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Interview: AMOK VEDAR
Titel: Misanthropische Symphonien verzweifelter Bestialität

Amok Vedar stellen eine der talentiertesten und besten Black Metal-Bands dar, die der deutsche Underground dieser Musikrichtung überhaupt kennt.

Ihr betont abwechslungsreiches Songmaterial ist herrlich mitreißend. Die Truppe brilliert darin mit wirklich bezaubernden Melodien, ausufernd opulenten Arrangements, vielen symphonischen Momenten menschenfeindlicher Hassausbrüche und druckvoll rasender Instrumentierung.

Die entfesselte Schwarzhorde gründete sich im Sommer 1999 aus versierten Musikern der Berliner Metal-Szene. Jedes Bandmitglied lässt seine individuellen Prägungen und kreativen Visionen eines düsteren Klangbildes in die Musik einfließen, so dass daraus unnachahmlicher, hochanspruchsvoller Black Metal mit stellenweise forcierten gotischen Anleihen entsteht.

Maschinengewehrartiges Drumming muss genauso dabei sein wie eingängige Taktwechsel und die eingangs erwähnten aufwühlenden Melodien. Donnernde Blast Parts und zutiefst atmosphärische Keyboardpassagen verbinden sich mit vor schwarzer Obsession überschäumender räudig-diabolischer Vokalisierung.

Die bizarre und regelrecht paralysierende dunkle Tonkunst von Amok Vedar reflektiert tragisches Verderben, grenzenlosen Hass, unerfüllte Sehnsucht, unbeschreiblichen Seelenschmerz und ewigliche Verdammnis. Kurz: Amok.

Ihr in Eigenproduktion auf die Beine gestelltes Minialbum „Seelenfriede“ vollzieht jedes Mal aufs Neue eine Dauerrotation in meinem CD Player.

Ich kann daher nicht länger warten und muss das gehässige Düsterensemble aushorchen.

Die Band beantwortet meine Fragen in Gemeinschaft. Und Amok Vedar offenbaren sich nachfolgend als ebenso selbstbewusste wie sympathische Formation, die das durch ihre Musik entstandene positive Gesamtbild auch intellektuell zu festigen weiß.

Wann wurde Amok Vedar denn gegründet – von wem und mit welchem Ziel?

„Das ist eine lange Geschichte... Los ging alles, als sich Hordas 1998 mit seinem Schlagzeug in einen Proberaumkeller eingemietet hat. Damit verbunden waren auch einige Vorläuferprojekte von Amok Vedar, die jedoch alle nie so richtig in Fahrt gekommen sind. Das lag daran, dass damals die Musiker nicht die nötige Ernsthaftigkeit an den Tag gelegt haben, um wirklich produktiv etwas zu machen. In diesem Zeitraum hat Hordas auch Trakon angesprochen – er hatte ihn bei einem Vorspiel im klassischen Klavier gehört und war begeistert von seinem Können. Trakon war auch begeistert – von der Idee eine harte und dunkle Musik mit Keyboards zu machen. Aber es fehlte an Gitarristen, Bassern und Sängern – und auch an Equipment. So kam es, dass Trakon am Anfang Gitarre gespielt hat. Das ging so weiter, bis sich die beiden entschlossen, einen Aushang zu machen – nach dem Motto: Musiker gesucht. Seitdem war Nidhogg in der Band. Kurze Zeit später kamen Misanthrop und Desyderia auf dem selben Weg dazu. Doch die Geburtsstunde von Amok Vedar lag sicherlich an dem Tag, als die Band im Sommer 1999 zum ersten Mal zusammen geprobt hat. Seither ist es das Ziel, musikalisch anspruchsvollen Black Metal zu spielen. Mit jedem Bandmitglied kam aber eine gewisse musikalische Beeinflussung hinzu. Das sind Gothic Elemente auf der einen Seite und `Prügel` Elemente auf der anderen Seite. In der jetzigen Besetzung mit Aargandvain und Desyderia spielen wir seit September 2000 beziehungsweise Januar 2001 – und dabei wird es wohl auch bleiben!“ Das wollen wir doch auch schwer hoffen!

