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Interview: GALSKAP
Titel: Dunkelphilosophischer Tiefgang

Aus Bremen stammen diese verschworen schwarzmetallisch gesinnten Schwerarbeiter, welche den Grundstein für ihre produktive Höllentruppe bereits im Jahr 2003 legten.

Nach dem ersten Demonstrationstonträger knallten die beteiligten Finsterseelen in Eigenregie ihr Debütalbum „Manifest der Verdammnis“ entschlossen auf die Grundfeste der Szene.

Diverse Konzerte wurden nachfolgend gespielt, das Besetzungskarussell drehte sich auch ein wenig und die Band kam stetig voran, was künstlerische Visionen und deren Umsetzung anbelangte. Ende 2010, genauer gesagt am 31.12.2010 ließ das spielkulturell merklich gereifte Bremer Dunkelkommando die zweite Langspielattacke „Kleriker des Wahnsinns“ von der dicken Kette, zunächst allerdings noch rein als Internet-Download.

Ihre offizielle Veröffentlichung erfährt diese unter die Haut gehende Liedersammlung nun auch als Digipak-Edition, genaues Release-Datum ist 06.06.2011. In vielen Kriterien weitgehend entfernt vom über die Jahre entstandenen Black Metal-Bodensatz, zeigen Galskap damit beeindruckend auf, dass sie ihre Musik gleichfalls kompromisslos extrem als auch variantenreich und vielfältig zu kreieren imstande sind.

Und das Herauskommen des zweiten Galskap-Langspielers soll auch von einer europaweiten Tour in neu strukturierter Besetzung flankiert werden, welcher vor allem von geistesoffenen Fans des Metiers mit einiger Spannung entgegengeblickt werden darf.

„Tja, leider habe ich überhaupt keinen Überblick über die aktuelle ‚German Black Metal’-Landschaft. Alle Bands die ich jetzt aufzählen würde, existieren nicht, machen Pause oder bewegen sich auf anderen musikalischen Pfaden und gehören schon eher zum älteren Eisen. Für mich gibt es eigentlich nur zwei Lager. Die einen wie Galskap, die gut produzierte Musik abliefern und die anderen. Über die Qualität der Musik an sich muss jeder selber richten“, lässt Sänger und Lyriker Grimmschlag entschlossen zu meiner Frage verlauten, in welcher Position zwischen den einheimischen Black Metal-Truppen sich Galskap selbst qualitativ einordnen.

Ich bitte im Anschluss darum, mir etwas über die primäre lyrische Message in den Galskap-Tracks zu erzählen. Grimmschlag erläutert: „Unser Interesse an den lyrischen Themen der neuen Lieder wird verursacht von dem speziellen schmalen Grat. Nämlich dem Grat, auf dem wir, alle Menschen, versuchen zu wandern. Links und rechts, begleitet von den Extremen, in die wir fallen ob wegen Gott, Macht, Geld, Politik, Wünschen oder Bedürfnissen. Auch handeln unsere Texte darüber, wie gerne die meisten von uns ihre Verantwortung von sich geben und viel lieber irgendetwas Übergeordnetem blind hinterherlaufen. Diese Themen beschäftigen mich einfach, egal ob privat oder in der Öffentlichkeit. Ich bin aktuell ziemlich angekotzt von dem, was auf der Welt vor sich geht wie Gutmenschen, Gier, Dummheit, Doppelmoral, Fanatismus etc., jedoch noch mehr davon, was nicht passiert. Der Mensch muss überwunden werden! Das alles findet man in meinen Texten und mehr.“

Der teilweise eingebrachte Gesang der professionellen Sopranistin Anne Bredow schanzt den Kompositionen des Trios an einigen Stellen wunderbares ästhetisches Kolorit zu.

Verkommen, räudig und voller Hass im Herzen vokalisiert Textschreiber Grimmschlag das Liedgut, bekreischt werden die kruden Partituren in deutscher, englischer und mazedonischer Sprache.

Letzteres ging aufgrund entsprechender Herkunftswurzeln von Vokalist Grimmschlag einher.

