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Interview: MEGAHERZ
Titel: Innigliche Nähe zur Fanbase

„Absolut großartig“, lässt Sänger Alexander ,Lex‘ Wohnhaas in aller Impulsivität dazu verlauten, wie er 2014 insgesamt empfindet.

Und dazu hat der Frontmann von Megaherz rein musikalisch gesehen auch allen Grund. Schließlich brachten die beständigen Münchner NDH-Vorreiter vor kurzem ihr achtes Album „Zombieland“ auf den Markt, welches von Fans und Medien gleichermaßen anerkennend aufgenommen wird.

„Dazu haben wir gerade eine Wahnsinnstour hinter uns, in der wir nochmals alles an Show übertroffen haben, was wir bisher gemacht haben. Diese Tour war eine Herausforderung, gerade für mich als Sänger. Elf Shows ohne Off-Day. Aber es hat alles wie am Schnürchen geklappt. Eine fette Show mit LED-Leinwand, tolle Konzerte und natürlich wieder das beste Publikum der Welt! Was will man mehr? Da möchte ich eigentlich gar keinen einzelnen Auftritt heraus pflücken. Klar ist ein Konzert in unserer Hometown München noch ein Ticken spezieller, weil man dort viele Bekannte und Freunde trifft. Aber ich habe so viele, tolle Momente auf Tour erlebt, dass ich da gar keine Auswahl treffen will. Der emotionalste Moment war jedenfalls, und zwar jeden Abend, wenn ich ganz allein, nur mit dem Klavier, den Song ,Augenblick‘ gesungen habe. Das war mein privater, persönlicher Moment mit dem Publikum. Unvergesslich!“

Und Megaherz, so frohlockt er weiter, haben in einer der umsatzreichsten Wochen des Jahres mit ihrem Album Platz 17 in den Charts gerockt. „Wenn man sieht, gegen wen wir alles in dieser Woche angetreten sind, ist das wirklich der Hammer! Da muss ich erneut an dieser Stelle ein ganz dickes Dankeschön an alle Fans loswerden, die unser Album gekauft und uns auf Tour besucht haben. Das ist für uns, auch nach über 20 Jahren, nicht selbstverständlich.“

Seine Erwartungen wurden also noch übertroffen, wie er dazu freudig weiter informiert.

„Ein ganz großes Lob und Dankeschön geht da auch an unser neues Label Napalm Records. Eine solche Medienpräsenz hatte Megaherz noch bei keiner Veröffentlichung. Nicht einmal, als Megaherz bei BMG die ,Herzwerk 2‘ herausgebracht hat, hat es so etwas gegeben. Wir hatten fünf Titelstorys, ja auch bei euch, was sehr geil war, noch dazu die fette Kooperation mit RTL2 bei ,The Walking Dead‘ und einen Werbespot auf DMAX.“

Sein Privatleben möchte Meister Lex auch für diesen neuesten Report bewusst außen vor lassen, wie er eindeutig klarstellt.

„Da gab es Ups and Downs wie in jeder Biographie. Aber das ist ja auch das Salz in der Suppe und das Repertoire für neue Geschichten. Beruflich war 2014 ein sehr intensives und schönes Jahr. Neben dem Songwriting für Megaherz, den ganzen Konzerten usw. überarbeite ich gerade meinen zweiten Roman und beginne schon mit der Suche nach einem geeigneten Verlag dafür. Also wird, wenn alles gut läuft, 2015 auch ein neuer Roman von mir erscheinen. Außerdem beginne ich gerade auch noch eine Schauspielerausbildung und möchte mich gerade im Sprecherbereich noch weiterbilden. Damit es nicht langweilig wird. [lacht] Und bei Megaherz geht es ja auch weiter. Wir reden jetzt schon über Ideen für ein neues Album. Und nach Silvester beginnen wir mit dem Songwriting für Album Nummer neun. Also, auf zum Himmel und immer gegen den Wind!“

Zeit für einen erholsamen Urlaub fand der Bühnensüchtige in diesem Jahr nicht, wie er dezent bedauert. „Momentan sind meine Akkus allerdings noch voll und ich nutze lieber die Energie und arbeite an den Projekten, die bei mir noch anliegen. Vielleicht schaffe ich es ja 2015 mal für ein paar Wochen irgendwie wegzukommen. Aber keine Angst, von Burnout bin ich weit entfernt. Dazu macht mir das alles viel zu viel Spaß.“ [lacht]

Die neue Albumscheibe fährt sehr viel an Beachtung und Aufmerksamkeit ein.

