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Interview: ZORN
Titel: Krankheitserreger Mensch

Anfang des Jahres 2000 gründete sich im Stuttgarter Raum eine gespenstisch verschworene Black Metal-Formation, deren zukünftiges Klangspektrum sich primär an den anfänglichen Idealen dieser extremen Musikrichtung orientieren sollte: Zorn.

Entsprechend ursprüngliche Attitüde, und dies sowohl in Sachen Image als auch instrumenteller Natur, füllte bereits ihr enorm druckvoll bollerndes Debütalbum „Schwarz Metall“, ein immens rohes Musikwerk voller sämtliche Religionen verachtender Charaktergrundzüge.

Nun ist der Albumnachfolger fertig gestellt. „Menschenfeind“ ist sein Name und barbarisch gehässige Vehemenz sein böses Programm.

„Mit „Menschenfeind“ sind wir sehr zufrieden. Alles lief dieses Mal etwas besser als noch bei „Schwarz Metall“. Und für die Aufnahmen zu „Menschenfeind“ waren wir auch nur ein Wochenende im Studio zugange. Persönlich stehe ich mehr auf rauen Sound, was in einem Studio nicht immer gelingt. Was wir daher versuchen werden, ist, unsere nächsten Alben im Proberaum aufzunehmen. Ich denke, dass uns der raue und ungeschliffene Sound mehr Aggressivität verleihen wird. Im Studio ist alles sehr steril. Fremde Technik beispielsweise, an der man sich nicht auskennt, usw. Außerdem stehen wir dann nicht unter Zeitdruck, niemand lenkt uns ab und wir können unabhängiger arbeiten“, berichtet Höllen-Drummer und Dämonensänger Sabnock aus dem Basislager seiner Band.

Das inhaltliche Konzept von Zorn wird sich seiner folgenden Aussage nach auch in Zukunft nicht ändern.  

„Es besteht kein Mangel an Ideen und Songs. Wir haben genügend Kompositionen in der Hinterhand, die wir mit der Zeit veröffentlichen werden. Bisher steht aber noch nichts fest, da noch nichts aufgenommen ist und wir noch nicht wissen, wann dies sein wird.“

Eine Veröffentlichungspause nach dem Debütalbum „Schwarz Metall“ haben Zorn seiner Meinung nach eigentlich nicht gemacht.  

„„Menschenfeind“ wurde genau ein Jahr später, nach „Schwarz Metall“ aufgenommen. Aber da unsere vorherige Plattenfirma Last Episode Records Pleite ging, hatte sich eben alles etwas verzögert. Nach den Aufnahmen von „Menschenfeind“, haben wir als Session-Members für die Band Mord an Songs gearbeitet. Bisher gab es nur ein paar Tape-Kopien von Mord, die an engere Freunde gegangen sind. Des Weiteren haben wir auch an neuem Liedgut für unsere nächsten Zorn-Alben geprobt. Das Konzept und die Musik hat sich bei uns nicht geändert. Bis auf den Wechsel im Line-Up ist alles beim Alten geblieben.“  

Und Sabnocks folgender Aussage nach benennen die anhaltend wütenden Schwarzmetaller Zorn ihre bestialische Stilistik wie gehabt.  

„Wir titulieren unsere Musik weiterhin als Terror Black Metal. Deshalb, weil die Texte sehr oft extremer Natur sind. Songs wie `Kriegserklärung an die Menschheit`, `Panzerzorn`, `In Flammen`, `Triumphmarsch Zorn`, `Die Gegenoffensive` oder auch `Faustschlag` verurteilen die Pein des schwachen Daseins. Zwei der Songs auf der neuen Platte sind schon damals während den Proben zu „Schwarz Metall“ entstanden. `Endsieg` und `Mordlust` waren das. Ich kann aber nicht viel darüber sagen, was unseren Gitarrist Nachtschatten beim Komponieren dieser neuen Songs damals inspiriert hat. Denn er ist ja für die Riffs verantwortlich, ich hingegen spiele die Drums und mache die Vocals. Was mich bei der Erstellung der Texte inspiriert, ist der Hass gegen die Menschheit sowie die Verachtung des Christentums.“  

Wahrlich knallharter Tobak, den der schwäbische Zornesmensch da von sich gibt. So hake ich hinsichtlich der neu dargebotenen krass-lyrischen Botschaften nach.  

„Unser Song `Endsieg` handelt davon, wie die Natur sich aller Lebewesen auf diesem Planeten entledigt. Vorwiegend gegen den Krankheitserreger Mensch, welcher sich gegen Naturgesetze stellt. Die Menschen haben sich von ihrer Natur, ihrem Ursprung entfernt. Deshalb wird die Natur zum Gegenschlag ausholen. Darum geht es bei `Endsieg` und um nichts anderes. Black Metal war nie tolerant, muss intolerant sein und es auch bleiben: Gegen Feinde. Sonst ist es kein Black Metal. Wer mit christlicher Nächstenliebe sympathisiert, hat nichts im Black Metal zu suchen“, stellt er lautstark für sich fest und fügt die Frage an: „Wo sind unsere ureinstigen Kulturstätten? Wer hat sie zerstört und verbannt?“  

Der Schlagwerker hängt seinen Ausführungen in aller Entschlossenheit an:  

„Die Menschen haben eine dermaßen wirksame Gehirnwäsche bekommen, dass sie es nicht mal selbst bemerken. Massenmedien müllen die Leute heutzutage mit geistigen Dreck zu. Wie auch mit christlicher Nächstenliebe. Wie bereits zuvor von mir gesagt, gewisse Dinge in unseren Songs sind einfach gerechtfertigt“, betont er.  

Und Sabnock stellt anschließend gleich noch unmissverständlich für alle Zweifler klar:  

„Wir spielen Black Metal. Wenn jemand dies anders sehen will, wird er es sowieso tun. Wir haben schon einmal erwähnt, dass wir keine Band sind die irgendein Blatt vor den Mund nimmt.“  

Und speziell seinen Mund macht mein Gesprächspartner nicht nur bei der Vokalisierung der Songs ganz schön weit auf, wie er im Vorherigen offenbarte.  

Und nach wie vor wird es keine Live-Konzerte von Zorn geben, wie abschließend konsequent verkündet wird.  

„Nachtschatten und ich sehen keinen wirklichen Nutzen darin, anderen ihr tristes und unwürdiges Leben zu bereichern. Außerdem haben wir beide auch keinen Drang, uns in irgendeiner Form zur Schau zu stellen. Erstens gibt es genügend andere Bands, die diese Clown-Rolle perfekt übernehmen. Zweitens locken Konzerte häufig Leute an, die mit der Ideologie des Black Metal überhaupt nichts zu tun haben oder sich jemals zuvor mit der Materie beschäftigten. Der Sinn sowie die Ideologie des Black Metal sind heutzutage fast schon abhanden gekommen. Die meisten Leute – dies ist meine persönliche Erfahrung, die ich machen musste – wollen dort Spaß in ihrem Wurm sein haben. Sie wollen Spaß im Leben, oder Freude, Freundschaften knüpfen, Party feiern usw. Ich hasse diese Party-Generation! Ist dies der Sinn des Black Metal jemals gewesen? Ich denke nicht! Zorn werden niemals vor einem Publikum auftreten. Es würde uns nur anekeln!“

© Markus Eck, 26.09.2003

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