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Interview: CORVUS CORAX
Titel: Aufschlussreiche Zeitreise

Viele glorreiche Erfolgsjahre umrahmten diese ostdeutschen Puristen in bemerkenswert linientreuer stilistischer Weise dasselbe prächtige Klangbild. Doch auf dem neuen Album „Sverker“ ziehen die breitenträchtig anerkannten Könige der Spielleute auch viel zitierte neue Saiten auf. Denn der lebhafte künstlerische Berliner Organismus, welcher sich musikalisch also seit Anfang der 1990er Jahre wunderbar authentisch dem Mittelalter-Sound hingab, pulsiert nun in Richtung altem Nordeuropa.

Erstmalig in ihrer erstaunlich langen Historie frönen Corvus Corax dabei dem mystischen Zauber der keltischen, gälischen und altnordischen Notenschreibungen. Mittels erwartungsgemäß seriös-tiefgründiger Recherchen zu diesem Themenkomplex begaben sich die Beteiligten unter dem düsteren Banner des mächtigen Kolkraben hinein in die Zeit der Wikinger und danach.

„Erst kürzlich vokalisierte ich eine ganz spezielle gälische Komposition in altkeltischen Worten. Und ich muss dazu ganz ehrlich gestehen, dass dies gesanglich überaus kompliziert umzusetzen war. Aber ich empfinde Solcherlei als eine wunderbare Herausforderung für mich, vor allem nach all den Jahren der reinen Mittelalterlieder mit Corvus Corax. Hochinteressant mutet es für mich dabei an, dass die Kelten zu dieser Zeit schon gereimt haben, denn bei den Wikingern gab es das meines Wissens nach zu keiner Zeit ihres Bestehens“, weiß mir Gründungsmitglied, Sackpfeifenbläser und Sänger Karsten Liehm alias Castus Rabensang zu berichten.

Wie der Mann im Weiteren kundtut, lernten er und seine Mitstreiter bei den dazugehörigen notwendigen Nachforschungen im Sinne größtmöglich zu reproduzierender Authentizität viel Wissenswertes über die Eigenheiten der jeweiligen musikalischen Eigenheiten besagter alter Völker.

„Als mit am spannendsten sollte sich auch die Erkenntnis erweisen, dass die jeweilige individuelle Art von volkstypischer Traditionsmusik auch sehr viel mit der Phonetik, also der alten Sprachklangfärbung zu tun hatte. Dementsprechend wurden von den Leuten damals die Kompositionen in Aufbau und Struktur angelegt beziehungsweise umgesetzt.“

Corvus Corax bemühten sich während des Kompositionsprozesses für „Sverker“, die dabei entstehenden Stücke spieltechnisch so umzusetzen, wie sich die geneigten Hörer eine „Wikingermusik“ vorstellen. Stimmband-Dehner Castus expliziert das Ganze:

„Unsere neue Liedersammlung ist ganz gezielt überdachend nach dem Namen eines historischen Schwedenkönigs benannt. Wir bewegten uns bei den dazugehörigen Nachforschungen für die neuen Lyriken sehr weiträumig hoch in den Westen des historischen Nordens. Dabei lernten wir eine Menge Unerwartetes über diese Ära dazu. Der Wikinger an sich war in der Regel monatelang auf See unterwegs. Kam er dann endlich wieder heim in sein ersehntes Dorf, war er erstmal so richtig geil auf sein Weib. Nach ausgiebiger und erfolgreicher Absolvierung solcherlei Begierden wollte der Krieger und Eroberer ausgelassen tanzen, lustig feiern sowie möglichst viel Met trinken. Dies war eben die andere, die humorige Seite dieser Menschen. Somit darf man sich die Titulierung ,Wikinger‘ lange nicht so dermaßen blutrünstig vorstellen, wie es gemeinhin sehr gerne getan wird. Es gab ja viele verschiedene Wikingerstämme. Und einige davon waren tatsächlich laut den vielen Überlieferungen verdammt blutrünstig und aggressiv geprägt, doch das war denke ich eher die Ausnahme von der vorherrschenden Regel.“

Weitab von gezielt verfälscht dargestellten Stereotypen also, wie sie durch die sensationsgierige Hollywood-Filmindustrie geprägt wurden, sollte man sich die listigen Streitaxt-Schwinger aus dem historienträchtigen skandinavischen Händler-Erfolgsmodell in Erinnerung rufen.

