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Interview: INSOMNIUM
Titel: Aus vollem Bewusstsein heraus

Dem brandneuen und vierten Studioalbum „Across The Dark“ entströmt deutlich hör- und vor allem spürbar der großartige Kollektivgeist von wahren Seelenbrüdern – und wahrlich, das Quartett um Sänger und Tieftöner Niilo Sevänen vereint hier die gemeinsame leidenschaftliche Vorliebe für aufwühlend schöne Melodramatiken anmutiger Tiefe.

Die vier dauerhaft ambitionierten Finnen, nun schon seit ganzen zwölf Jahren in Sachen anspruchsvollstem Melodic Death Metal hochkreativ unterwegs, vernachlässigen aktuell auch ihre typisch finnische emotionale Komponente nicht. Und davon zehren die neuen Kompositionen doch enorm, denn derart labend gefühlvoll interagieren wohl nur noch die allerwenigsten der heutigen Genrerepräsentanten.

Künstlerisch also nach wie vor zu den edelsten und ästhetischsten Vertretern ihrer Zunft zu zählen, enttäuschen Insomnium auf diesem Langspieldiskus also selbst die am meisten verwöhnten Gourmets unter den Hörern nicht.

Interessant zuzuhören ist es auch für mich wieder, was Feinseele Sevänen so alles zum neuen gelungenen Output seiner Band zu sagen hat.

„`Across The Dark` ist eindeutig das beweglichste und gleichzeitig am meisten freistehende Album, welches wir bislang hinbekommen haben. Irgendwie ist da von allem, was uns auszeichnet, noch mehr drin. Mehr Keyboardparts als je zuvor beispielsweise, bei denen Aleksi Munter alias Hippi von Swallow The Sun einen exzellenten Job an den Tasten für unsere neue Scheibe gemacht hat. Wir legten neben vielen anderen Bestandteilen speziell bei den Keyboardpassagen großen Wert darauf, sie so episch wie nur irgend möglich zu komponieren. Und nun sind wir sehr glücklich damit, denn sie gerieten exakt nach unseren Wunschvorstellungen“, freut sich der Sänger aus ganzem Herzen.

Neu im Programm sind bei Insomnium auf „Across The Dark“ auch Klargesänge, wie von dem Kehlenkönner im Anschluss daran zu erfahren ist. „Und das gleich bei drei Tracks, ein sehr guter und vor allem sehr konstruktiver Schritt nach vorne für unsere gesamte Musik.“

Für ein Stück verfasste er laut eigener Aussage die Lyriken.

Und zwei der neuen Songs auf dem Album hat er sogar selbst geschrieben, so Niilo mit ein ganz klein wenig Stolz in der Stimme.

Nach seinen speziellen Empfindungen während des jeweiligen Erarbeitens derer dazu befragt, offenbart er im Zuge der Antwort damit verbunden ein für ihn eher seltenes Lächeln.

„Der Text für den Opener `Down With The Sun` ist aus meiner Feder, und es ist ja schon wieder eine Zeitlang her, dass ich daran saß. Wie es mir damals dabei nun so ganz genau ging, kann ich nicht mehr mit Sicherheit sagen – natürlich regte sich in mir so einiges Bewegendes, und ich war jedenfalls auch einige Zeit mit dem Text aufopfernd zugange, das weiß ich noch genau. Ja, und `The Harrowing Years` und `The Lay Of Autumn` stammen als Lieder komplett von mir, die habe ich komponiert. Ich neige eher dazu, große Epik und Theatralik in die Musik zu bringen, während die anderen aus der Band es bevorzugen, stark nach vorne drängende beziehungsweise sehr dynamische Nummern zu erschaffen.“

Niilo selbst ist allerdings für gewöhnlich alles andere als ein Nieselpriem, wie er offenkundig zugibt. „Nein, im Gegenteil: Im täglichen Leben ich bin ein sehr heiterer Geselle und habe meistens riesengroße Freude am Dasein. Bestimmt erwarten auch im aktuellen Albumfalle viele Fans beziehungsweise Hörer wieder von Insomnium, dass gerade ich ein meistens depressiver und abgründiger Charakter bin, das trifft jedoch überhaupt nicht zu.“

Und der Vokalist und Bassist fügt dem noch an:

„Ich verarbeite bei der Musik von uns eben einen gewissen Wesenszug von mir, und den anderen Musikern bei uns in der Gruppe geht es hierbei genauso. Wir leben das sozusagen vollständig aus, sodass es uns danach nicht mehr belastet. Ich kann mir hinsichtlich dessen gut vorstellen, dass andere Menschen, die sich nicht ähnlich künstlerisch betätigen, all ihre negativen und belastenden Gefühlsbestandteile tagtäglich in sich hineinfressen. Das muss einen ja unweigerlich krank machen in Zeiten wie diesen. Wir sind somit alle vier immer wieder sehr glücklich, zusammen in einer Band wie Insomnium künstlerisch so herrlich tätig sein zu dürfen. Wenn wir all unsere düsteren und auch lichtlosen Empfindungen auf diese spezielle Weise nicht so derart ergiebig kanalisieren könnten, wer weiß was uns das Leben am Ende täglich an Qualen bereithalten würde?“, erläutert der Sänger ohne irgendwelche Umschweife seine individuelle Einstellung zur Sache an sich.

Wer also negative innere Energien in positiver Weise beziehungsweise für gute Zwecke nutzt, der lebt ohnehin viel bewusster und besser als der unbedarfte Normalbürger, was mein Gegenüber nur dezent grinsend bekräftigen kann.

„Yeah, alle meine engen Freunde und guten Bekannten aus dem Metal-Bereich sind extrem humorvolle und sozial sehr engagierte Zeitgenossen, die genau wissen was sie im Leben wollen und was gut für sie ist. Wir genießen das Leben und haben zusammen Spaß miteinander. Und genau darum geht es doch letzten Endes und sonst um gar nichts.“

© Markus Eck, 14.07.2009

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