Interview: | FEUERSCHWANZ |
Titel: | Freizügige Phantasien |
Den männlichen Teil der Besetzung dieses gewitzten Erlanger Komödiantenhaufens plagt ein arges Problem, wie ihren erheiternd schlüpfrigen Liedertexten seit geraumer Zeit zu entnehmen ist: So kämpfen Hauptmann Feuerschwanz, Sir Lanzeflott, Knappe Latte, Prinz Richard Hodenherz III und Hans der Aufrechte seit Jahren in aller Tapferkeit mit ihrer nicht zu zähmenden Libido.
Doch die bekanntlich überaus trinkfreudigen fränkischen Spielleute samt willigem Fidelfräulein Johanna von der Vögelweide können sich lyrisch glücklicherweise voll und ganz inmitten ihrer erzeugten Mittelalter Rock-Klänge austoben, was unkontrollierbare Triebhaftigkeit und übermächtige Penetrationsgelüste betrifft.
Vor kurzer Zeit verspritzte der manisch lüsterne Stoßtrupp in hohem künstlerischen Bogen das neueste Album „Wunsch ist Wunsch“. Letzteres stellt die bislang künstlerisch reifste und am meisten überzeugende kreative Leistung der frivolen Feuerschwänze dar, enthalten sind neben allerlei köstlichem Klamauk nämlich diesmal richtig gut ins Ohr gehende Kompositionen von teils hitverdächtiger Natur. Apropos tapfer: Ich konnte den liebestollen Prinz Hodenherz, von Freunden kurz „Hodi“ genannt, nur unter großen Anstrengungen aus dem heißen Schoß einer vollbusigen Schönheit für ein Zwiegespräch entreißen.
Zusätzlich mit einer dicken Pulle Met gelockt, verkündet der zungenfertige Scherzbold, seines Zeichens Vokalist und Sackpfeifer bei der Feuerschwanz-Rotte:
„Na klar sind wir auch privat solch’ kecke Jecken! Wenn wir zwischen unseren Konzerten in Särgen schlafen würden, kämen uns wohl ganz andere Texte in den Sinn. Ich bin mir sogar sicher, dass einige Bands das tun. Wer auf der ‚Wunsch ist Wunsch’-Tour war, weiß jedenfalls, dass wir eine sehr feierfeste Band sind. Manche wissen sogar, dass auch ein Feuerschwanz mal vom Stuhl fallen kann.“
Das brachte sogleich die überaus relevante Fragestellung auf, ob diese Erlanger Luftikusse maßlos Met in sich hinein schütten, weil sie dauergeil seid oder umgekehrt.
„Das sind aber Vorwürfe ungekannten Ausmaßes! Zum einen schütten wir nur den wahren Met in uns hinein. Zum Anderen: Wir haben es schon ausgiebig getestet, aber Met hilft nicht gegen Dauergeilheit. Man wird aber auch nicht dauergeil, weil man Met trinkt. Das hat andere Gründe. Knappe Latte hat damit schon viele Erfahrungen gemacht. Er hat das einzig wirksame Mittel gegen die nicht enden wollende Morgenlatte gefunden“, erwidert der Kerl ausgelassen grinsend.
Der humorige Dialog machte sich im Weiteren über die forcierte sexistische Attitüde in den Feuerschwanz-Tracks her. Der schelmische Beutelpfeifer, der auch hin und wieder mal ganz gerne in die Flöte pustet, lallt: „Mal unter Männern ... jeder hat Momente, in denen er nicht ausgelastet ist. Zum Beispiel morgens. Aber egal, unsere Texte entstehen eher aus der Grundhaltung heraus, Lebensfreude zu genießen und zu zelebrieren. Und das war im Mittelalter so und ist es noch heute: Man singt Lieder über Themen die man liebt, aber sonst nie ansprechen darf. Dann darf man auch mal Ficken sagen.“
Wie sich danach interessanter Weise auftat, besitzt Hauptmann Feuerschwanz eindeutig die allergrößte Erotik-Magazin-Sammlung von allen Mitgliedern in der Gruppe, so der Prinz mit den zwei dauerdicken Nüssen.
Was nun ihre Bühnenshow anbelangt, so geht es den fränkischen Spielleuten laut Aussage des lochkundigen Pfeifrohrmannes nicht darum, perplex auf die Bühne zu starren und eine Sex-Show abzuziehen. „Die Leute, die zu uns kommen, sollen ja nicht hinterher das Gefühl haben, in einem schlechten Film gewesen zu sein. Aber die Zuschauer können bei uns machen was sie wollen. Nackt, erregt oder notgeil? Tut euch keinen Zwang an“, verlässt es die feuchte Kehle des lustvollen Lebemannes.