Dann drehte sich der nachfolgende Disput auch kurz darum, ob der bislang gewohnte typische Mittelalter-Sound der weltweit sehr erfolgreichen Berliner Spielleute nun mit „Sverker“ der Vergangenheit angehört. Idealisten-Seele Castus wird schlagartig lauter, verneint entschieden und verkündet vollauf entschlossen:

„Wir sind Corvus Corax, und genau das werden wir als Gruppe natürlich auch in naher und weiterer Zukunft bleiben. So werden wir auch weiterhin mit dem gleichen Instrumentarium agieren, wie die Fans das von uns bislang gewohnt waren. Doch künftig wird bei uns wie aktuell auf ,Sverker‘ eben auch verstärkt mit diversen, möglichst großformatigen Tierhörnern musiziert. Denen kann man bei entsprechendem Können sehr urige Töne entlocken, wie es die alten Nordmänner auch taten.“

Ihre neueste Liederkollektion „Sverker“ wird ohnehin zu Recht von sehr vielen Seiten bereits sehnlichst erwartet. Schließlich bietet dieser erneut immens gehaltvolle Album-Silberdiskus diesmal eine musikalisch neue Seite der beliebten Spielleute. Und dass sich die Rabenmänner um Vokalist Castus darauf thematisch dem alten Norden zuwenden, ist bisher einmalig bei dem noch immer immens spielfreudigen ostdeutschen Ensemble.

Schlagwerker Norbert „Norri“ Drescher aka Harmann der Drescher, bei diesen anhaltend erfolgreichen Berliner Musikanten Mitglied seit der letzten Jahrtausendwende, zeichnet bei Corvus Corax hauptsächlich für das Bearbeiten von Trommeln und Percussion verantwortlich. Er ist zudem einer der Komponisten des bekannten „Cantus Buranus“ der beständigen Gruppe. Kürzlich reiste der Trupp im Zeichen des Kolkraben mal wieder ins heiße Mexiko, wo sich die Kerle bislang eine ebenso fanatische wie treue Anhängerschar erspielt haben.

„Mir und dem Rest unseres Haufens erging es dort mal wieder blendend. Mexiko ist für uns ja fast schon eine zweite Heimat geworden. Besonders hat es uns gefreut, dass wir dort zum ersten Mal ,Cantus Buranus‘ aufführten. Und das mit mexikanischen Orchester und Chor! Wir waren vorab wirklich mächtig darauf gespannt, wie das Publikum reagieren wird“, lässt Meister Norri, der fidele Taktmann, die geneigten Leser wissen.

Und was den Verlauf dieser Konzertreise angeht, so ist der Bursche im Nachhinein sehr zufrieden, wie er im Weiteren gut gelaunt offenbart.

„Das lief eigentlich alles großartig. Wir spielten beispielsweise mit Berlinski Beat in Hermosillo und es war eine exzellente Party bei 35 Grad Celsius. Ich habe schon lange nicht mehr so geschwitzt. Und auch, als wir mit Corvus Corax am genau gleichen Ort auftraten, war es der schiere Wahnsinn! Die Mexikaner sind einfach unglaublich! Menschen, die bei knapp 40 Grad Celsius ganze zwei Stunden lang so dermaßen wild und ausgelassen feiern können, müssen einfach vollkommen verrückt sein. Ich finde das immer wieder erstaunlich“, platzt es unter einem lauten Lachen aus dem Spielmann hervor.

Vielen Lesern wird der Name BerlinskiBeat wohl eher nicht geläufig sein. Castus bringt daher auch gleich mal Licht ins scheinbare Dunkel:

„In BerlinskiBeat sind neben meiner Person noch Wim Dobbrisch, Pan Peter, Hatz und Norri mit am musikalischen Wirken. Mit an Bord ist auch BalkanBeats DJ Robert Soko. Der Sound von BerlinskiBeat ist erfrischend neuartig, wir machen stilistisch eine Mixtur aus ungarischen Hochzeitstänzen, Berliner Gassenhauern der 20er Jahre sowie aus Zigeunerliedern der Sinti und Roma, und Soko bringt sich mit elektronischen Beats ins Geschehen ein. Das Ganze ist enorm gut tanzbar, und wir hoffen, dass die einheimischen Hörer es ebenso gut aufnehmen wie die Mexikaner, denn die sind voll drauf abgegangen. Geht es nach dem dortigen Veranstalter, sollen wir mit BerlinskiBeat schon bald mal wieder dort auftreten.“

