Interview: | EPICA |
Titel: | Gekonnt austariert |
Wie das letzte reguläre Epica-Studioalbum „Design Your Universe“ im Jahr 2009 eindrucksvoll bewies, zählt diese holländische Epic Symphonic Gothic Metal-Band zu den anspruchsvollsten Vertretern ihres Stils überhaupt. Und diesem exzellenten Ruf wird die rundum niveauvolle Ästheten-Gruppe um die beiden herausragenden Hauptfiguren, Mezzosopranistin Simone Simons und Ausnahmegitarrist Mark Jansen, auch aktuell einmal mehr vollauf gerecht.
Denn die allerneuesten aufwändigen Stücke des Sextetts, welche kürzlich für das kommende Langspielwerk „Requiem For The Indifferent“ fertig gestellt wurden, erfreuen das geneigte Ohr nicht nur mit wirklich riesiger Vielfalt.
Diese 13 taufrischen Kompositionen zeigen die immens detailreichen Künste des beständigen Bombast-Ensembles zudem nämlich auch in überraschend gut ausbalancierter Weise, was die Gewichtung der einzelnen Gestaltungselemente betrifft.
Um der europäischen Fachpresse die brandneue Liederkollektion von Epica umfassend vorzustellen, lud Mark Jansen diverse Musikjournalisten zu einer geselligen Hörprobe am Samstag, den 17. Dezember 2011 ins niederländische Städtchen Reuver.
Dort nämlich steht das geräumige Haus mitsamt Marks persönlichem Mini-Studio, in dem der auch kompositorisch gigantisch beschlagene Saiten-Artist und belastbare Growl-Könner mit seinen Eltern und der beleibten Hauskatze wohnt.
So hatte der Autor in der Nacht desselben Tages grausamer Weise bereits um 03:30 sein warmes Bett zu verlassen, um den allerersten Zug zum Münchner Flughafen zu erwischen.
Heftige Schneestürme verzögerten diese Schienenreise obligatorischer Weise wieder mal mehrmals, sodass der betreffende Airberlin-Jet Richtung Düsseldorf letztlich nur noch mittels eines beherzten Weitsprungs von der Boarding-Treppe erreicht werden konnte.
Dort schließlich endlich eingeflogen, erfolgte nach unterhaltsamer zweistündiger Wartezeit im stark frequentierten McDonald's zur Mittagszeit die kollektive Abholung durch den dortigen Nuclear Blast-Betreuer, der alle Hände voll zu tun hatte mit dem Einsammeln der Namen auf seiner Liste.
Nach dem Einchecken ins Hotel ging es dann für die Griffelknechte mit einem Minibus über so manche Buckelpiste nach Reuver.
Dort gegen circa 16:00 angekommen, wurden wir von den Jansens, Simone Simons und Keyboarder Coen Janssen sehr herzlich empfangen.
Die gemeinsame Hörprobe von „Requiem For The Indifferent“ konnte dann nach einigen Getränken und Snacks beginnen.
Mark geleitete uns in den ersten Stock in sein beschauliches Mini-Studio, wo der ebenso energische wie rasante Opener „Karma“ den Anfang der nachfolgenden Trackliste machte.
Ihm folgten die teils atemberaubend kontrastreich angelegten Epica-Nummern „Monopoly On Truth“, „Storm The Sorrow“, „Delirium“, „Internal Warfare“, „Requiem For The Indifferent“, „Anima“, „Guilty Demeanor“, „Deep Water Horizon“, „Stay The Course“, „Deter The Tyrant“, „Avalanche“ und zum Schluss noch „Serenade Of Self-Destruction“.
Und wie sich im Laufe der Gesamtspieldauer dieser Lieder eins ums andere Mal herausstellen sollte, gelang den Niederländern eine ungeheuer emotions- und variantenreiche Mixtur ihrer eigenen speziellen Mischung, geprägt von metallischer Übermacht und allerlei Sopran-Unschuld.
Anschließend ging es für die Beteiligten in ein nahegelegenes Restaurant zur lukullischen Stärkung.
Mit am langen Tisch saß neben Mama Jansen auch die nicht minder sympathische Mutter von Simone.
Nach eingenommenem Mahl hatte Meister Mark im Elternhaus einen Interview-Marathon bis sehr spät nachts zu absolvieren, bei dem ihm Simone und Coen jedoch nur anfänglich halfen.
Als ich mit meinen Fragen dann schließlich weit nach Mitternacht an die Reihe komme, zeigte sich der Gastgeber noch immer quicklebendig.
„Ja, das stimmt, ich habe die Brutalität meiner Grunts für die neuen Stücke etwas reduziert; aber das geschah ganz automatisch, weil die Stimmungen der Songs es einfach so forderten. Neu war diesmal, dass wir einige - gesanglich differierende - Versionen diverser Songs machten. So nahmen wir diese Stücke mit Growl-Gesang und zusätzlich noch mit Sopran von Simone auf. Das war sehr interessant, und wir entschieden uns gleich mehrmals für die ,Simone-Versionen‘. Denn die betreffenden Kompositionen hören sich unserer gemeinsamen Auffassung nach sehr individuell und nicht wenig reizvoll an. Daher nimmt ihre Stimme nun auf ,Requiem For The Indifferent‘ wieder mehr Raum ein, als dies auf den letzten Epica-Alben der Fall war“, gibt der Griffbrettschrubber zu Protokoll, und lässt noch zustimmend wissen:
„In der Tat stellt das neue Album eine betont ,gut ausbalancierte‘ Kollektion an Liedern dar. Wir wurden im Laufe des Entstehungsprozesses allesamt immer neugieriger, wie sich die Scheibe als Ganzes anhören würde. Ich habe bis zuletzt fieberhaft daran gearbeitet, beinahe bis zur Selbstaufgabe. Darum bin ich nun ganz besonders glücklich darüber, dass unsere neue Platte so extrem gut ausgewogen ist.“
Lyrische Inhalte liegen dem Mann bei Epica nach wie vor neben der Musik ganz besonders am Herzen, wie er verdeutlicht. „Der aktuelle Albumtitel verdeutlicht meine Intentionen. Es kann so auf dieser Welt einfach nicht weitergehen, wie ich der Überzeugung bin. Wenn die Menschheit so weitermacht wie bisher, richtet sie unsere wunderbare Erde irgendwann unweigerlich zugrunde.“
© Markus Eck, 21.12.2011
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