Megaherz überall, könnte man meinen. Was war jeweilig das Prägnanteste daran für Lex, dies so zu erreichen?

„Das Anstrengendste war, wie eigentlich immer, dem eigenen Anspruch zu genügen und die richtigen Songs zu schreiben und auszuwählen. Ein neues Album bei Megaherz ist nicht einfach so dahin geschrieben oder schnell durchproduziert. Wir achten bei unseren Songs sehr genau auf Text und Musik und machen uns lange Zeit Gedanken darüber, wohin die jeweilige musikalische Reise auf einem Album geht. Alles andere danach ist nur noch Spaß und Bonus. Konzerte sind für uns eigentlich die Belohnung für die harte Arbeit im Studio. Das schönste war demnach tatsächlich die Tour, egal, wie anstrengend es war. Wir hatten ein tolles Set, eine großartige Crew und wahnsinnig intensive Momente mit unseren Fans. Ich kriege jetzt noch Gänsehaut, wenn ich an die Konzerte denke.“

„Zombieland“ enthält auch eindeutig Gesellschaftskritisches. Wir sprechen darüber, was den Sänger in dieser Hinsicht in 2014 am meisten aufgeregt hat beziehungsweise sogar stocksauer bis wütend gemacht hat.

„Besser wäre wohl die Frage: Was nicht? Also, an Krisenherden mangelt es zurzeit ja nicht. Ebola in Westafrika, Ukraine-Krise, IS-Terror. Tatenloses Zusehen und dumme, instabilisierende Außenpolitik der USA, noch dazu eine verfehlte Entwicklungs- beziehungsweise Wirtschaftspolitik der EU. Wir sind mitverantwortlich dafür, dass die halbe Welt zurzeit in Chaos und Barbarei versinkt. Und die Konsequenzen rollen direkt auf uns zu. Ich denke, die Flüchtlingsströme werden für unsere Gesellschaft zur Zerreißprobe. Können und wollen wir diese Massen, die da auf uns zukommen, hier bei uns willkommen heißen und ihnen Schutz bieten oder wird es wieder so schmutzig wie in den 90ern, als Asylantenheime in Brand gesteckt wurden und Angriffe auf Ausländer aus der rechten Ecke zum Alltag gehörten. Die naive Political-Correctness-Propaganda im Fernsehen hilft da auch nicht weiter. Ich denke, man muss da offensiv mit den Ängsten und Vorurteilen umgehen. Jemand, der Angst davor hat, weil in seiner Nachbarschaft ein Heim mit 300 oder 400 Syrern oder Afrikanern entsteht und sich darüber öffentlich beklagt, ist nicht gleich rechts und man muss auch diese Kritik ernst nehmen und Raum lassen, ohne gleich die Nase darüber zu rümpfen. Andererseits muss uns aber auch klar sein, dass um Europa herum gerade die Welt brennt und unsere Sicherheit, unser Frieden und unser Wohlstand auch keine Selbstverständlichkeit sind und uns auch eine gewisse Verantwortung geben. Wie lösen wir dieses Problem? Eins muss klar sein: Wir dürfen dieses Feld nicht den rechtsradikalen Dummköpfen überlassen, sondern brauchen einen offenen, fairen Umgang mit dem, was uns verbindet und was uns trennt. Damit es eher ein Miteinander als ein Gegeneinander gibt. Ich habe jedenfalls keine Lust wieder brennende Flüchtlingsheime zu sehen!“

Darauf angesprochen, welche Persönlichkeit ihn diesjährig so richtig begeistern konnte, erhellt sich die Miene des Kehlenkünstlers auf einmal schlagartig.

„Ganz ehrlich hat es da Altrocker und Friedensaktivist Bob Geldof und sein Band Aid Projekt wieder mal geschafft. Zwar naiv und trotzdem oder gerade deswegen ein absolutes Vorbild. Ich werde mir seinen Weihnachtssong wieder kaufen, auch wenn ich ihn mir mit Sicherheit nicht anhören kann. [lacht] Aber der Song ist letztlich auch egal, die Message dahinter ist so wichtig. Wenn Staaten und Politiker versagen, kommt es auf die Menschen darauf an, etwas zu tun!“

2014 war Lex mit seiner Band eigentlich gar nicht so viel unterwegs, wie er offenbart, da sich die Megaherz-Mannschaft voll und ganz auf die Fertigstellung von „Zombieland“ geworfen hat.

