an Christus als eine Gottheit – für mich ist er vielmehr eine mythologische Figur, wenn auch eine ziemlich interessante.“

Er selbst ist jedoch kein bekennender Heide im klassischen Sinne, wie mir Mr. DeFeis in aller Offenheit im Gespräch bekennt.

Seiner Ansicht nach existieren viel zu viele klassische Göttersagen, um sich nur mit einer zu befassen.

„Jede der alten Überlieferungen und Sagen hat Interessierten eine Unmenge Philosophisches und Spirituelles zu bieten. Was jedoch das Heidentum, also die uralten Naturreligionen anbelangt, so sind diese auf jeden Fall vielen anderen Glaubensrichtungen vorzuziehen. Denn sie stehen für vollkommene Naturverbundenheit und ein Leben in Einklang mit der Umgebung, in der man lebt. Das gefiel mir schon immer.“

In Sachen geschichtsträchtiger Thematiken hat sich also nicht das Geringste bei Virgin Steele verändert, soviel steht fest. Apropos, unverändert faszinierend und reizvoll ist auch des Meisters einmalige Metal-Röhre. Dieser kommentiert hierzu:

„Danke für das Kompliment. Ich rauche nach wie vor nicht, trinke lediglich ab und zu ein paar Gläser Rotwein. Auch für ein gutes Glas Scotch-Whiskey bin ich vor dem Essen immer zu haben. Daneben ernähre ich mich so gut es geht gesund. Diese Rezeptur scheint auch ganz gut zu funktionieren, was die Qualität meiner Stimme anbelangt“, scherzt der sehr sympathisch auftretende Sänger abschließend.

Mit „Visions Of Eden“ zeigt sich Altmeister und Sirenensänger David DeFeis also mal wieder von einer musikalisch eher stärkeren Seite. Höchste Zeit wird es, möchte man meinen, denn die letzten paar Tonträger aus dem für Qualität wohlbekannten Hause Virgin Steele vermochten gerade die alten Anhänger der amerikanischen Sonderstatus-Band nicht gerade zu hypnotisieren.

Doch dieses Mal verhält es sich anders: Der bekannter Maßen bereits schon lange Jahre im Schwermetallsektor aktive New Yorker Ausnahmekünstler und unbestritten geniale Songwriter mit der stimmstarken Erscheinung ließ seinen Emotionen und Sehnsüchten deutlich hörbar vollkommen freien Lauf.

Denn Mr. DeFeis und seine Musiker-Mannschaft liefern auf diesem überwiegend richtig zupackenden Langspieler herzschweren und in allen Gefühlslagen hochintensiven Epic Heavy Metal mit geradezu unweigerlich betörenden Dramatikermelodiken. Da mein Interesse an den Entstehungs- und sonstigen Hintergründen von „Visions Of Eden“ dementsprechend groß ist und ein gut gelaunter David mir auch eine Menge dazu mitteilen will, gerät unser Interviewgespräch im Weiteren zu einem wahren Fest.

Ich frage nach, wie David sich fühlt, wenn er an das vorliegende Endergebnis denkt. Der Meister offenbart: „Ich fühle mich echt großartig, vor allem, weil ich bis vor zwei Tagen nochmals ausgiebig im Studio zugegen war und das Album klanglich komplettierte. Die Promo-Version der CD, welche die Journalisten vorab zum Arbeiten bekommen haben, differiert schon ein wenig zum finalen Produkt. Es wurden dort auch noch diverse Remix- und Remaster-Geschichten gefahren. Endlich ist alles komplett geschafft, ich kann es nun kaum noch erwarten, die CD samt ihrer Aufmachung in meinen Händen zu halten.“

Im Weiteren stellt DeFeis unmissverständlich klar, dass er trotz meiner teilweise heftigen Kritik an seinen letzten Alben kompromisslos hinter selbigen steht. Ein gewöhnlich für Musiker nicht ganz leicht abzuwickelnder Diskussions-Topos wird auf diese Weise von ihm mit verblüffender Routine absolviert.

„Das, was auf den vorherigen Scheiben von Virgin Steele zu hören war, entsprang jederzeit meinem Urinneren. Es war jeweilig ganz genau das, was ich machen wollte. Ich habe da nichts konstruiert, noch waren die Songs aus kommerziellem Kalkül heraus oder sonstigen Beweggründen entstanden. Für mich ist es von großer Relevanz, dass meine Lieder und überhaupt alles, was ich im Leben mache, immer hundertprozentig meinem jeweiligen ehrlichen Trachten entspringen. Sicher, es waren in der Vergangenheit schon eher ungewöhnliche Klänge von mir unter dem Signet Virgin Steele zu vernehmen, worauf ich auch nicht gerade selten mit haufenweise negativen Kritiken konfrontiert wurde. Doch das ist mir ehrlich gesagt ziemlich egal. Ich bin ja nicht erst seit gestern dabei. Wem soll ich denn noch irgendwas beweisen, außer mir selbst? Ich kann daher mit jeder Form von Kritik an meinen Kompositionen sehr gut leben. Mit der Zeit härtet man da enorm ab, das kann man mir getrost glauben“, gibt der Meister mit lakonischer Lässigkeit im Tonfall zu Protokoll.

