Interview: | BATTLE BEAST |
Titel: | Eigene Note |
Wenn die furiose Noora Louhimo bei diesen Finnen den Mund aufmacht, dann setzt es bekanntlich Donnerwetter! So werden die Songs des vierten Albums „Bringer Of Pain“ von der blonden Wuchtbrumme mit dermaßen viel Kraft, Inbrunst und Variantenreichtum besungen, dass so mancher männlicher Kollege doch blass erstaunen sollte.
Und die extrem Spielfreudigen, deren unverblümtes Motto ‚100 % Heavy Metal - 0 % Bullshit!‘ ist, knallen auf dem Nachfolger zum 2015er „Unholy Savior“ unbeirrt einen ebenso flüssigen wie zündend-dynamischen Mix raus.
Traditionelle, oft rasant gehauene Schwermetallkunst wird mit poppig orientierten 80s-Rock-Salven zielsicher durchlöchert, worin Battle Beast auf gekonnte Art catchy Melodieschlingen einfädeln.
„Wir lieben es einfach, Musik zu machen und unser oberstes Ziel ist es, gute Musik zu machen“, proklamiert Noora mit satter, markanter Stimme das Battle Beast-Credo.
„Und nachdem wir dieses neue Album mit aller zur Verfügung stehenden Kreativität und dem ganzen Potenzial, das die Band zu bieten hat, fertiggestellt haben, sehen wir: Es funktioniert! Wir sind alles sehr leidenschaftliche Leute, mit ganz eigenen Persönlichkeiten, und das kann man auf ‚Bringer Of Pain‘ ebenso hören wie es live zutage tritt.“
Der neue Output ihrer lebendigen Truppe sprüht geradezu vor Einfallsfreude und Mitteilungsdrang. Die Vokalistin nickt:
„Mit das Wichtigste ist bei uns die zwischenmenschliche Chemie, die einzelnen Beziehungen untereinander in der Band. Alles andere erachten wir als Bonus. Uns ist es dabei gar nicht so wichtig, eine besondere Leidenschaft rein zum Metal zu haben, sondern für Musik generell. Schließlich möchten wir mit Battle Beast gleichfalls Songs machen wie auch live darbieten, beides wiegt gleich viel für uns.“
Wie sie erzählt, legt Noora mitsamt ihren Boys vordergründig großen Wert auf einen guten Geschmack und kraftvolles Liedgut. „Auch die Melodien müssen 1a stimmen, die Riffs müssen sofort greifen. Wir stehen einfach auf einen großen Sound, der auch große Stories erzählt. Und man sollte letztlich auch tapfer genug sein, um mit der eigenen Musik was zur Hölle auch immer zu machen. Ein ganz eigener, individueller Stil muss sein!“
Keyboarder Janne Björkroth ist ein sehr Fitter, schrieb ganze sieben von 13 Stücken.
„Wir nahmen das Album auch bei ihm auf, und er hat eine wirklich prima Produktion für ‚Bringer Of Pain‘ hingelegt. Ich habe großen Respekt vor seiner Arbeitsmoral, und bedeutet mir viel als Freund und Kollege.“
Für den Input des neuen Gitarristen Joona Björkroth hat die entschlossene Dame auch mehr als nur Respekt übrig.
„Er leistete einen ungeheuerlichen Beitrag. Und das Beste: Er schrieb schon Demos für das neue Album, bevor er überhaupt definitiv wusste, ob er Teil der Familie wird. [lacht] Am Ende steuerte Joona vier Tracks bei. Ich schrieb mit ihm den Titelsong, es war eine großartige und völlig schmerzfreie Erfahrung. Ich übernahm komplett das Komponieren der Melodien für den Song und lieferte die Lyrik.“
Der Rest der Songs auf „Bringer Of Pain“ entstammt der Feder von Bassist Eero Sipilä und dem anderen Axeman Juuso Soinio.
„Einfach ein perfekt funktionierendes Team! Unser innig geliebter Drummer Pyry Vikki ‚überwachte‘ das Ganze mit allem Herzblut, und wir konnten von seinen Anweisungen und Ratschlägen wunderbar profitieren. Das Songwriting war ohnehin der reinste Hochgenuss diesmal.“
Letzteres hört man den neuen Nummern auch ziemlich deutlich an. Die Sängerin holt noch weiter aus: „‚Bringer Of Pain‘ ist ein neues, stärkeres und noch viel verrückteres Biest geworden, das sämtliche Ärsche tritt!“
Diesmal dreht sich bei Battle Beast alles um ihre einzigartig klingende, außergewöhnlich ausdrucksstarke Stimme, was die Beteiligten für Nooras bestmögliche Entfaltung nur zu gerne ermöglicht haben.
„Das Material wurde in jeder noch so differierenden Nuance absolut passgenau auf mich zugeschnitten, und das haut so unsagbar prächtig hin. Alles floss reibungslos. Man hört der Scheibe die kreative Freiheit an, die wir gänzlich ausgelebt haben. Ich kann völlig ungehindert jeden Aspekt meiner Stimme einbringen. Schließlich ist es als singender Interpret meine wichtigste Arbeit, das Ganze mit eigener Note zum Leben zu bringen. Natürlich singe ich also an jeder Stelle genau so, wie es das Lied gierig verlangt. Es ist meine Aufgabe, dass die Leute die Story eines Songs mit eigenen Augen sehen können.“
„Familiar Hell“ ist ein feines Beispiel für die ‚neuen‘ Battle Beast.
Gerade ältere Semester werden sich dabei mehr oder weniger an die kanadischen AOR-Giganten Heart während ihrer kommerziell erfolgreichsten Zeit in den späten 80ern erinnern.
„Lustig, dass die hier eine Erwähnung finden. Heart sind eine meiner ewigen Lieblingsbands. Ich liebe die tolle Stimme von Ann Wilson. Ja, gerade ‚Familiar Hell‘ ist schon sehr ohrenfreundlich für Hard Rock-Hörer geworden, ohne den Battle Beast-Signature Sound zu verlieren. Ich denke, wir haben jetzt sogar tatsächlich eine neue Form der Metalmusik erschaffen: Rock Metal. Mit Pop-Geschmack.“
© Markus Eck, 10.02.2017
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