Wo kommt ihr denn her beziehungsweise aus welchem Stadtteil in Berlin?

„Wir kommen aus allen Himmelsrichtungen. Hordas und Trakon kommen aus Rudow, Misanthrop aus Neukölln, Aargandvain kommt aus Steglitz, Desyderia aus Friedrichshain und Nidhogg aus Tiergarten. Bis auf Desyderia und Nidhogg sind alle Ur-Berliner.“

Woher leiten sich eure interessanten Pseudonyme ab? „Die meisten Namen sind kreative Eigenschöpfungen.“

Also überwiegend individuell angelegte Künstlernamen bei Amok Vedar. Was bedeuten sie für den jeweiligen Träger?

„Wie gesagt – meistens handelt es sich um kreative Eigenschöpfungen und haben von sich aus keinen Sinn. Mit den Pseudonymen das ist so eine Sache. Bevor wir das Demo aufgenommen haben, hatten wir oft die Diskussion, ob wir Pseudonyme benutzen sollten, oder nicht. Es war eine 50/ 50 Entscheidung, die wir treffen mussten, weil die CD in Druck ging und unser Image stehen musste. Jeder hat also den Namen gewählt, mit dem er sich identifizieren konnte. In der Tat ist es ein Hilfsmittel, um sich völlig in die Persönlichkeit der Bühnenperson zu verwandeln.“

Ich habe mir schon lange keine Veröffentlichung mehr in die Ohren gepresst, die mich gleich so mitgerissen hat, wie „Seelenfriede“! Habt ihr euren Stil 1999 schon gleich gefunden oder habt ihr das Klangbild Stück für Stück erarbeitet?

„Wie schon beschrieben, hat sich der Stil aus den verschiedenen Einflüssen der Musiker entwickelt. Und die Mixtur ergibt sich daraus, wie stark sich jeder in die Songs einbringt. In letzter Zeit werden unsere Songs stärker von `Hau-drauf` Elementen bestimmt.“

Das macht einen doch immens neugierig auf neue Stücke. Wer waren eigentlich die anfänglichen musikalischen Idole?

„Das ist von Musiker zu Musiker sehr unterschiedlich. Für einige von uns gibt es keine musikalischen Grenzen (für die andern sind sie jedoch umso stärker...). Nidhogg beispielsweise findet alles genial, was in irgendeiner Weise etwas düsteres, brachiales und melancholisches an sich hat – ganz egal von welchem Musikstil das nun kommt. Bezogen auf die Musik von Amok Vedar zählen aber Dimmu Borgir und Cradle Of Filth ganz sicher zu seinen Idolen (allerdings nur aus musikalischer Sicht). Denn Bands, in denen hohe musikalische Fertigkeiten und trotzdem noch die pure Dunkelheit zu hören ist, gibt es wenige. Viele Bands scheiden für Nidhogg aus, weil sie entweder zu einfache Musik machen, oder weil sie durch zu komplizierte Melodien alles kaputt machen. Trakon wiederum orientiert sich auch stark an der Klassik – das kommt sicherlich auch durch sein Musikstudium. Zu seinen Idolen gehören ganz sicher Bands wie Nightwish und Children Of Bodom. Hordas ist der Altrocker unter uns. Die Motivation zum Schlagzeug spielen hat er sich aus den Alben von AC/DC geholt. Misanthrop kann es nicht schnell genug sein. Genauso wie Aargandvain assoziiert er Marduk mit Black Metal und mit den Einflüssen, die er in die Band bringt. Desyderia kommt unter anderem aus der Gothic Metal-Ecke. Allerdings darf es da nicht zu ruhig werden – das war schließlich ein Grund, warum sie zu Amok Vedar gekommen ist. Bands wie Aeternus, Tristania, Vintersorg, Cradle Of Filth und Samael gelten als Haupteinflüsse für ihr Schaffen bei Amok Vedar.“

In der Tat eine gesunde Mischung an Einflüssen, die da genannt wird. Mir gefallen alle genannten Acts sehr. Ja, auch die australischen Dauerrocker! Leider herrscht gerade im Black Metal überwiegend immer noch ausgeprägt dogmatisches und einseitiges Denken. Wie steht ihr zur heutigen Black Metal-Szene im Allgemeinen?

