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Interview: MIDNATTSOL
Titel: Glanzvoll

Sehr angenehm in musikalische Erscheinung tragen Midnattsol bislang mit ihren ersten beiden Alben, was der Nordic Gothic Metal-Band um die ebenso feminin ansehnliche wie stimmstarke Vokalistin Carmen Elise Espenæs auch eine entsprechend breit gestreute Anhängerschar einbrachte.

Zuvor also ohnehin bereits auf hohem musikalischen Niveau angesiedelt, konnten sich diese leidenschaftlichen Vollblutmelodiker für ihr neues und relevantes drittes Langspielwerk „The Metamorphosis Melody“ noch einmal qualitativ steigern.

Erfreulicher diesbezüglicher Fakt: Sämtliche bislang erworbenen Stärken konnten produktiv gebündelt werden, was den neuen Kompositionen unerwartete Kraftschübe, fesselnde Dynamiken und vor allem höchst wonnige Melodietriumphe ermöglicht!

Nicht selten gar Zauberhaftes gibt es da zu genießen, was die Popularität des schwärmerischen Quintetts garantiert entscheidend zu vergrößern imstande ist.

Fest steht: So herrlich stimmig, so wunderbar flüssig, so aufwühlend inniglich und letztlich so vorzüglich homogen wie Midnattsol dies aktuell vermögen, kann man ohnehin nur musizieren, wenn man sich im Kollektiv voll und ganz der eigenen Kunst mit Leib und Seele verschrieben hat.

Anders ist es wohl auch nicht zu erklären, wie es Midnattsol im Zuge dessen geschafft haben, so viel anmutige und zerbrechliche Schönheit auf solcherlei massiven Gitarrenfundamenten auszustellen.

So kann der auch aktuell zutiefst beseelt erklingende Nordic Gothic Metal der anhaltend ambitionierten Sehnsuchtskapelle monumentale träumerische Opulenzen in sämtlichen Sinnen generieren.

Deutlich ist dabei zudem auch die massiv angestiegene Reife der Beteiligten zu vernehmen, welche sich neben willkommener instrumenteller Souveränität auch in orchestral exzellent ausstrukturierten Arrangements und gar prächtigem Atmosphärenreichtum niedergeschlagen hat. Mittlerweile zum spielstarken Sextett angewachsen, zeigt sich die Band also derzeit von ihrer bislang allerbesten und überzeugendsten Schaffensseite.

Bassistin Birgit Öllbrunner freut sich: „Es geht uns eigentlich so gut wie schon lange nicht mehr. Die Songs sind im Kasten, das Cover und das Layout sind fertig und wir haben eine DVD produziert. Und das Schönste daran ist: Wir sind mit dem Material überglücklich und mega- zufrieden, wie alles geworden ist! Die schwerste Zeit der Arbeit liegt hinter uns und jetzt kommt die Zeit, wo wir uns auch mal zurücklehnen und einfach nur noch das genießen dürfen, was auf uns zukommt. Sei es die anstehende Tour, die Reviews, auf die wir natürlich sehr gespannt sind, Konzerte und vor allem das Feedback von unseren Fans. Abgesehen davon geht es uns auch privat prima und es hat sich bei uns seit der letzten Platte einiges verändert, sei es privat oder im Job, aber zum Glück nur im positiven Sinne.“

Und, wie Carmen sich dazu ebenso gut gelaunt einklinkt, hat auch sie persönlich eine gewisse Veränderung an sich verspürt beziehungsweise ausgelebt:

„Dies hat auch ein Stück weit die neue Platte beeinflusst. Ich habe mal gelesen, dass es ein typisches Alter gibt, in dem man sich persönlich entwickelt und stärker wird; man weiß besser, wer man ist und was man im Leben will. Vielleicht ist das ein Grund dafür, warum bei uns in den letzten zwölf Monaten gar so viel passiert ist“, verlässt es lachend ihren Mund.

Wie Birgit anschließend zu Protokoll gibt, ist sie gegenwärtig mitsamt der Band am allermeisten darauf gespannt, wie die Hörer auf die neue Platte reagieren werden.

