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Interview: MOROK
Titel: Materialistischen Idealen abgeneigt

Gegründet wurde diese deutsch-russische Heidenhorde 2004, was für das beackerte Genre einen echten Glücksfall darstellt. Denn mit ihrer hochwertigen Eigenproduktion „In The Forests Of Slavia“ haben sie mein leidenschaftliches Herz schnell für sich beziehungsweise ihre inbrünstige Pagan Metal-Kunst gewinnen können.

Das trotz aller musikalisch transportierten Aggressivität bemerkenswert beflissen agierende Trio zählt damit meiner Auffassung nach auf jeden Fall zu den großen Hoffnungen in dieser Stilistik. Hier arbeiten also Bauch und Kopf künstlerisch produktiv zusammen, also ganz so, wie man es als fanatischer Liebhaber solcherlei Liedguts bevorzugt.

Binnen weniger Momente erweckten Morok somit meine wahrlich unbändige Neugier darauf, welcherlei vielschichtige Charaktere sich wohl hinter solch’ einer mächtigen Scheibe verbergen.

Ich unterhalte mich mit Gitarrist und Stromorgel-Mann Tur über die Belange des eigendynamischen Dreiers.

„Nachdem wir das das damalige Demo fertig aufgenommen haben, haben wir angefangen, neue Songs für die aktuelle Platte zu schreiben. Ansonsten gibt es nicht viel zu berichten“, lässt er sich überraschend lapidar zum Entstehungsprozess für „In The Forests Of Slavia“ aus.

Ich bitte den Kerl bei der Gelegenheit gleich mal um ein paar Worte zur jeweiligen Persönlichkeit der einzelnen Bandmitglieder. Jedoch: „Ich finde es unglaublich schwer, in ein Paar Worten eine Persönlichkeit zu beschreiben, die man auch nicht ganz kennt. Ich glaube, ich kann das, was ich weiß, auch nicht richtig rüberbringen. Diejenigen, die uns persönlich kennen, können ihre eigenen Meinungen bilden, ansonsten geht es hier auch gar nicht um unsere Persönlichkeiten“, so Tur hierzu, in aller respektablen Bescheidenheit.

Morok sind eine heidnisch orientierte Gruppe. Ich hake nach, wie sie „ihr“ Heidentum für sich definieren. Der Gitarrist expliziert: „Die schwierigste Frage überhaupt, deren Beantwortung alleine sehr viel Platz füllen kann. Unser Heidentum ist auf jeden Fall nicht die ausgeformte und unzerstörbare Weltanschauung. Es entwickelt und verändert sich, so wie wir uns mit der Zeit entwickeln und verändern. Es ist schwer, hier eine „Definition“ zu formulieren, da einerseits die Band aus drei Individuen besteht, die einige Punkte immer ein wenig anders und individuell interpretieren; andererseits, weil ich nicht in der Lage bin, eine derart komplexe Weltanschauung in drei Sätzen zu formulieren.“

Morok verbringen laut Tur sehr viel Zeit draußen, in der Natur.

„Das war immer so in unseren Familien, so was ist für uns selbstverständlich. Was das Heidentum angeht, so versuchen wir soweit es geht, nicht nach den materialistischen Idealen von heute zu leben, sondern auch andere Aspekte in unserem Alltag zu beachten und zu integrieren.“

Was private Hör-Vorlieben angeht, so laufen in den Behausungen der Morok-Männer viele unterschiedliche Klänge, so Tur.

„Zum einen sind es Metal-Bands, zum anderen hören wir auch viel Folklore, je nach Stimmung. Einige wenige Bands, die ich selbst in der letzten Zeit oft gehört habe, sind beispielsweise Bathory, Burzum, Drudkh, Gods Tower, Kamaedzitca und viele andere.“

Die bisherigen Reaktionen der Medien und Fans auf das aktuelle Werk „In The Forests Of Slavia“ sind bislang grundsätzlich positiv ausgefallen, freut sich mein Gesprächspartner.

„Natürlich gefällt unsere Musik nicht allen, und bei einigen Rezensionen merkt man auch, dass die Rezensenten die CD nur einmal gehört und dabei auch noch ein paar andere Dinge erledigt haben. Wir wissen aber auch, dass wir nicht perfekt sind, deswegen fühlen wir uns nicht beleidigt, wenn wir kritisiert werden.“

Wir unterhalten uns nachfolgend darüber, was Tur an der korrupten Musikindustrie hasst.

„Diese Frage ist wirklich schwer zu beantworten, da wir die Musikindustrie zu schlecht kennen. Wir sind noch kein Teil davon. Und wir werden sie mit der Musik, die wir spielen, wahrscheinlich auch nie richtig kennen lernen. Was mich ein wenig stört, sind sehr viele Alben, die schlecht produziert und eingespielt werden; Alben, in denen keine Gefühle, Blut und Schweiß stecken, die aber trotzdem auf den Markt geworfen werden, in der Hoffnung damit ein wenig Geld zu verdienen.“

Ich werfe die Frage ein, ob es überhaupt noch einen wirklichen Black- beziehungsweise Pagan Metal-Underground gibt, wie dies noch vor ein paar Jahren der Fall war. Auch darauf findet Tur nur schwerlich eine Antwort: „Denn wir waren nie ein wirklicher Teil vom Underground. Der Underground ist auf jeden Fall deutlich kleiner geworden, ich glaube auch alleine aus dem Grund, dass es für viele nur eine Mode-Erscheinung war. Was die Musik betrifft, sind in der letzten Zeit viele gute Bands entstanden.“

Zu diesem Kontext gehen wir ein klein wenig in die Tiefe.