„Nun ja – wir machen eigentlich keinen Hehl daraus, dass es uns hauptsächlich um die Musik und die Show geht! Das sind zwei Sachen, die bei vielen anderen Black Metal-Bands nach unserer Meinung in den Hintergrund rücken. Die Black Metal-Szene ist nach unserer Erfahrung recht durchwachsen – auf regionaler Ebene gibt es sehr verschiedene Interpretationen davon, was Black Metal überhaupt bedeutet. Und wenn der Punkt erreicht ist, dass auf der Bühne nur noch Krach produziert wird und es nur darum geht, so `extra-evil` wie nur möglich zu sein, dann ist das eine Erscheinung von Black Metal, mit der wir nichts mehr zu tun haben. Nichtsdestotrotz haben wir die Erfahrung gemacht, dass die Szene und vor allem das Publikum wieder stärker zusammenhält. Wir haben bei den verschiedensten Gigs viele Leute kennen gelernt, mit denen man sich sachlich und konstruktiv über die Szene und die Musik unterhalten konnte. Und was die Clubs angeht – da haben wir in letzter Zeit auch sehr gute Erfahrungen gemacht. Die Veranstalter tun eigentlich alles Menschenmögliche, um ein Black Metal-Konzert so professionell wie möglich durchzuziehen – und das trotzt der finanziellen Not, die hier und dort herrscht.“ Gut zu wissen!

Im Booklet der „Seelenfriede“ CD sind Namen wie Minas Morgul, Saxorior, Destination, Aeba, Farsot und Other Voices erwähnt.

„Zuerst einmal: Other Voices ist keine Band sondern eine Zeitschrift. Mit den erwähnten Bands haben wir mitunter sehr gute Konzerte gespielt – allesamt von der Sorte, denen es mehr um die Musik geht. Hinzuzählen muss man auch Eminenz, mit denen wir in Sachsen gespielt haben – sie und ihr Publikum haben sich als äußerst fair erwiesen. Eine Band mit der wir auch äußerst gern zusammen spielen, sind Hidden In The Fog. Nach unserer Meinung sind sie viel zu wenig beachtet – sie sind musikalisch ein Hochgenuss!“

Hidden In The Fog, wirklich ein großartiger Bandname, Kontakt wird also so schnell als möglich aufgenommen!

Wie gestaltet sich euer Kontakt zu den genannten Bands?

„Wie schon gesagt – über irgendwelche Umwege sind wir zum Kontakt mit diesen Bands gekommen und spielen vor allem miteinander. Das läuft nach dem Motto ab, dass die eine Band für die andere einen Gig klarmacht, wofür sich die andere dann revanchiert.“ Vorbildlich.

Mit welcher Band habt ihr den engsten Kontakt?

„Mit Destination haben wir schon allein deswegen einen sehr engen Kontakt, weil wir uns den Proberaum teilen. Vom musikalischen her sind es aber doch Hidden In The Fog. Wir kommen mit ihnen nicht nur auf musikalischer Ebene klar – die Chemie stimmt einfach auch an der Biertheke!“ Na, dann mal hoch die Trinkhörner und Prost!

Welche Releases beziehungsweise Demos habt ihr bisher ausgearbeitet?

„Naja – herausgearbeitet haben wir eigentlich nur `Seelenfriede`. Ursprünglich hatten wir noch das `Live 'N Loud` – Release - aber das war nur ein Live-Auftritt zusammen mit Aufnahmen aus dem Proberaum. Es war einfach ein enormer Bedarf an Tonträgern vorhanden, weshalb wir uns entschlossen hatten, die `Live 'N Loud`-CD rauszubringen, bis wir das `richtige` Demo produziert haben. Das war aber eine sehr schwierige Geburt, da immer irgendetwas schiefgegangen ist. Meistens hat es daran gehangen, dass auf irgendwelche Leute kein Verlass war, oder innerhalb der Band die Kohle gefehlt hat. Schließlich haben wir beschlossen, die Sache so professionell wie möglich aufzuziehen und richtig Geld für die Aufnahmen auszugeben. Dabei herausgekommen ist `Seelenfriede`.“ Ziel erreicht, ohne Zweifel.