„Und da erhoffen wir uns natürlich positives Feedback; also, dass sie unsere neue Platte lieben werden und nie wieder aus ihrem CD Player geben werden. [grinst] Das ist natürlich sehr spannend für uns. Während wir die Lieder schreiben, denken wir zwar nur daran wie uns die Parts oder Melodien gefallen, was sich dann in einem Funkeln in unseren Augen bemerkbar macht. Aber inzwischen sind wir auch extrem darauf gespannt, wie andere die Lieder finden. Ansonsten erhoffen wir uns, dass wir möglichst viel live spielen werden, da uns das extrem viel Spaß macht. Außerdem freuen wir uns mit den Fans nach Konzerten noch näher in Kontakt zu kommen und das ein oder andere Bierchen zu trinken. Die letzte CD ‚Nordlys’ konnten wir ja leider kaum live promoten, da unser Gitarrist Christian Hector kurz nach Veröffentlichung ausgestiegen ist. Hierfür haben wir mit Alex Kautz einen einzigartigen Nachfolger gefunden. Zwar hat uns das Schicksal schon wieder gebeutelt und auch Daniel Droste ist seit kurzem nicht mehr mit an Bord, aber wir haben nach intensiver Suche einen Gitarristen gefunden, der auf jeden Fall die Tour mitspielt und alles Weitere wird sich zeigen. Natürlich hoffen wir darauf, dass wir zusammen mit ihm wieder ein stabiles und dauerhaftes Line-Up bilden und wir wieder eine vollständige ‚Midnattsolfamilie’ sein können, so dass wir 2011 richtig Gas geben können!“

Carmen verkündet mit mächtiger Freude im Wesen:

„Die Veröffentlichung von ‚The Metamorphosis Melody’ bringt eine Menge mit sich, worauf sich die Fans freuen können! Zum ersten Mal geben wir auch eine Live-DVD heraus, welche Teil der limitierten Edition ist. Für uns ist das eine ganz besondere DVD eines unvergesslichen Abends auf dem Metal Female Voices Festival 2009. An diesem Abend haben wir live vor Publikum bekannt gegeben, dass Alex Kautz als festes Mitglied in der Band aufgenommen wird. Und anschließend wurde uns dort der ‚Best Hope Award’ verliehen. Die Stimmung in den hiesigen Oktoberhallen war unbeschreiblich toll und wir möchten mit dieser DVD die Atmosphäre dieses Abends für unsere Fans zuhause zum Erlebnis machen. Zur DVD auf der Limited Edition haben wir auch einen Bonus-Track draufgepackt, der von unserem ehemaligen Gitarristen Daniel Droste gesungen wird. Der Titel dieses Liedes ist ein Wortspiel mit einem anderen Songtitel auf der Platte, was wir als Überraschung geplant haben. Das Artwork der neuen Platte ist auch eine Besonderheit an sich. Es wurde von Stefan Heilemann gemacht und wir sind alle mehr als begeistert von seiner Leistung und seinen Ideen. Das Cover ist eng mit der Musik, den Texten und dem Plattentitel verbunden. Es zeigt ein kleines Mädchen, das eine persönliche Veränderung durchlebt. Unser Keyboarder Daniel Fischer hat sogar ein Video zum Cover erstellt, das den Zuschauer in die Welt dieses Artworks schreiten lässt und einen Eindruck davon bekommen lässt. Wir werden unser neues Album auf unserer ersten großen Tour mit Leaves Eyes im April promoten. Wir freuen uns schon so sehr, den Fans die neuen Songs zu zeigen und sie live zu spielen! Wir planen auch noch viele andere spannende Sachen für unsere Anhänger, wobei ich im Moment noch nichts verraten will. Wir halten die Fans aber über unsere Profile auf Plattformen wie Facebook, Twitter, Myspace und auch mithilfe unserer Homepage auf dem Laufenden.“

Birgit ergänzt ihre Bandkollegin nur zu gerne im Informationsfluss:

„Die neuen Lieder unterscheiden sich sehr von denen der ersten beiden Platten und klingen trotzdem mehr nach Midnattsol, als je etwas zuvor. Auch wenn ich die beiden anderen Alben nach wie vor sehr mag, ist ‚The Metamorphosis Melody’ definitiv mein Lieblingsalbum. Es ist viel abwechslungsreicher und vielschichtiger geworden. So haben wir einen ausgeglichenen Mix aus härteren, rockigen, ruhigen atmosphärischen sowie Midtempo-Songs. Auch wenn die Kompositionen oft recht komplex sind, unser Drummer uns mit zahlreichen Taktwechseln malträtiert (hier erstmals mit 5/4-Takten), so reißen sie einen trotzdem mehr mit und haben mehr Hooklines. Hooklines, die mir manchmal den ganzen Tag nicht aus dem Ohr gehen. Carmens Gesang finde ich hier besonders schön, da sie sehr warm, weich und zugleich kraftvoll singt. Sie wechselt vermehrt zwischen sanftem und kräftigem Gesang, es wird nie langweilig. Eine ganz große Stärke sind auch die für uns typischen Melodien, die diesmal noch stärker zum Vorschein kommen. Aber auch klassische Heavy Metal-Einflüsse blitzen viel mehr durch, was zum großen Teil unserem neuen Gitarristen Alex zu verdanken ist, auch wenn er sich schon wie ein alter Hase anfühlt. [lacht] Sein Einstieg vor eineinhalb Jahren war wie eine Frischzellenkur für die Band, es hat uns allen wieder richtig Auftrieb gegeben. Und seine Ideen klingen total nach Midnattsol, wenn auch in einer neuen und erfrischenden Art und Weise. Spannend finde ich auch, wenn die Melodien zwischen den Instrumenten geradezu ‚hin und her’ geworfen werden. Das Keyboard untermalt die neue Musik perfekt, mal dominierend, mal zurückhaltend. Bezüglich der Produktion haben wir diesmal alles aus einer Hand, und zwar aus der von Markus Stock vom Studio E, machen lassen. Das hört man auch, denn ‚The Metamorphosis Melody’ klingt sehr kraftvoll, erdig und natürlich. Instrumente und Gesang sind perfekt abgemischt. Keine Produktion also, die einem ‚in den Ohren wehtut’. Ich glaube unser Vorteil ist, dass wir alle recht unterschiedlich beeinflusst sind, allesamt also mit unterschiedlichen Musikrichtungen und Metal-Stilrichtungen ‚groß’ geworden sind. Dieser Mix macht sich natürlich auch in unseren Liedern bemerkbar. Wir hören oft, dass wir einen ganz eigenen Stil haben, und das ist natürlich ein riesiges Kompliment, das uns total freut!“

Im Weiteren nennt Carmen mit überaus beschwingten Worten ihre ganz persönlichen Song-Favoriten unter all den neuen Midnattsol-Kompositionen auf „The Metamorphosis Melody“:

„Eigentlich ist es ja schon sehr schwierig für mich, nur einen Favoriten auszuwählen! Songtitel möchte ich im Folgenden jedoch keine nennen, denn die Fans sollen nicht von meiner Meinung beim Hören beeinflusst werden. Jedes Lied hat nämlich seine Besonderheit, so dass jedes auf seine Art und Weise das Beste ist. Eine Kompositionen endet beispielsweise mit einem grandiosen, zwischen beiden Gitarristen abwechselnden Motiv, was wir in dieser Form bei Midnattsol noch nie hatten. Ein anderes Lied hat einen der schönsten Refrains in unserer Bandgeschichte, bei dem sogar unser Produzent Markus Stock Gänsehaut bekommen hatte und welchen man wohl einfach mitsingen muss. Bei einem anderen Song ist der Anfang der gelungenste auf der ganzen Platte: Man hört ein einzigartiges Zusammenspiel zwischen Bass, Keyboard und Gesang und durch das Lied hindurch treibend tolle Drums. Jeder einzelne Song hebt sich in bestimmten Alltagsituationen hervor. Unser Alex erzählte mir vor kurzem, dass er besonders eine bestimmte neue Nummer mag, wenn er morgens zur Arbeit fährt und ein bisschen ‚Pep’ braucht. Das lustige ist, dass es genau dasselbe Lied war, welches ich morgens oft höre! Man bekommt irgendwie diese ganz besondere pushende Motivation, die ich unseren Fans beim hören dieses speziellen Songs auch wünsche! Ein weiterer Song auf unserem neuen Album hat einen ganz besonders schönen und emotional ruhigen Part, der auch schon einige Freunde der Band sehr berührt hatte. Sie meinten, dass es das beste Lied der Platte ist, weil es einen so sehr trifft. Wenn ich jedoch einen Favoriten nennen muss, würde ich ein Lied nennen, das durch wunderschöne Melodien und Rhythmen eine einzigartige Stimmung und Atmosphäre vermittelt. Fans, die bereits die Stücke ‚Desolation’ und ‚Northern Light’ besonders mögen, werden an diesem Lied sicherlich auch Gefallen finden, wobei das Zusammenspiel zwischen Instrumenten und Vocals bei diesem Song besser und ausgereifter ist. Die Lyrics sind meiner Meinung nach die besten seit jeher bei Midnattsol, und dies wirkt sich auch in der Musik aus. Hierzu auch ein riesiges Dankeschön an Carl Begai, der mich beim Texteschreiben in einer sehr positiven Weise gefördert hat! Dieser Song erzählt eine ganz persönliche Geschichte über eines der Bandmitglieder. Eine Geschichte, die das Leben dieser Person sehr verändert hat.“

Birgit hierzu: „Das ist auch für mich gar nicht so leicht, da es auch bei mir sehr stimmungsabhängig ist. Songtitel möchte ich hierzu ebenfalls nicht nennen, denn die Hörer sollen schließlich ihre Fantasie spielen lassen. Generell mag ich meistens eher die etwas schnelleren Stücke, auf ‚The Metamorphosis Melody’, vor allem gleich das erste. Das kann ich auch im Proberaum nicht oft genug spielen, hier stehe ich immer mit einem fetten Grinsen im Gesicht da und kann einfach nicht still stehen. Sorry, wenn ich das so sage, aber dieser Song rockt wie Sau! Auch wenn das immer etwas blöd ist, so was über einen eigenen Song zu sagen, aber wenn sie uns nicht gefallen würden, hätten wir sie schließlich auch nicht geschrieben! [grinst] Dann gibt es einen Song der mit einem langen ruhigen Akustikpart anfängt: Alex hatte ihn irgendwann mal in einer etwas melancholischen Stimmung aufgenommen und wir hatten ihn schon fast vergessen. Aber er ist mir immer wieder durch den Kopf gegangen, weil er so schön war, so dass ich die anderen darauf hingewiesen habe, dass wir den Teil unbedingt noch auf Platte bringen sollten. Jetzt bin ich heilfroh, dass er nicht in Vergessenheit geraten ist. Denn auch das, was darauf folgt und von uns allen zu einem kompletten Lied gemacht wurde, klingt wunderschön. Und dann steh’ ich noch extrem auf alle Doublebass-Parts, davon kann ich einfach nicht genug bekommen. Am besten noch kombiniert mit einem China-Becken, dann bin ich schon glücklich. [lacht] Wenn dann noch klassische Heavy Metal-Melodien mit im Spiel sind, dann ist die Welt für mich persönlich im Lot.“

Wie sich Carmen im Anschluss daran zurückerinnert, fanden es alle Bandmitglieder am Anfang des Songwriting-Prozesses zunächst mal ziemlich schwierig, überhaupt neue Songs zu schreiben.

