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Interview: AUTUMNBLAZE
Titel: Allgegenwärtige Inspiration

Gerade mal ein halbes Jahr nach ihrem letzten Album „Mute Boy Sad Girl“ veröffentlichen Autumnblaze völlig überraschend ein Minialbum namens „Lighthouses“. Dieses enthält wie gewohnt sehr tiefsinnige, gefühlvolle und abwechslungsreiche Kompositionen, welche eine breite Vielfalt an emotionalen Bewußtseinsebenen widerspiegeln. Sänger und Hauptsongwriter Markus Baltes stellt sich im Gespräch als musikalischer Visionär heraus.

„Die ersten Autumnblaze Songs habe ich im Jahre 1998 geschrieben. Wann ich die Band ins Leben rief, kann ich gar nicht mehr genau sagen, aber sagen wir mal irgendwann 1997. Außer mir war noch der ehemalige Paragon Of Beauty-Schlagzeuger Tati S. an der Gründung beteiligt. Damals war das Ganze noch viel mehr im Metal verwurzelt, obwohl es auch da schon Tendenzen zu ruhigeren Stücken gab. Inzwischen höre ich mit einigen Ausnahmen keinen Metal mehr, weil es mich einfach langweilt. Ich habe in dieser Musik nicht mehr das gefunden, was mir an Musik wirklich wichtig ist, nämlich daß sie mich berührt. Mit `Lighthouses` bin ich schon sehr nahe an meine musikalische Vision von emotionaler, zeitloser Musik rangekommen, wobei ich für das nächste Album auch schon eine Menge toller Ideen habe.“

Auch „Lighthouses“ weist eine ganze Latte an schräg-schönen und sehr unkonventionellen Melodien auf.

„Die meisten stammen von mir, da ich ja auch als Hauptsongwriter, Sänger und Gitarrist die Harmonien für Gesang Gitarre und auch teilweise Keyboard im Kopf entwerfe. Ich würde unsere Musik als emotional bezeichnen. Welche Emotionen beim Hören der Songs in den Vordergrund treten, muß der Hörer selbst entscheiden, aber ich denke, daß gerade bei `Lighthouses` tröstende, beschützende und vertraute Gefühle spürbar sind.“

In der aktuellen Labelinfo als Emo-Trip-Rock-Band angepriesen, steht der Vokalist hinter dieser Stildefinition.

„Die stammt eigentlich von mir. Bevor das Label mit irgendeinem völlig irrsinnigen Stilbegriff angekommen wäre, habe ich das lieber selbst in die Hand genommen und – was soll ich sagen – die Stildefinition gefällt mir natürlich. Das bedeutet für mich, daß wir emotionale Rockmusik spielen wollen, die einen auf eine Reise mitnimmt, weg von den Fesseln des Alltags, hin zu einem zeitlosen Schwebezustand.“

Schwenken wir nun schwebend über zur mir bislang unbekannt gewesenen Bedeutung des Bandnamens.

„Ich habe den Namen damals aus meiner großen, tragischen Liebe zum Herbst gewählt. Das jetzt zu erklären, würde zu weit ins Private gehen. Aber noch heute bin ich sehr zufrieden mit dem Bandnamen.“

Weiterhin „leuchten“ wir den Titel und die Texte des aktuellen Minialbums etwas aus. Markus erläutert: „Die vier Songs auf der Platte sind wie Leuchttürme, die einen vor den schroffen Felsen der Küste warnen und dich gleichzeitig durch sichere Gewässer leiten. Die Leuchttürme sind die großen Tröster der ängstlich zitternden, vereinsamten Individuen auf der ganzen Welt. Die Texte sind eine Mischung aus Gedankenfragmenten (`Wake Me Up In The Evening`), persönlichen Beobachtungen aus der Kindheit (`Towards The Oldest Silence`), einer unerhört tragischen Liebesgeschichte (`Man On A Lighthouse Mountain`) und der Magie des Phantastischen (`The Cat With The Silvery Paws`). Die Inspiration kommt von überall. Man kann ihr keine Richtung geben. Alles, wofür du dich interessierst, die Eindrücke, die du auf dich wirken lässt, all das hat einen Einfluß auf die Musik, die man komponiert. Es geht gar nicht so sehr darum, irgendwelche Emotionen bewußt zu verarbeiten oder auszudrücken. Es geht um das Gefühl selbst. Die Musik, der Song muß mich tief innen berühren. Die Texte sind dabei ebenso wichtig wie die musikalische Umsetzung.“

Wie sieht wohl eine Show von Autumnblaze aus – Zurückhaltung mit Biss?

„Auf der Bühne sind wir definitiv eine Rockband. Die Songs wirken dadurch rauher und ungeschliffener und das wollen wir auch so. Übrigens möchte ich mich auf diesem Wege meinen Livemusikern Jochen ‚Joey’ S. (großartiger Gitarrist), Carsten P. (Mister Bass) und Michael M. (Mr. Groove), die mir auf der gerade beendeten, tollen Deutschlandtour als gute Freunde und hervorragende, professionelle Musiker zur Seite gestanden haben, einen großen Dank aussprechen, denn ohne ihr Engagement wäre das Ganze nicht möglich gewesen. Sie sollen auch bei zukünftigen Livekonzerten dabei sein.“

Nachfolgend noch auf das Erscheinungsformat seiner aktuellen Veröffentlichung angesprochen, erweist sich Markus als ausgesprochener Individualist.

„Ich denke mal, daß eine MCD heutzutage keine allzu großen Marktchancen hat, es sei denn, die Presse hypt das Teil in den siebten Himmel. Das Publikum, das wir mit dieser Musik ansprechen, muß offen gegenüber verschiedenen Musikstilen sein und ehrlich gesagt will ich auch gar kein Genrepublikum á la Manowar vor der Bühne stehen haben.“

Die Aufnahmen für das nächste vollständige Album stehen laut meinem Namensvetter für Mai 2003 an. „Vielleicht spielen wir Anfang 2003 noch eine kleine Akustiktour zusammen mit Antimatter.“

© Markus Eck, 23.10.2002

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