Was ist euer derzeitiges musikalisches Ziel mit Amok Vedar? „Wir wollen die musikalische Arbeit noch verfeinern – das betrifft Melodieläufe und Speed. Viele Stücke erscheinen uns aus heutiger Perspektive noch nicht ausgereift. Es müssen einige i-Tüpfelchen ergänzt werden.“

Ich drücke die Daumen für allerbeste Resultate – obwohl ich mir dahingehend bei euch ja überhaupt keine Sorgen mache.

Wie nah seid ihr denn in euren Augen (Ohren) derzeit dran?

„Wir machen Fortschritte. Einige Stücke wurden schon bearbeitet, bei neuen Songs versuchen wir, gleich all das einzubauen, was uns bei den anderen Songs fehlt. Dabei achten wir aber auch immer darauf, dass die Musik nicht zu kompliziert wird – ganz im Gegenteil: Weniger ist mehr – das ist unsere Devise! Fazit: erreicht haben wir diese Ziele noch nicht – da muss noch einiges getan werden.“

Ich finde die Stücke, die ich von euch aufgrund der CD kenne, aber schon sehr eingängig. Zumindest war ich sehr schnell damit vertraut. Wenn ihr da also noch einen draufsetzt, haut es mich wahrscheinlich mit Schwung vom Hocker!

Der multipel exerzierte Screech/Growl/Cry-Gesang bei in euren Kompositionen ist wirklich abartig variabel anzuhören. Es war bestimmt ein ganzes Stück aufwändige Übungsarbeit, den genau so auszufeilen, oder?

„Ursprünglich hatten wir mal zwei Sänger – je einen für die Growl- und einen für die Screech-Parts. Der hat uns aber zusammen mit unserem damaligen Gitarristen ganz schön tief in der Scheiße sitzen lassen – sie haben die Band verlassen. Und wir wussten, dass Misanthrop auch alles Tiefe kann – nur eben nicht gleichzeitig. Bei den Aufnahmen haben wir dann ziemlich spontan entschieden, wo genau wir die Parts mit Kreischen und Grunzen machen. Nachdem aber ein Text vorhanden war, haben wir die Struktur des Gesangs gemeinsam ausgetüftelt – auch, was gekreischt und gegrunzt werden muss – nur eben ursprünglich mit zwei Sängern, was das Vorstellungsvermögen erheblich erleichtert hat. Live ist allerdings das Problem, dass der Gesamtsound nicht auf beide Stimmsounds abgestimmt werden kann, wodurch das tiefe Grunzen meistens untergeht.“ Kenner und Liebhaber hören es bestimmt trotzdem heraus...

Welchen inneren Gefühlen wollt ihr mit euren Songs Ausdruck verleihen?

„Das ist ganz unterschiedlich – Hordas beschreibt das gerne mit Menschenhass oder zumindest Hass auf all die Leute, die sich ihm immer wieder in den Weg gestellt haben. Viele der Texte sind solchen Leuten gewidmet. Andere aus der Band verbinden eher das schwarze in ihrer Seele mit der Musik und für ganz andere geht es nur um die Musik und um die Kompensation von Aggressionen und tiefschwarzen Gedanken.“ Hört sich gut an.

Wie seht ihr die weitgehend unerträglich kranke Weltsituation?

„Tja, was meinst Du denn mit Weltsituation?! Eigentlich kann man nur sagen, dass wir alle mitunter stark unterschiedliche Sichtweisen auf die Welt haben. Wo wir uns aber einig sind, ist, dass Arbeitsämter, Universitäten und Politiker den Arsch offen haben!“

Das sowieso, haha – man sollte allen diesen „kompromisslos pflichtbewussten und stets grenzenlos aufrechten“ Staatsdienern eigentlich kochende Jauche in die genannten Körperöffnungen reingießen.

Ist die weltliche Lage in euren Augen ein Produzent dunkler und hasserfüllter Emotionen?