Dieser informiert mich weiter über den lyrischen Gehalt der aktuellen Veröffentlichung:

„Wenn auch nicht als reines Konzeptalbum zu interpretieren, befasst sich ‚Kleriker des Wahnsinns’ auf thematischer Ebene grundsätzlich mit der schmalen Grenze zwischen Genie und Wahnsinn, der grässlichen Visage der Menschheit und ihrer Abtrünnigkeit.“

Wie der Sänger noch bekundet, haben er und seine beiden Mitmusiker sich voll und ganz der eigenen Sache verschrieben.

„Wenn wir die Musik nicht ernst nehmen würden, wäre es niemals soweit gekommen ein Manifest wie ‚Kleriker des Wahnsinns’ zu erschaffen. Das Album hat uns wirklich sehr viel Geld, Schweiß, Energie, Stress und Zeit gekostet. Doch die Anstrengungen haben sich gelohnt.“

Wir gehen nachfolgend dazu über, für das aktuelle Werk gesteckten künstlerischen Ziele zu durchleuchten. Komponist, Gitarrist, Bassist und Keyboarder Fatal hierzu:

„Wir wollten schon ein sehr gutes Ergebnis abliefern. Für mich war es ja eine Art Abschiedsalbum von der Band, so dass mein Eigeninteresse an einem guten Ergebnis auch sehr hoch war. Ich wollte damals einfach unbedingt Musik machen und bin so bei Galskap eingestiegen. Sie machten zwar Black Metal und ich war beziehungsweise bin eher auf der Death Metal- und Rock-Schiene unterwegs, aber so entwickelten sich automatisch neue Wege mit der Zeit. Das, was jetzt auf ‚Kleriker des Wahnsinns’ zu hören ist, ist eigentlich das unikate Ergebnis eines jahrelangen musikalischen Tauziehens.“

Grimmschlag ergänzt zu diesem Kontext: „Wir legen ohnehin mit jedem Werk unsere eigene Messlatte höher, um daran zu wachsen. Natürlich ist ein Song im Nachhinein nie fertig, aber das ist der Fluch der Künstler.“

Ich erkundige mich im weiteren Verlauf des Gespräches darüber, was eine Anspruchsgruppe wie Galskap denn davon hält, dass viele so genannte „Fans“ auch im Metal-Bereich die Musik bald nur noch auf den neuen schicken „Smart-Phones“ konsumieren.

„Gegen den Trend zur tonträgerlosen Musik habe ich nichts, so schreitet halt die Entwicklung voran. Sonst müsste man sämtliche Tonträger verdammen, weil auch die nicht schon immer da waren. Die Vorteile von diesen Download-Möglichkeiten liegen zumindest für die am Kommerz orientierten Plattenfirmen auf der Hand, so wird man gegen die Entwicklung auch nichts machen können. CDs und auch Schallplatten werden aber nie so wirklich untergehen. Das hoffe ich zumindest, rein der Gewohnheit wegen. Außerdem gehört ein Layout zum Anfassen und Durchblättern einfach auch zum Gesamtwerk“, konstatiert Fatal, und fügt dem an:

„Durch das ganze MP3- und sonstiges Lieder-Tauschgebaren wird der Musik eine Verbreitung vereinfacht, aber ich denke schon, dass auf lange Sicht dank des Überangebots nicht mehr der ,Spirit‘ gelebt wird. Wenn ich mir beispielsweise Hard- und Blues Rock-Konzerte aus den 1970ern und -80ern angucke, oder mich mit Rockmusik-Fans aus dieser Zeit unterhalte, ärgere ich mich schon ein bisschen, dass ich damals noch zu jung war und die Hochzeit der ehrlichen, intensiven Musik nicht aktiv mitgekriegt habe.“

Und auch für Grimmschlag bedeutet Musik doch viel mehr als nur etwas zu hören. „Musik kann etwas Emotionales, Subversives sein und dann ist es egal, woher diese Musik ihren Weg ins Ohr findet. Musik bleibt Musik nur das Medium wandelt sich. Alle, welche die Musik wirklich in ihrer Gesamtheit aufnehmen, verstehen überhaupt erst, was Musik ist. Ergo: Die wahren Fans bleiben auch in 1.000 Jahren!“

© Markus Eck, 27.05.2011

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