Für das neue Album „Visions Of Eden“ kombinierte er laut eigener Aussage eben jene genannten, für Virgin Steele eher unorthodoxen Gestaltungs-Parts mit der rauen Heavyness der guten alten Tage seiner Truppe.

„Ich wollte die stilistische beziehungsweise künstlerische Direktive der letzten Alben nicht verleugnen, soviel stand für mich vorab vor dem Kompositionsprozess fest. Aber ich wollte dazu auch mal wieder richtig geilen und direkt ins Gesicht schlagenden Heavy Metal machen, Metal eben, wie ich ihn schon viel zu lange nicht mehr kreiert hatte. Und überraschend schnell fand ich wieder zurück zu der ewig lodernden Flamme in mir, welche das Feuer für episches Schwermetall immer wieder blitzschnell entzünden kann“, freut sich ein lachender David in enormem Maße, den eigenen Idealen ergeben und deutlich hörbar enthusiastisch für seine Sache sprechend.

Da wir gerade beim Thema Komponieren sind, hake ich sogleich dementsprechend tiefer bei meinem Interview-Partner nach. Und wie von dem redseligen New Yorker Talent dazu in Erfahrung zu bringen ist, hängte sich dieser beim Erstellen der Lieder für „Visions Of Eden“ mächtig ins Zeug.

„Mann, ich sage dir ehrlich, ich habe mir wirklich den Arsch aufgerissen. Ich bin diesmal bereits im Vornherein mit einer verdammt hohen Qualitätsvorgabe an die Sache rangegangen, habe mich regelrecht verbissen in meinen eigenen Ansprüchen. Nicht, dass ich sonst in der Vergangenheit eher salopp an meinen Stücken gearbeitet hätte, aber für dieses neue Album hatte ich mir eben vorgenommen, mal wieder so richtig in die Vollen zu gehen.“

Solcherlei Aussagen werden dick unterstrichen von dem Fakt, dass DeFeis nicht wenige von eigentlich bereits fertigen Kompositionen nach einiger Zeit wieder komplett verwarf und völlig neu anfing. „Mit der Zeit steigerte ich mich da wirklich rein. Ich saß nächtelang an meinem Piano und trank so einige Gläser Rotwein – es schien eine Zeitlang sogar, dass ich überhaupt keine vollends befriedigenden Resultate erzielte, die meinen angestrebten Zielen nahe waren. Doch irgendwann kriegte ich dann glücklicher Weise doch noch die Kurve und meine Selbstkritik regulierte sich auf ein konstruktives Maß zurück. Von da an entstanden beinahe täglich neue gute Ideen, welche sich überwiegend hervorragend zu Liedern zusammensetzen ließen.“

Seine ungewöhnliche Arbeitweise dabei dürfte nicht wenige Leser ziemlich überraschen, ja, wahrscheinlich mitunter sogar zu anhaltendem Staunen anregen:

„Ja, auf diesem Gebiet bin ich ein unheilbarer Purist, der gerne nach der alten Schule vorgeht. Ich habe beim Komponieren immer einen alten kleinen und beschissenen Kassettenrecorder neben meinem Piano stehen, auf dem ich das Gespielte aufnehme. Manchmal fülle ich in einer Spiel-Session Dutzende der Dinger mit musikalischen Fragmenten – das hinterher alles zu verwenden beziehungsweise zusammenzustückeln, ist oftmals noch viel schwerer als das Komponieren an sich. Ich habe es immer schon so gemacht und werde diese Art der Ideen-Aufnahme wohl auch nicht mehr ablegen. Nicht selten habe ich haufenweise dieser Tapes gleich mit ins Studio genommen und dann dort mit meinen Mitmusikern weitergemacht. Hinter mir liegt jedenfalls mal wieder ein ganzes Stück Arbeit; vor allem, wenn ich die lange Zeit im Studio zum gesamten Songwriting-Prozess mit dazu addiere.“

Die Zeit der Aufnahmen im Tonstudio für „Visions Of Eden“ war für die gesamte Band trotz aller Anstrengungen erneut eine tolle Sache, so David. „Wir waren schließlich ein verdammt gut aufeinander eingespieltes Team. Und das wird man den finalen Aufnahmen auf der kommenden CD deutlich anhören, da bin ich mir ganz sicher. Vor allem mit meinem langjährigen Freund und Gitarristen Edward Pursino gestaltete sich die Kooperation im Studio wieder mal bestens. Wer im Booklet des neuen Albums etwas genauer herumstöbert, wird dann auch genau sehen, wer von uns wann in welchem Song welches Instrument gespielt hat; da werden sich vereinzelte Überraschungen auftun.“

Da unser ebenso bemerkenswert harmonisches wie thematisch überaus ergiebiges Gespräch auch im Folgenden wiederholt in die Belange der veröffentlichten Album-Historie von Virgin Steele tendiert, lasse ich David den bisherigen Katalog an Alben bei der Gelegenheit persönlich kommentieren.