„Wir denken, die dunklen und hasserfüllten Emotionen resultieren eher aus ganz persönlichen Erfahrungen. Es ist nicht die Weltsituation, die uns sauer macht, sondern der tägliche Dreck, mit dem man konfrontiert wird – sei es Stress mit dem Chef, Stress mit Freunden und Bekannten oder der alltäglichen Ignoranz, mit denen man als Black Metaller in der Öffentlichkeit konfrontiert wird.“

Da sollte man aber aufrecht erhobenen Hauptes drüberstehen – auch wenn dies beileibe nicht immer so leicht ist wie es sich sagt. Und wie wird es eurer Ansicht nach auf dem so unsäglich geplagten Planeten Erde weitergehen?

„Ganz klar: Ein großer Krieg wird uns alle vernichten! Die Menschheit wird sich am Ende selbst zugrunde richten.“ Wir sind uns also einig. Was für eine ewiglich gerechte Ironie des Schicksals: Der Mensch kam durch einen immensen Zufall auf diesen prachtvollen Planeten, wofür er endlos dankbar sein sollte.

Doch was macht der Homo Sapiens, diese törichte und so leicht verführbare Kreatur?

Er löscht sich und seinen Lebensraum aus primitivsten und niedersten Beweggründen langsam aber sicher selbst aus.

Leid tun können einem nur die wenigen spirituell andersdenkenden Individuen und die unzähligen Tiere, die darunter zu leiden haben. Ein Drama ohne scheinbares Ende.

Was bedeutet der Titel „Seelenfriede“ für euch?

„Das hat etwas mit dem gleichnamigen Songtitel auf der CD zu tun. Die Seele kann erst in Frieden ruhen, bis mit gewissen Arschlöchern abgerechnet wurde – oder allgemein formuliert: In den Songs auf der CD werden Situationen beschrieben, in denen man offenen Rechnungen begleicht. Sei es die innere Verfolgung diverser Persönlichkeiten bis hinter die Grenzen von Raum und Zeit in Seelenfriede, sei es das beklemmende Gefühl von Gefangenheit im eigenen Sumpf tiefschwarzer Emotionen, dem man sich nur durch den Freitod entledigen kann (Sumpf), sei es wie in `Psychopathic` musikalisch ausgemalter Verfolgungswahn oder der Weltschmerz, der in `A.V.E.D.U.` nur durch das Ende der Welt zum erliegen kommen kann. Es geht also um Situationen, in denen die Seele Ruhe findet – es geht darum, wie man den Seelenfrieden herstellen kann.“ Zufrieden, wer ihn findet und dauerhaft erhalten kann.

Erlangt man den inneren Frieden eurer Meinung nach erst mit der – selbstgewählten – Weltflucht, dem Tod? „Das ist situationsabhängig – sicherlich gibt es Situationen, wo es nicht nur scheinbar keinen Ausweg gibt. Die Mehrheit von uns versucht aber immer noch einen Weg zu finden. Trakon sieht das ganz anders: Er fragt sich, ob er überhaupt Frieden sucht! Ist es denn so, dass man zum Leben unbedingt einen inneren Frieden braucht? Das wäre nach Trakons Ansicht einfach nur langweilig!“ Da kann man drüber nachdenken.

Woher stammt der Bandname Amok Vedar und was hat er zu bedeuten?

„Es ging uns beim Bandnamen darum, nicht irgendwelche Abwandlungen von lateinischen Namen zu benutzen. Ansonsten ist die Herkunft unseres Bandnamens ein kleines bandinternes Geheimnis. Es sei nur soviel gesagt: Mit Latein hat das ganze nichts zu tun und Amok erklärt sich bei unserer Musik von selbst!“ Akzeptiert.