Die blonde Sängerin resümiert mit ernster Miene und holt dazu weit aus:

„Wir hatten kaum angefangen, dann mussten wir uns auf die Suche nach einem neuen Gitarristen machen und einen neuen Proberaum finden. Es war so eine Phase, in der wir nicht genau wussten wo wir hin wollten. Aber wie bekannt kommt die Sonne nach dem Regen, und es war bei uns nicht anders. Genau im richtigen Moment trafen wir unseren heutigen Gitarristen Alex, der genau das war und ist, was wir lange gesucht hatten, und sogar noch viel besser. Während unseres Konzertes auf besagtem MFV Festival 2009 gaben wir wie erwähnt bekannt, dass er unser neuer Gitarrist ist. Das war ein Riesenerlebnis, denn er hatte davon selbst keine Ahnung und war total überrascht! Später am selben Abend wurde wiederum die ganze Band überrascht, in dem wir ja den MFV-Award ‚Best Hope’ verliehen bekamen. Für uns war das genau der neue Start, den wir gebraucht hatten. Es fühlte sich an wie eine neue Hoffnung, und danach waren wir voll motiviert, um neue Lieder zu schreiben. Alex hatte lauter gute Ideen, die wunderbar zu unseren Vorstellungen und Ideen passten, und ‚step by step’ sahen wir, dass die Songs sich in eine neue, mehr ausgereifte Richtung bewegten, jedoch trotzdem den typischen Midnattsol-Sound und Wiedererkennungswert behielten. Das Zusammenspiel der Band verbesserte sich mehr und mehr, und die neuen Songs machten Lust auf mehr. Um die Fans nicht allzu lange vor leeren Schaufenstern warten zu lassen, nahmen wir einen großen Zeitdruck für das Songwriting in Kauf. Freizeit war für Monate ein uns unbekanntes Wort, denn wir wollten natürlich trotz Zeitdruck das Allerbeste rausholen. Jeder Ton wurde abgewogen, und viele Songs und Ideen weggeschmissen. Kein halbguter Song sollte auf die neue Platte kommen, sondern nur Lieder, die wir alle richtig geil fanden. Die Anforderungen an uns selber waren also hoch, aber es machte uns auch Spaß besser zu werden und die neuen Stücke zu spielen. Da ich zurück nach Norwegen gezogen bin, standen wir zudem vor der neuen Herausforderung, das Songwriting auch zwischen zwei Ländern hinzubekommen. Auch wenn ich regelmäßig nach Deutschland gekommen bin, wollten wir auch die Zeit dazwischen nutzen und schickten unsere Ideen und Veränderungen hin und her, was dank digitaler Medien eine gute Lösung war. In Deutschland wohnte die Band schon fast im Proberaum und schrieb Lieder ohne Ende. Und da sie nicht mehr viel Zeit hatten raus zu gehen, mussten sie halt auch im Proberaum feiern. Das ist wie eine Tradition geworden bei Midnattsol, und es stehen noch ein Paar große Jack Daniels-Flaschen als Erinnerungsstücke dort zur Schau. Jetzt im Nachhinein sind wir froh, dass wir das alles gemacht haben und das Songwriting war alles in allem auch ein schönes Erlebnis für die gesamte Band. Wir sind während dieser Zeit mehr als Formation zusammengewachsen und wir waren auch noch nie so zufrieden mit einer Platte wie mit dieser. Wir hoffen so sehr, dass auch unsere Fans die neuen Songs mögen und dass wir ihre Hoffnungen zur neuen Midnattsol-Platte mit ‚The Metamorphosis Melody’ erfüllt haben.“

Carmen freut sich laut eigener Aussage sehr über die nachfolgende Frage, welche Einflüsse und Inspirationen für die Lyriken der neuen Midnattsol-Kompositionen von Bedeutung waren. Sie offenbart:

„Gerade bei dieser neuen Platte spielen bestimmte Bücher und Gedichte eine größere Rolle. Zum Beispiel war das bekannte norwegische Märchen ‚Kvitebjørn Kong Valemon’ eine große Inspiration: Ein wunderschönes aber auch so trauriges Märchen, welches ich als Kind immer wieder gelesen habe. Ich finde diese Geschichte so toll; also, dass die beiden Hauptfiguren unbedingt zusammen sein wollen, obwohl der Prinz zu einem Bären verwandelt wird. Der deutsche Schriftsteller Franz Kafka hat die Texte mit seinem Buch ‚Die Verwandlung’ aber auch beeinflusst: Hier geht es um eine Person, die plötzlich verwandelt aufwacht. Während eines Besuches bei meiner Schwester Liv in Deutschland habe ich zudem ein Gedichtbuch von ihr bekommen, mit wunderschönen kleinen Gedichten über Tiere und die Natur. Eines davon ist mittlerweile zu meinen Lieblingsgedichten geworden und hat mich mit inspiriert. Dafür bin ich Liv sehr dankbar. Wichtig zu erwähnen ist auch, dass mehr als zuvor auch die Erlebnisse des Lebens der einzelnen Bandmitglieder die neuen Lyriken in Midnattsol beeinflusst haben, ganz besonders die persönlichen Veränderungen. Auch die momentane globale Situation hat die Texte beeinflusst. Denn es macht mich immer wieder so wütend, mit anschauen zu müssen, wie wir Menschen die Welt und andere Lebewesen zerstören und wie wir uns teilweise selber mit destruktiven negativen Gedanken innerlich runtermachen. Es schreit meiner Meinung nach einer neuen Phase! Außerdem spielt wie früher bei uns auch neben alten norwegischen Geschichten die nordische Natur und ihre Naturwesen eine zentrale Rolle in den Songtexten. Der rote Faden der früheren Texte fließt also weiterhin in ‚The Metamorphosis Melody’. Es ist also nicht nur ein bestimmter Film oder ein bestimmtes Buch, das die Texte beeinflusst hat, es sind eher mehrere Faktoren die zusammen kommen und sich in den Wortgebilden widerspiegeln.“

Das Dreiergespräch befasst sich nachfolgend mit weiteren fokussierten Bühnenauftritten, wobei Tieftönerin Birgit plötzlich überraschend impulsiv wird: „Kaum zu glauben, aber wahr: Das erste Mal in der Geschichte von Midnattsol, was inzwischen auch schon neun Jahre sind, gehen wir auf eine Tour, die länger als drei Tage am Stück dauert! Wir freuen uns riesig auf die aktuelle Tour im April, um ‚The Metamorphosis Melody’ in den Niederlanden, in Italien und Deutschland sowie der Schweiz und in Österreich zu promoten. Die Aufnahmen im Studio sind nun mittlerweile fast ein Jahr her, daher können wir es kaum abwarten, die Songs endlich auch live zu spielen! Dann sind bisher noch Auftritte auf dem kommenden Metalfest in Ungarn, dem Durbuy Rock Festival in Belgien und erneut auf dem Metal Female Voices Fest ebenfalls in Belgien geplant. Wir hoffen aber, dass es noch viele mehr werden!“

Die Zeitspanne nach dem letzten 2008er Album „Nordlys“ bis hin zum aktuellen Werk „The Metamorphosis Melody“ war für viele Midnattsol-Fans sicherlich nicht leicht abzuwarten.

Was hat die Band in der Zwischenzeit neben dem Songwriting eigentlich Nennenswertes gemacht?

„Ja, das stimmt schon, aber das war irgendwie schon immer so bei uns. Langweilig ist uns aber definitiv nicht geworden. Einerseits hatten wir natürlich eine intensive Songwriting-Phase, gefolgt von den Aufenthalten im Studio, der Organisation rund um das Cover, das Booklet, Fotos, etc. Unwesentlich war auch nicht die ganze Organisation rund um die erwähnte DVD. Inzwischen haben wir neben unserer Homepage auch Seiten bei Facebook und Twitter aufgebaut. Nicht zuletzt sind auch immer wieder so nervige Sachen wie eine Steuererklärung und finanzielle Sachen zu machen. Na ja, und zuvor hatten wir ja wie gesagt einen neuen Gitarristen suchen müssen, der menschlich und musikalisch zu uns passt, so dass wir ‚The Metamorphosis Melody’ nun deutlich öfter live spielen können als die Lieder von ‚Nordlys’. Bald können unsere Fans übrigens über eine Verlosungsaktion auch eine nagelneue Gitarre von Fernandez gewinnen, was natürlich auch geplant werden musste. Man sieht, wir waren nicht faul, es ist einfach die Zeit, die immer so schnell vorbei geht“, blickt Birgit noch mit einem verschmitzten Lächeln zurück.

© Markus Eck, 19.03.2011

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