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Interview: AS I LAY DYING
Titel: Energie und Tiefe

Diese fünf überaus spiel- und tourfreudigen Kalifornier dürfen sich mit Sicherheit zu den besseren der vielen im Trend liegenden Metalcore-Acts des Planeten zählen.

Anfang 2001 aus dem kreativen Taufbecken gehoben, ließen As I Lay Dying durch große Entschlossenheit und noch größeren Fleiß alsbald einen nahezu perfekt gemixten Todescocktail aus abartig kraftvollem, brutalem Metal und typischen Hardcore-Kompositionsmustern entstehen.

Gekonnt versetzt mit einer geradezu verschwenderischen Überdosis an impulsiv ausbrechenden Emotionen und durchweg eingängigen Melodien, entfachen die Jungs mit ihrer Musik ein wahres Großfeuer an Leidenschaften. Ein ganz spezielles Tun also, was den seit einiger Zeit ständig ansteigenden Erfolg des hoffnungsvollen Quintetts erklärt.

Ihr allerneuestes Ballerwerk, das mitreißende Überdruck-Album „Shadows Are Security“, knallt mit einer dermaßen ungeheuren Energie, dass es unweigerlich ansteckend wirkt.

Shouter Tim Lambesis berichtet mir zum neuen Werk, während er sich für einige Momente vom Tourstress ausruhen durfte.

„Mir geht es derzeit blendend, wirklich, Danke der Nachfrage. Denn hinter uns liegt ein sehr stressiges Jahr. Es war nicht leicht, das neue Album zwischen all den vielen Touren und Einzel-Gigs fertig zu kriegen. So einiger Ärger staute sich dadurch in mir an, doch in den neuen Songs konnte ich all meine Sorgen und Aggressionen wieder bestens kanalisieren. Ich bin jedenfalls sehr überzeugt von der neuen Scheibe.“ Das glaubt man ihm gerne aufs Wort.

Zusammen mit dem neuen Gitarristen Phil komponierte Tim, der auch fit klampfen kann, sämtliche der neuen Stücke, wie der Sänger anfügt.

„Danach schrieb ich jeweilig meine Texte dazu. Phil´s massiver kreativer Input bedeutete dieses Mal wirklich eine große Hilfe und Ergänzung für unser Songwriting, denn mir allein oblag eigentlich bisher der Großteil des Songwritings für As I Lay Dying. Phil und ich agierten schon beinahe in einer Art Wettbewerb, wer von uns dann am Ende mit den allerbesten Song-Ideen aufwarten könne. Weil Phil aber ein viel besserer Gitarrist als ich ist, gestalteten sich die neuen Tracks sehr technisch. Alles in allem lief es super und es zeichnete sich dabei schon ganz deutlich ab, das wir als Band wirklich sehr gewachsen sind.“

Er berichtet, dass das neue Material innerhalb des ganzen letzten Jahres entstand. „Wir sammelten wie gesagt immer wieder eine ganze Menge an Ideen und Riffs, welche wir sammelten und auf Abruf bereithielten. Als der Studiotermin für die Aufnahmen zum aktuellen Silberdeckel schließlich irgendwann feststand, hatten wir letztlich gerade mal zwei Monate Zeit dazu, die Songs aus allen Ideen heraus komplett fertig zu stellen.“

„Shadows Are Security“ wurde im kalifornischen San Diego aufgenommen und produziert, wie Tim noch präzisiert. „Abgemixt wurde das Album im Weiteren in England von Andy Sneap, der echt einen tollen Job erledigt hat. Wir sind mehr als glücklich mit dem verdammt fetten Sound, der für uns gezaubert wurde. Die Basics, wie sie schon auf unserem letzten Album `Frail Words Collapse` zu hören waren, haben wir beibehalten, wie beispielsweise all die aggressiven und dabei betont melodischen Gitarrenläufe. Doch wir haben die Extreme noch sehr viel weiter ausgelotet. Die Gitarrenarbeit ist ja viel technischer ausgefallen, während das Schlagzeugspiel in Sachen Drive deutlich angehoben wurde. Auch mein Gesang ist um einiges intensiver geworden. Wir sind eine noch junge Band, so bemühen wir uns darum, uns immer weiter nach oben zu steigern.“

Der Frontmann ist gar überzeugt davon, mit As I Lay Dying neue Standards in dieser Art von Musik setzen zu können, wie er mir offenbart.