Wer schreibt die Songs bei euch? „Das ist eine Sache, die wir gemeinschaftlich erledigen. Irgendjemand der Melodieinstrumentalisten kommt mit einer Idee an, die dann entweder gemeinschaftlich für gut oder als Mist befunden wird. Meistens klingen die Sachen aber erst, wenn auch die anderen Instrumente dazu spielen – und so probieren wir, bis der, der die ursprüngliche Idee hatte, zufrieden ist. Dann kommen noch die kreativen Einfälle der anderen hinzu – irgendwas kann man immer noch besser machen. Es ist eine manchmal endlose Geschichte von Ideen und Probieren rund um eine Idee herum.“

Wie haltet ihr es mit dem Komponieren? Ihr habt echt viele feine Melodien, die mich vollkommen in ihren Bann gezogen haben.

„Siehe oben. Wir machen das gemeinschaftlich. Mitunter stehen auch Forderungen an den neuen Song am Anfang. Beispielsweise ist `Glückseligkeit` (ein neuerer Song von uns und wohl das Härteste, was wir im Repertoire haben) auf diese Weise entstanden: Es sollte ein Song werden, der richtig reinhaut!“ Ich brauche das Lied so schnell als möglich!

Wer schreibt die Lyriken für die Lieder bei Amok Vedar? „Viele der Texte sind von Hordas. In (noch) nicht so zahlreicher Form sind aber auch Texte von Trakon, Misanthrop und Nidhogg vorhanden.“ Und worum geht es in euren Texten?

„Eine Auswahl hast du ja schon vorher lesen können – aber das beschreibt eigentlich das, was in vielen Texten der Fall ist. Neuerdings probieren wir auch, hasserfüllte Gefühle in eher abstrakten Dingen darzustellen. Bei `Schwarze Flut` beispielsweise wird anhand der Gewalttätigkeit von Wassermassen alles beschrieben, was an inneren Aggressionen zu sagen ist!“

Wie steht ihr zu okkulten Thematiken?

„Wir haben genug eigene Themen und finden auch andere Wege, innere Situationen darzustellen. Die Beschäftigung mit Okkultem wird in der Szene ja mehr und mehr zur Mode. Von Modetrends aber lassen wir uns nicht mitreißen – wir finden auch unseren eigenen Weg!“

So soll es sein. Was bedeutet Satanismus für euch?

„Soll doch jeder tun, was er will – aber Katzen sollten vielleicht am Leben bleiben! Ansonsten haben sich einige von uns damit näher beschäftigt und sehen das nur als eine Ersatzreligion an – wir sind überzeugte Atheisten!“

Von wem stammt euer nonkonformes und sehr gut gelungenes Bandlogo?

„Ein guter Freund von uns – Ray – hat das Bandlogo entworfen. Er ist ein absoluter Meister, wenn es ums Zeichnen geht. Er hat aber nicht nur das Bandlogo für uns entworfen. Auch der schreiende Engel auf der CD ist von ihm und auch die gezeichneten Rahmen im Inlay. Obwohl er eine Vorliebe für blutige Bilder im Stil von Jon Zig oder Vincent Locke hat, hat er das Inlay an unsere Musik angepasst. Ray fängt gerade an zu tätowieren. Also: Wenn ihr Motive braucht oder direkt zu ihm wollt, dann tretet mit uns über amokvedar@amokvedar.de in Verbindung!“

Welche Konzeption liegt dem Amok Vedar-Logo zugrunde?

„Wir haben Ray einfach nur gesagt, dass es fies aussehen muss und man es aber noch lesen können muss. Irgendwelche Symbole wollten wir bewusst nicht drin haben. Und dann hat er losgelegt. Es war ein ganzer Stapel von Ideen, die er dann schließlich mitgebracht hat. Eine davon hatte uns besonders gefallen – wegen diesen Verwebungen, die fast wie Spinnennetze aussehen. Und diese Variante ist es dann auch geworden!“

Woher stammt die stimmungsvolle Coverfotografie von „Seelenfriede“? Sieht super aus. „Das ist unterschiedlich. Das Titelbild zeigt einen Sumpf an der Ostsee – genauso wie die Rückseite des CD Inlays. Das Grabmahl auf der Rückseite steht auf einem Friedhof in Berlin. Das Innenfoto vom Inlay stammt von einem Gebiet an der Oder.“

Was sollen diese Bilder euren Hörern speziell vermitteln?