Corvus Corax und kein Ende in Sicht also, worüber sich Gruppe und Fans riesig freuen können. Mit den respektablen Jahren ihres fortdauernden Bestehens konnten die bekanntlich bühnenfreudigen Könige der Spielleute den Ruf stabil untermauern, zu den glaubwürdigsten und linientreuesten Repräsentanten des Metiers der Mittelaltermusik überhaupt zu zählen.

Und auch die letzte Corvus Corax-Albumveröffentlichung, „Kaltenberg Anno MMX“ betitelt, zeigte die immens beliebte Populärformation einmal mehr von der spiel- und echtheitsfreudigsten Seite. Kein Wunder, denn die Ende 1989 gegründete ostdeutsche Musikantenvereinigung, die seit jeher im Zeichen des prächtigen Kolkraben aufspielt, weiß von Historie vollauf begeisterte Überzeugungstäter in ihrer kompetenten Reihe.

Letzterer erbaulicher Fakt brachte bislang sogar hochaufwändige Kooperationen der Vorreitergruppe mit professionellen Symphonieorchestern mit sich, um beispielsweise das altehrwürdige Werk der mittelalterlichen Handschrift „Carmina Burana“ für das spektakuläre Album „Cantus Buranus“ zu vertonen.

Was da also einst beschaulich in belebten Fußgängerzonen und malerischen Burghöfen begann, das führte dieses in vielerlei Hinsicht dauerhaft interessante Raben-Ensemble auf ausgedehnten Konzertreisen verdientermaßen rund um die ganze Weltkugel, von Japan und China über Mexico bis in den Westen der Vereinigten Staaten von Amerika.

Gut, gerade Mexiko läuft wie erwähnt nach wie vor prima für diese Spielleute, doch wie sehr sind die Beteiligten eigentlich bislang in den USA erfolgreich? Der gute Norri, er zuckt mit den Schultern und zieht die Augenbrauen fast bis zum Haaransatz hoch:

„Das ist schwer einzuschätzen. Eine vergleichbare Mittelalterszene wie in Europa gibt es dort noch nicht, und wir haben leider bisher nur 2005 einmal in den USA gespielt. Das war damals ein Riesenerfolg und Corvus Corax haben inzwischen viele Fans dort. Seitdem wurden unsere Tourpläne für Nordamerika aber bedauerlicherweise immer wieder durchkreuzt. Für 2012 sind aber nun definitiv wieder Corvus Corax-Shows in den USA geplant. Dann schauen wir mal, wie sich die Szene dort bis heute entwickelt hat.“

Apropos, bewegt man sich als Interessent dazu gedanklich im weltweiten oberbegrifflichen Genrekreis, bestehend aus Mittelalter-, Folk-, Viking- und sonstigen entsprechenden Fantasy-Sounds, so taucht wohl zwangsweise eine bestimmte Frage auf: Worin beziehungsweise in welcher Position siedelt mein Gesprächspartner Corvus Corax inmitten des Ganzen nun mit „Sverker“ an?

Der Taktschlag-Mann kontert hierzu impulsiv: „Und dann gibt es da noch Celtic, Pagan, usw. Ich denke, dass Corvus Corax schon einer der Ursprünge der gesamten Szene sind. Allerdings hat sich seit unseren Anfängen schon viel getan bis heute und es entwickeln sich noch immer neue Variationen und „Crossover“-Stile. Das ist äußerst spannend zu beobachten. Prinzipiell sehe ich uns immer noch als Mittelalter-Band. Allerdings ist das mit den ,Schubladen‘ eine komplizierte Angelegenheit. Auf unserer neuen Album-CD ,Sverker‘ ist skandinavische und keltische Mittelaltermusik zu hören. Ist das nun letztlich Mittelalter, Viking oder Celtic? Ich weiß es ehrlich gesagt selbst nicht.“