„Ich liebe das Album über alles, denn es kombiniert Energie und Tiefe vom Anfang bis zum Ende.“

Die ersten Reaktionen der einschlägigen Medien auf die neue Veröffentlichung bestärken ihn in seinem Glauben. Jetzt wird der Kalifornier richtig frenetisch:

„Bis jetzt fielen die Kritiken allesamt sehr gut aus. Jeder scheint mit uns darin überein zu stimmen, dass wir unsere Musik auf ein höheres qualitatives Level gebracht haben. Auch haben wir einige der neuen Songs bereits auf Tour gezockt, und diese wurden jedes Mal zu umjubelten Highlights unseres Sets.“

Wie der Shouter dann weiter aus sich herausgeht, erlebte er im Vorfeld zum neuen Album „Shadows Are Security“ eine für ihn dunkle und schwere Zeit, was sich natürlich ganz automatisch auf die Texte der aktuellen Tracks niederschlug.

„Jedes Lied knüpft auf dieser CD lyrisch fortlaufend an das nächste an. Die zwölf enthaltenen Kompositionen behandeln die interessanten Thematiken des Erlernens charakterlicher beziehungsweise mentaler Veränderung und dem oftmals beschwerlichen Bringen von Opfern, um Ziele im Leben zu erreichen. Mir ging es eine Zeitlang richtig dreckig. Dinge, die mir sehr wichtig sind, schienen ihre Bedeutung für mich vollkommen verloren zu haben, und auch Liebe für die Menschen verspürte ich nicht mehr in meinem Herzen. Das neue Album soll in diesem Zuge einen Blick hinter all die Geschehnisse von damals werfen, die mich so aus der Bahn schleuderten. Es soll den Fans vor allem auch dabei helfen, herauszufinden, welche wertvollen Dinge im Leben eines Menschen niemals verschwinden werden, weil sie von wirklicher und tiefer Bedeutung sind.“

Letzteres erklärt dann auch den neuen Albumtitel „Shadows Are Security“, wie Tim erzählt.

„Wir Menschen finden die allergrößte Bequemlichkeit in unserem Dasein überwiegend in Dingen, die oberflächlich oder nur zu schnell vergänglich sind – sei es in surrealen Gefühlswelten oder irgendwelchen fanatischen Glaubensrichtungen. Diese nicht realen Schattenwelten liefern uns Sicherheit beziehungsweise Selbstsicherheit; darin definieren sich viele Menschen vollends, weil sie die Realität entweder nicht steuern oder ertragen können. Ich selbst möchte so eine Denkweise jedoch zu meiner eigenen Vergangenheit gehören lassen, auch wenn ich dabei ein Stück meiner eigenen Sicherheit verliere.“

An Selbstsicherheit mangelt es dem röhrenden Amerikaner trotzdem nun ganz gewiss nicht, wie man seiner voluminösen Stimme anhört. Auch die ausgesprochen hohen Aggressions-Level der neuen Songs verdeutlichen die tiefe Überzeugung der fünf Urheber, die dahinter steht.

Tim, der laut eigenem Bekunden gerne Klassikerbands wie Iron Maiden hört, zieht sich auch gerne knallharten musikalischen Stoff rein.

„Obwohl mich gerade die zeitlosen Klassiker des Metal beim Songwriting immer sehr beeinflussen, lasse ich mich ebenso gerne auch von hochaggressiven Sounds inspirieren. Doch das ist ja nicht alles. Ich und die anderen, wir hören uns auch ganz unterschiedliche Sachen an, die oftmals überhaupt nicht aus dem harten Genre stammen. Genau genommen lassen wir eigentlich jede gute Band als Inspiration an uns ran, von der wir glauben, dass sie gute Songs schreiben kann. Dazu gehören alte Kultkapellen wie At The Gates genauso wie jüngere Truppen wie beispielsweise Thrice.”

© Markus Eck, 27.05.2005

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