„Man muss sagen, dass wir die Fotos nicht für diesen speziellen Zweck angefertigt haben. Vielmehr haben wir diese Bilder aus einem relativ großen Fundus ausgesucht. Bei den Motiven geht es darum, dass möglichst viel Kälte und ein Gefühl von Tod herüberkommt. Das Titelfoto beispielsweise stellt ja einen kahlen, sumpfigen Wald dar. Irgendwie hat das etwas von einem Krieg, der das Laub gerodet hat. Der Sumpf im Inlay verkörpert dieses Motiv auch – nur eben aus natürlicher Perspektive. In diesem Sumpf geht eben alles unter. Und nicht zuletzt heißt ja auch ein Titel auf der CD `Sumpf`. Zu dem Backcover Bild auf dem Friedhof kann man aus dieser Perspektive des Todes ja nicht mehr viel beisteuern. Es sei aber soviel gesagt: Dass man das altdeutsche Signum `Lebensblüthe ist der Tod` auf dem Sockel der abgebildeten Statue noch lesen kann, ist Absicht! Wir fanden, dass in diesem Satz eine der wichtigsten Erkenntnisse und eine der größten Perversionen des Lebens steckt.“ Das lasse ich unkommentiert so stehen, da ich dem wirklich nichts mehr hinzuzufügen habe. Denn es stellt ganz einfach die unumstößliche Wahrheit dar!

Wie viele Live-Gigs habt ihr bisher bestritten?

„Man verliert da schnell die Übersicht. Aber wir spielen in etwa ein bis zweimal im Monat live!“

Welcher Auftritt war euer erfolgreichster?

„Es kommt ganz drauf an, was man unter `erfolgreich` versteht. Als wir mit Hidden In The Fog in Aschersleben gespielt haben, waren wir von uns selbst zwar nicht so begeistert, aber dort haben wir die meisten CDs verkauft! Ein phantastisches Publikum! Bei einem Gig im Potsdamer Archiv haben wir spieltechnisch gesehen am meisten Erfolg gehabt. Und als wir gerade neulich vor lauter Death Metallern im Berliner K17 gespielt haben, war das auch ein ganz besonderer Erfolg für uns, weil Death Metaller in der Regel ein Problem mit Keyboards und unserer Show haben. Dort war es aber nicht so – wir sind ziemlich gut angekommen!“

Pläne für die Zukunft? „Geplant ist, so schnell wie möglich einen akzeptablen Plattendeal zu bekommen. Und damit verbunden erhoffen wir uns ein etwas professionelleres Management, als wir es selbst hinbekommen. Das heißt für uns: Konzerte spielen ohne Ende! Und natürlich mit dem Plattendeal ein Album herausbringen. Wir haben so viel Material – es müsste einfach nur aufgenommen werden! Und eins steht auch fest: Wir haben keinen Bock mehr, uns von irgendwelchen Leuten bestimmen zu lassen.“ Natürlich nicht, wäre ja noch schöner.

Wie lange wollt ihr diese Musik machen?

„Na ja – aufgehalten werden können wir eigentlich nur von materiellen oder physischen Dingen. Das heißt – bei solcher Musik und solch extremen Knüppelparts können uns eigentlich nur Gelenkentzündungen dahinraffen! Außerdem haben wir halt einen extremen Verschleiß an Equipment. Hordas hat schon unzählige Male sein Schlagzeug zerprügelt! Und das geht ins Geld. Aber mal Spaß beiseite: Noch sehen wir kein Ende. Wir werden so lange weitermachen, wie wir Spaß an dieser Musik haben. Und das wird noch sehr, sehr lange sein! Wie die Rolling Stones wollen wir aber nicht enden – irgendwann ist eben Sense!“ Ich werde – als Fan – nur zu gerne eng an eurer Seite sein.

Und was ratet ihr den heutigen Metal-Fans im Allgemeinen? „Sie sollten den Finger aus dem Arsch nehmen und auch mal so richtig Party machen. Das Leben ist zwar scheiße, aber das ist kein Grund, warum man nicht ausgelassen feiern sollte.“

© Markus Eck, 17.04.2002

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