Aus diesem Kontext heraus bewegte sich der weitere Dialog in die thematische Richtung beziehungsweise Feststellung des Autoren, dass sich „Sverker“ eben auf eine ganz gewisse Weise so viel mehr nach „Authentic Viking sound“ anhört, als dies bei so vielen heutigen Metier-Acts der Fall ist. Der Drescher expliziert dazu:

„Nun, es ist ja immer schwierig über die ,Authentizität‘ zu diskutieren, wenn wir über Musik reden, die seit langer Zeit nicht mehr existiert. Der Unterschied zu anderen Bands, welche die Frage anspricht, ist sicherlich der hier: Nämlich, dass wir auch für ,Sverker‘ wieder nur solche Instrumente eingespielt haben, die entweder aus der damaligen Zeit überliefert sind oder die zumindest theoretisch benutzt worden sein könnten. Dies taten, tun und werden wir auch weiterhin tun, um einen größtmöglichen authentischen Klang bei Corvus Corax zu erreichen. Trotzdem sind unsere Songs natürlich der Ausdruck unserer Fantasie, wie wir uns beispielsweise die Musik der Wikinger vorstellen. Die Wikinger waren zwar handwerklich ausgesprochen begabt, aber eine Schallplatte haben sie uns leider trotzdem nicht hinterlassen.“ [grinst verschmitzt]

Freigeist Castus offenbart mir dazu bereitwillig gerne noch weitere Einzelheiten:

„Dieses aktuelle Album war von vornherein als ein sich abhebender Gegensatz zum musikalischen Inhalt unserer bisherigen Scheiben gedacht. Da wir nämlich mit BerlinskiBeat mittlerweile doch einige neue stilistische Gebiete erschlossen haben, möchten wir uns mit Corvus Corax auch in der nächsten Zeit nicht mehr allzu viel auf die historische osteuropäische Linie besinnen, sondern uns kreativ mehr in die westliche Richtung bewegen. Hinsichtlich dessen wurden und werden auch diverse neue Instrumente in unsere Musik integriert. Wir möchten mit der aktuellen Album-Veröffentlichung eine kleine aber feine Geschichte erzählen. Die Hörer dürfen ohnehin gespannt sein, denn wir haben es uns vorgenommen und das Ganze auch so umgesetzt, ,Sverker‘ mehr in die Direktive der Filmmusik gehen zu lassen.“

Norri und ich sprachen im Anschluss an solcherlei Erwägungen angeregt darüber, welche Grundidee eigentlich hinter „Sverker“ steckt. Warum haben Corvus Corax gerade für dieses neue Album den kreativen Blick in den hohen kalten Norden gerichtet? Es tut sich auf:

„Wir haben uns seit der Gründung von Corvus Corax 1989 immer wieder mit den unterschiedlichen Kulturen des Mittelalters von Mittel-über Süd- und Osteuropa bis nach Nordafrika und weit nach Asien beschäftigt. Es wurde also wirklich allerhöchste Zeit, sich endlich einmal mit Nordeuropa im Allgemeinen und ganz speziell mit den keltischen und germanischen Kulturen im frühen Mittelalter zu beschäftigen. Es gibt viel Unsinn, der über diese Kulturen verbreitet wird. Und wir hatten seit jeher den Anspruch, zu zeigen, dass die damals bekannte Welt schon immer stark miteinander vernetzt war. Trotzdem waren wir bei unseren Recherchen erstaunt, wie weit auch diese Völker mit dem großen Rest der Welt durch Handel und Ideenaustausch verbunden waren.“

Wie danach interessanter Weise in Erfahrung zu bringen war, haben Norri selbst sowie Sänger Castus und Dudelsack-Barde Wim alias Venustus Oleriasticus die neuen „Sverker“-Kompositionen zum Großteil geschrieben. Der Mann zeigt sich voller Elan:

„Wir sind auf dieser Ebene glücklicherweise ein sehr gut eingespieltes Team. Dem Kompositionsprozess ging jedoch erst einmal wieder ein langer Weg der erwähnten Recherche voran. Nachdem wir dann genug an Wissen und Ideen gesammelt hatten sowie die grundlegenden Melodien und Texte feststanden, haben wir uns, wie auch schon bei früheren Produktionen, aufgeteilt und auf unsere eigenen speziellen Fähigkeiten konzentriert. Für mich persönlich war diesmal das Besondere daran, auf die bei uns häufig verwendeten osteuropäischen und arabischen Rhythmen zu verzichten und einen eigenen Weg zu finden, um dem Ganzen einen ,nordischen‘ Klang zu geben. Dass heisst, dass ich den größten Teil unserer Perkussionsinstrumente nicht verwenden konnte. Die Suche nach dem jeweils passenden Sound hat mich sicherlich die Hälfte der kompletten Produktionszeit gekostet. Man kann sich gar nicht vorstellen, worauf ich überall probeweise mit Stöcken geschlagen habe! [lacht herzlich] Also, Spaß hatte ich jedenfalls sehr viel im Studio.“