„Aber dennoch gab es für mich einige sehr feine Festivalerlebnisse als Besucher. Besonders toll finde ich immer wieder die Atmosphäre auf dem Blackfield. Die Bühne ist einfach geil, mit dem Publikum wie in einem antiken Amphitheater vor einem und dem Fluss im Rücken. Das hat mir definitiv wieder Spaß gemacht.“

Die Antwort auf die Frage bezüglich des seiner Ansicht nach vielversprechendsten musikalischen Newcomers 2014 kommt ihm rasch über die Lippen.

„Die Münchner Band Apron hat mit ,Der Punch‘ gerade ihr zweites Album veröffentlicht. Es ist eine Art Konzeptalbum mit dazugehörigem Comic in dem man die Geschichte der Songs mit- beziehungsweise nachlesen kann. Da stimmt alles. Super Songs, amtlich produziert und obendrauf auch noch einen fetten Comic mit knapp 140 Seiten. Mehr geht nicht!“

Im leider weitgehend doch ziemlich niveaulos gewordenen Kino wird laut Meinung vieler Zeitgenossen immer noch mehr - primär amerikanisiert verdummender, sexualisierender und nicht selten auch zum Saufen animierender - Bockmist gezeigt.

Hatte sich der Megaherz-Frontmann dennoch etwas dort angesehen, was ihm gefallen hat?

„Es gibt ja nicht nur die Mega-Blockbuster aus Hollywood. Einen unglaublich komischen und sehr sehenswerten Heimat-Krimi kann ich da jedem ans Herz legen. Allerdings sollte man ein wenig bayerisch verstehen. Der Film heißt ,Winterkartoffelknödel‘. Ich habe Tränen gelacht. Aber natürlich gebe ich mir auch noch den Hobbit Teil 3. Der ist Pflicht.“

Lex, was sind deine allerwichtigsten Pläne für 2015, in musikalischer, persönlicher und gesundheitlicher Hinsicht?

„Wie ich schon gesagt habe, ab Anfang des Jahres geht es bereits ins Songwriting für Megaherz Album Nummer neun. Dann möchte ich meinen neuen Roman unter Dach und Fach bringen und wenn die ein oder andere Sprecherrolle für mich noch herausspringt, bin ich schon absolut zufrieden. Es gibt noch ein paar andere Projekte, die aber momentan noch nicht spruchreif sind, an denen ich aber dran bleibe. Außerdem ist das Thema ,Zombieland‘ noch lange nicht abgearbeitet. Wir geben im Januar drei Zusatzkonzerte in Ingolstadt, Zwickau und Frankfurt. Die genauen Dates dazu findet man wie immer auf www.megaherz.de oder auf Facebook. Es werden außerdem jede Menge Festivals folgen. Ich glaube, dass 2015 ein sehr gutes Jahr für Megaherz wird“, verlässt es den Mund des Sängers mit einem hoffnungsvollen Grinsen.

Seinen Silvesterabend wird der ebenso stimmstarke wie charismatische Glatzkopf arbeitend verbringen, wie er mit breitem Grinsen vorgibt.

„Gott sei Dank bin ich da auf dem Let´s Go 2015 als DJ auf der größten Silvestergala Augsburgs zugegen, meiner Heimatstadt. Da bin ich gut aufgehoben, habe alle Drinks for free, super Leute um mich und ich bestimme auch noch den Sound. Besser geht´s nicht.“ [lacht zuversichtlich]

Der ganzen Welt da draußen wünscht der Unbeirrbare für 2015 neben alles Gutem primär einen möglichst klaren Kopf.

„Na, wenn der dritte Weltkrieg und keine Pandemie á la ,Resident Evil‘ ausbricht, dann bin ich schon zufrieden. Mir reicht schon das Zombieland völlig aus, welches wir uns selbst in unseren eigenen Köpfen allzu oft aufbauen. In diesem Sinne, think positive!“

© Markus Eck, 04.01.2015

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