So bitte ich den Musiker um ein paar Worte darüber, wo Morok in Sachen Erfolg hinwollen beziehungsweise was ihre Ziele sind und wie diese sich seit den Anfängen der Band verändert haben. Wir erfahren:

„Die Gruppe wurde bereits 2004 gegründet, zunächst als Side-Projekt von Berstuk und mir. Der Grund dafür war unser Interesse am Heidentum im Allgemeinen und das slawische Heidentum im Besonderen. Nach einiger Zeit wurde das Ganze auf Eis gelegt und erst im Oktober 2006 sind wir als Band wieder aktiv geworden. Was unsere Ziele angeht, so setzten wir und keine großen und unrealistischen Ziele. Wir machen einen kleinen Schritt nach dem anderen und schauen, wie es sich entwickelt. Wenn es funktioniert, machen wir einen weiteren Schritt, wenn nicht, machen wir den Schritt zurück. Diese Herangehensweise funktioniert bei uns und so werden wir wahrscheinlich auch weiter machen“, blickt Tur in die Zukunft.

Und wie er weiter berichten kann, hat sich der Stil von Morok seit den Anfängen kaum verändert.

„Die Kompositionen an sich bei uns sind auch recht simpel gehalten. Wir versuchen auch keine Symphonien zu schreiben, wollen aber unsere Sachen interessant und homogen rüberbringen. Was die aktuellen Songs angeht, so hatten wir diesmal viel mehr zusätzliche Ideen und Details im Kopf, als wir letztendlich im Studio realisieren konnten. Ich hoffe, nächstes Mal wird es noch besser und interessanter.“

Morok schreiben ihre Songs eben nicht bewusst, sondern lassen sie nach und nach entstehen, wie Tur noch erzählt.

„Man kann also schon sagen, es ist so „passiert“. Der Grund liegt glaube ich darin, dass unser Geschmack von so vielen unterschiedlichen Sachen geprägt ist. Metal und Folklore, was könnte unterschiedlicher von der Form her sein?“

Dann fügt er dem an: „Wir lassen uns einfach Zeit beim Schreiben, der Song muss nicht unbedingt innerhalb von drei Tagen fertig sein – obwohl das auch passiert, wenn auch äußerst selten. Wenn wir ein paar Ideen haben, die zusammenpassen, warten wir bis wir andere Ideen haben, die zu der Stimmung des Stückes passen – erst dann wird es weiterentwickelt. Die Songs sind auch nicht statisch, wir verändern regelmäßig kleine Details, wir lassen sie sich mit der Zeit entwickeln.“

Einflüsse sind bei Morok ohnehin sehr weit gestreut, vor allem, was andere Bands anbelangt, so der Gitarrist und Keyboarder.

„Es sind viele Bands, und es würde sehr viel Platz und Zeit in Anspruch nehmen, sie alle hier aufzulisten. Die wichtigsten sind auf jeden Fall Bathory („Blood Fire Death“ bis „Twilight Of The Gods“), Gods Tower („The Turns“), frühe Enslaved, Einherjer, Kampfar aber auch Sachen wie Paradise Lost, My Dying Bride, Darkthrone, Burzum, Therion, Evereve, Pink Floyd, Tiamat und viele andere. Zusätzlich zu Metal Bands habe ich selbst ja auch immer viel Folklore gehört.“

Was wären für Tur wohl die Kriterien, um ein Platten-Label an Morok heran zu lassen?

„Am wichtigsten wäre für uns, dass wir musikalisch in das Programm vom Label reinpassen; es muss also ein Label sein, dass sich mit dem Pagan Metal auskennt und dass wir als Menschen gut miteinander auskommen und einander gegenseitig respektieren.“

Sein ganz persönlicher Lieblingssong von Morok ist momentan eine neue Komposition, welche noch niemand außerhalb der Band gehört hat.

„Wenn wir jetzt aber von der aktuellen CD sprechen, so ist „Wrath Of Perun“ mein Lieblingstitel – sehr von Energie geladen, absolut nicht düster, und bis jetzt der perfekte Anfang für unsere Konzerte!“

Wenn er nicht gerade Musik macht, dann liest Tur sehr viel, wenn er Zeit dazu hat.

„Und, obwohl es schon fast klischeehaft klingt, verbringe ich wie erwähnt viel Zeit in der Natur. Es ist eben so und es muss auch nicht unbedingt ein Wald sein: Eine Wiese kann auch sehr schön und faszinierend sein und sehr entspannend wirken.“

Was seine Horde betrifft, so ist es für ihn schon ein Erfolg, wenn Morok auch weiterhin zusammenbleiben und aktiv Musik machen. „Ich finde, dass wir drei zurzeit sehr gut zueinander passen, sowohl musikalisch als auch menschlich. Also, wenn wir auch weiter Musik machen, mit der wir uns identifizieren können und auf die wir stolz sind, dann sind wir schon erfolgreich. Natürlich hätten wir nichts dagegen, wenn wir mehr und vielleicht auch mal weiter weg live spielen würden. Aber primär geht es um uns.“

© Markus Eck, 07.07.2008

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