Er ergänzt: „Wir haben gerade 13 grandiose Konzerte unserer ‚Wunsch ist Wunsch’-Tour hinter uns gebracht und sind mehr als begeistert, was auf den Konzerten für fette Partys gefeiert wurden. Auf den kommenden Festivals wird das so weiter gehen. Von erotischer Desorientierung habe ich allerdings wenig bemerkt. Es sei denn, unser Knappe Latte hat mal wieder einen der Tage, an dem er, sobald er etwas sieht, was auch nur entfernt an Brüste erinnert, diesen komischen Blick drauf hat.“
Wie der Barde und Beutelbläser mir noch bereitwillig offenbart, sind er und die anderen Flammenständer-Mannen bislang noch nicht nach einem Auftritt von Weibern aus dem Publikum bereits schon mal zu sexuellen Handlungen genötigt worden.
„Genötigt bedeutet doch, dass man selbst keine Lust darauf hat, oder? Also, so etwas kommt wirklich äußerst selten vor bei uns. Gerade unserer wackerer Sir Lanzeflott freut sich jedoch immer über entsprechende Initiative. Denn er ist schon ein wenig schüchtern.“
Wir blicken hierzu noch tiefer: „Ich weiß zwar nicht, ob man das erotisch nennen darf, aber auf dem letzen Festival war ein Stagediver im Schottenrock unterwegs. Natürlich nichts drunter. Als ihm dann der Rock bis unter die Achseln hoch gerutscht ist und die Security-Leute ihn mit grobem Griff aus der Menge gehoben haben, hatte ich fast den Eindruck, als ob ihm das ein bisschen gefällt. Mir persönlich ist mal auf der Bühne die Strumpfhose hintenrum aufgeplatzt. Lasterbalk von Saltatio Mortis fand das sehr erotisch.“
Und seinen letzten wellenartig-multiplen, mittelalterlich anmutenden Orgasmus kostete Hodi, wie er noch munter hinzufügt, voll und ganz aus, als Feuerschwanz mit ihrer süffisanten Notenkunst in die Album-Charts stießen.
Der nachfolgende Verlauf des heiteren Gespräches befasst sich mit der grundlegenden textlichen Konzeption der neuen Feuerschwanz-Liedertexte. Hodi hierzu:
„Grundlage unserer Texte ist Met, die eine oder andere geheime Phantasie und die ständig wiederkehrende Lust zu feiern. Man kann quasi sagen Sex, Met und Rock’n’Roll. Im Feuerschwanz-Album ‚Wunsch ist Wunsch’ hat sich das in verschiedensten Ergüssen niedergeschlagen wie etwa in dem Lied ‚Jungfernkranz’, worin die Geschichte vertont wurde, wie unser Hauptmann von ein paar holden Maiden unter den Tisch gesoffen wurde. Oder das Stück ‚Wir lieben Dudelsack’, welches vom Lebensgefühl kündet, auf einem Mittelaltermarkt völlig verkatert morgens von lauten Dudelsäcken geweckt zu werden und sich auch noch darüber zu freuen. Andere Themen sind die berühmte Waldfee, die ‚Latte’, das wahre Gelage, ‚Symposium’ genannt, oder auch einfach mal Klamauk mit dem ‚Henker’, der lieber Landschaftsgärtner wäre. Nicht zu vergessen MAMA, worum es im Lied ‚Metmaschine’ geht.“
Insgesamt ist Hodi laut eigenem Bekenntnis ohnehin sehr glücklich mit dem neuen Feuerschwanz-Album. Der Halunke offenbart: „Wir haben wie nie zuvor zusammengearbeitet und ich habe selbst einen Großteil der Lieder beigesteuert, was mir unglaublichen Spaß bereitet hat. Zu sehen, wie erfolgreich die Tour zum Album war und wie die Leute vom ersten Konzert an mitgesungen haben, hat das Ganze noch zusätzlich bestätigt.“
Und der persönliche Lieblingssong des Sängers und Sackpfeifers ist ganz klar „Der Henker“, wie er mich informiert. „Es macht sehr viel Spaß, mir mit dem Hauptmann darin den Gesang zu teilen, vor allem, wenn ich einen so bescheuerten Part singen darf. Außerdem ist das Lied textlich und musikalisch mein absoluter Favorit, nicht zuletzt wegen des Videos, welches wir dazu gedreht haben.“
© Markus Eck, 27.05.2011
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