Norri, gut im Redefluss, offenbart weiter, dass er seine persönlichen künstlerischen Ziele beziehungsweise seinen künstlerischen Anspruch für das aktuelle Album-Werk ohnehin im Vorfeld bereits sehr hoch angesiedelt hat. „Ich wollte eine CD produzieren, die sich möglichst nach alter keltischer und nordisch-skandinavischer Musik anhört. Das haben wir letztlich auch geschafft. Und ich bin vollauf damit zufrieden. Nun müssen wir nur noch schauen, wie wir das auch live umsetzen, aber da mache ich mir gar keine Sorgen.“

Und da sind wir auch schon beim relevanten Thema Corvus Corax-Live-Auftritte 2012 angelangt. Filou Norri blickt voller Zuversicht in eine tolle Bühnenzukunft:

„Natürlich werden wir nun die nächsten Monate mit neuer Show auf Tournee gehen. Am 25. November ist Tourstart! Für die Sommersaison sind ein paar ,Spezial-Shows‘ geplant beziehungsweise gebucht, u.a. als einer der Headliner auf dem kommenden Summerbreeze Festival. Dabei wird uns u.a. die befreundete Taiko-Gruppe Wadokyo mit wuchtiger Percussion unterstützen.“

Wie mir Frontmann und Vokalist Castus zu diesem Themenkreis bereits vor einiger Zeit zu berichten wusste, wurde der Plan umgesetzt, dass es bei den Berliner Königen der Spielleute auch neue, „nordisch“ anmutende Staffage geben soll, um „Sverker“ entsprechend optisch zu repräsentieren.

„Das wurde natürlich bereits alles passend umgesetzt, die Fans dürfen sich schon freuen darauf. Wir haben uns reichlich mit neuen Stoffen und Leder versorgt. Den größten Teil der Kostüme fertigen wir wieder selbst an, und bei den Stoffen hilft uns teilweise eine erfahrene Freundin.“

Ansonsten erhofft sich der herrlich schlitzohrige Trommelmann für Corvus Corax für das kommende Jahr 2012 insgesamt, wie er bekundet, dass die Hörer genauso wie die Gruppe selbst vom neuen Langspiel-Werk begeistert sind. „Und ich bin wie immer voller Hoffnung, dass wir eine ganze Menge wirklich großartiger und sehr gut gelaunter Konzerte geben und erleben werden. Und wer weiß, vielleicht klappt es ja nebenher auch mal wieder mit einer schönen Filmmusik?“

Wie Castus seinen Kollegen im Weiteren ergänzt, hatten die Beteiligten laut Aussage des beständigen Sackpfeifers und Vokalisten an der absolvierten Kooperation mit Lorne Balfe aus dem Team des bekannten Soundtrack-Komponisten Hans Zimmer nämlich sehr viel Freude. Er blickt diesbezüglich zurück:

„Zunächst vollzog sich das Ganze eher noch als gegenseitiges Abklopfen. So ließ Hans Zimmer uns wissen, dass er ein großer Fan von Corvus Corax ist und dass er unsere Arbeit mit der Gruppe sehr schätzt. Nachdem er mitbekommen hatte, dass wir uns auch erfolgreich in die Zusammenarbeit mit Klassikorchestern beziehungsweise entsprechenden Orchestrierungen vorgewagt hatten, wollte auch er mit uns etwas auf die Beine stellen.“

Mehr: „Mit am meisten reizte ihn daran, dass wir über eine Menge ungewöhnliche Instrumente beziehungsweise Klänge verfügen, die man eben nicht in modernen digitalen Soundprogrammen beziehungsweise Archiven von Filmproduzenten und -Komponisten zur Verfügung hat.“