„Das bereits 1982 erschienene gleichnamige Debütalbum sowie der ein Jahr später auf dem Markt gekommene Nachfolger „Guardians Of The Flame“ waren und sind eigentlich bis heute nicht so mein Ding. Vieles war damals noch viel zu unausgereift, die Musik ist auch nicht typisch für Virgin Steele beziehungsweise das, was ich danach so alles gemacht habe. Ich habe mir die Dinger selbst auch nie wieder angehört, da ich viel zu unzufrieden damit bin. Von ganz anderem Kaliber geriet dann ja das 1985er Album „Noble Savage“, welches ein Riesenerfolg wurde. Es enthält Klassesongs, eine Klasse-Produktion, Musiker wie Sänger in absoluter Hochform – eben ein verdammt energievolles Hammeralbum, nach wie vor. Man könnte fast sagen, die Scheibe stellt einen Meilenstein auf der Landkarte des epischen Metal dar. Das war für mich der eigentliche Start von Virgin Steele.“

Als dann drei Jahre später, im Jahr 1988, der Langspieler „Age Of Consent“ auf den Markt kam, war der vokalstarke Kehlenartist regelrecht geschockt, wie er sich zurückerinnert.

„Ich dachte mir, das wäre das Ende meiner Kariere. Die damalige Erstpressung dieses Albums war in vielerlei Hinsicht eine Katastrophe, vor allem auch klanglich. Ganze Song-Segmente wirkten darauf irgendwie billig zusammengeschustert. Schuld daran war ein großer Zwiespalt in der damaligen Bandbesetzung: Einige meiner Mitmusiker wollten nämlich musikalisch viel lieber in die stilistische Richtung damaliger erfolgreicher Bon Jovi oder Mötley Crüe gehen, womit ich natürlich überhaupt nicht einverstanden war. Ausgeprägte Disharmonie zwischen uns, auch im Studio, war die unabdingbare Folge davon, worunter die Produktion der Platte leider erheblich zu leiden hatte. Doch ich Dickkopf setzte meinen kreativen Willen vollends durch. Daher war ich wirklich heilfroh, als es dann 1997 endlich in angemessener Form mit diversen Bonus-Tracks erneut veröffentlicht wurde; ich meine, die Scheibe enthält nicht zuletzt auch einige der allerbesten Virgin Steele-Stücke überhaupt bisher.“

Als dann 1993 „Life Among The Ruins“ in den Musik-Shops stand, war die Lage auch nicht viel anders. „Ich beziehungsweise die Band, wir standen ja gewissermaßen vor einem Neuanfang. Der Manager wurde beispielsweise zuvor gefeuert, das Line-Up hatte sich geändert etc. Also beileibe keine leichte Situation für eine Metal-Truppe. Wir waren sehr gespannt auf die Reaktionen der Hörer, wussten wir doch selbst nur allzu gut, dass wir auch mit dieser Platte kein zweites „Noble Savage“ erreicht hatten. Letztendlich geriet alles noch ziemlich gut mit „Life Among The Ruins“. Die beiden Alben „The Marriage Of Heaven And Hell Part One” (1995) sowie „The Marriage Of Heaven And Hell Part Two” aus dem Jahr 1996 wurden ziemlich erfolgreich, und das aus gutem Grund: Sie enthalten haufenweise gute und typisch epische Virgin Steele-Songs, nicht wenige davon zeitloser Natur. Ich gestaltete die zwei Alben bewusst so episch und so heavy wir nur möglich.“

„Invictus“ aus dem Jahr 1998 sowie „The House Of Atreus Act One” von 1999 und die 2000er Veröffentlichung „The House Of Atreus Act Two” trugen gleichermaßen experimentelle Züge.

„Ja, Ich probierte eine Menge darauf aus und verwirklichte Ideen, die vorher nie zum Zug kamen. Dies behielt ich auch bei „The Book Of Burning” in 2002 sowie für das 2002er Album „Hymns To Victory” bei. Alle diese eher experimentellen Werk waren nicht ganz so erfolgreich wie frühere Sachen, doch ich stehe wie gesagt voll und ganz dahinter. Und ob ich mit dem aktuellen Epos „Visions Of Eden“ wirklich an alte Erfolge anknüpfen kann, werden ohnehin erst die Plattenverkäufe zeigen. Ich bin jedenfalls wie immer mit meiner Arbeit dafür hochzufrieden. Allein das zählt für mich, um als Künstler geistig am Leben zu bleiben. Und ich fahre gut mit dieser Einstellung. Nicht umsonst bin ich noch immer dabei, aktiv und mit Passion Musik zu machen, nach all den vielen Jahren im Business.“

Virgin Steele – ein stets glanzvoller Name, der noch immer für kompositorisch hochkarätige und epischste Schwermetallkunst vom Allerfeinsten steht.

© Markus Eck, 30.05.2006

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