Nach und nach kamen die beiden Parteien einander immer näher, so mein Gegenüber. „Und schließlich steuerten wir ‚Corvus Cantus’, ein orientalisch anmutendes Stück, für den Soundtrack von Lorne Balfe zum viel beachteten Ritterabenteuerfilm ‚Ironclad’ bei, welcher im 13. Jahrhundert spielt. Das Lied ist auf dem offiziellen Soundtrack zu ‚Ironclad’ zu hören, der im Handel erhältlich ist.“

Nachdem es vor einiger Zeit einen Besetzungswechsel bei den Berliner Spielleuten gab, hatten sie sich im Vorfeld des Entstehungsprozesses zu „Sverker“ zunächst erstmal ausführlich nach einem Ersatz umzusehen. Und dies gestaltete sich laut Bekunden von Meister Castus gar nicht mal so einfach. Der Mann resümiert zu diesem Kontext:

„Einige Kollegen traten bei Corvus Corax bekanntlich komplett aus, wie beispielsweise der Martin, um sich fürderhin einzig der klanglich moderner angehauchten Truppe mit Namen Tanzwut hinzugeben. Wir Verbleibenden guckten uns nachfolgend ausführlich um, welche Musiker sich denn mittlerweile gut in der Szene bemerkbar beziehungsweise etabliert hatten. Eilig hatten wir es damit nicht, denn wir wollten unsere Wahl der neuen Spielmänner für uns so erlesen und so weise wie nur möglich treffen. Zudem bemerkten wir auch relativ schnell, dass es sich gar nicht so einfach gestalten sollte, wirklich gute und brauchbare Leute für unseren Haufen zu finden. Erstaunt waren wir im Zuge dessen, wie viele Gruppen sich mittlerweile in der Szene breitgemacht hatten.“

Noch erstaunlicher allerdings mutete es laut Castus' ergänzendem Statement für Corvus Corax selbst an, wie wenig an Qualität besagte Entwicklung für diese Musikszene eigentlich mit sich gebracht hat.

„Wir wollten aber unbedingt jemanden zu uns holen, welche den Faktor Qualität ebenso hoch zu kultivieren verstand. So holten wir 2010 den Vit zu uns, ein unserer Ansicht nach exzellenter Musiker, welcher nun bei Corvus Corax Dudelsack und Schalmei spielt. Vit hat Trompete und Klavier studiert, er ist also schon ein echter Könner des musikalischen Fachs. In BerlinskiBeat stößt er in die Trompete, was er fantastisch macht. Er ist überhaupt einer der besten Trompeter, die ich kenne. Das Dudelsackspielen für Corvus Corax haben wir ihm allerdings beigebracht, aber das hat prima funktioniert und er macht sich auch verdammt gut am Sack, denn er übt sehr viel und hat große Freude daran.“

Und wie Castus dem noch anfügt, wollte Trommler Norri, welcher wie erwähnt seit dem Jahr 2000 dabei ist, im Zuge der geplanten Umbesetzung der Spielleute gerne die Davul spielen. So trug es sich zu:

„Zuvor zeichnete der Martin dafür verantwortlich und inzwischen ist Norri einer der besten Davulspieler; ja, so kann es gehen. [lacht] Er nahm auch extra dafür Unterricht bei Arabern. Für Norri wiederum holten die Berliner Historienseelen den Taktmann Steve The Machine in die Gruppe, den Eingeweihte auch von Tanzwut her kennen sollten. Insgesamt hat uns die Umbesetzung musikalisch enorm weitergebracht, ganz zu schweigen von der neu kultivierten Harmonie in Corvus Corax. Man muss dazu sagen, dass Corvus Corax noch immer etwas sehr Spezielles für uns ist. Obwohl die Gruppe seit 1989 besteht, stehen wir noch immer knallhart dahinter, dass es in und bei Corvus Corax so bleibt wie es war, vor allem stilistisch. Ich und Wim, also Venustus Oleriasticus, machen das ja nun schon seit ganzen 21 Jahren hier, so hängen unser ganzes Herz und unsere ganze Seele an Corvus Corax. Wir sind uns treu geblieben und wir werden uns treu bleiben. Wir haben uns zwar musikalisch und künstlerisch weiterentwickelt. Aber es gilt eben: Corvus Corax wird Corvus Corax bleiben.“

© Markus Eck, 18.11.2011

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