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Interview: NILE
Titel: Epische Brutalität

Als einer der maßgeblichsten Vorläufer im dunkelmystisch und okkult ausgeprägten Technical Death Metal mit tiefgründig spiritueller Ausrichtung bleiben Nile sich seit der Gründung hochgradig treu.

Was 1993 in Greenville, South Carolina seinen Anfang nahm, das wird nun mit dem neuen Stilmonument „What Should Not Be Unearthed“ fortgeführt.

Und die todesmetallisch hochgradig versierten Ägyptologen um den auch philosophisch veranlagten Mainman, Gitarrist, Sänger und Keyboarder Karl Sanders lassen es auf diesem wahren Monstrum von einem Albumdiskus ebenso besessen wie virtuos angehen.

Die vier ewigen Fluchseelen senden den uralten Göttern vom Nil damit haufenweise spektakuläre Beschwörungen ins Totenreich, was laut Karl eben auch einfach genau so sein muss.

„Wir lieben das, was wir zusammen veranstalten, schließlich mit ganzem Herzen. Und die brutalere Variante des Death Metal ist sowieso schon immer mein größtes Pläsier gewesen! Ich würde sogar eine Flagge für diese Musik weben und frenetisch schwenken“, feixt der blonde Allrounder. 


Und Karl hat mit seiner Truppe allen Grund zur Zuversicht, wie er frohlockt.

„Wir haben schließlich ein sehr starkes und im Großen und Ganzen auch beständiges Line-Up. Ein Verbund, dessen Essenz ständig klarer, origineller und letztlich zieloptimierter wird. Seit 2004 mischt ja der umfassend großartige Drummer George Kollias bei uns mit, was jedes Jahr noch ergiebiger wird. Im Gegensatz zu seinen drei Vorgängern hat er sich als Nile-Schlagwerker vollauf bei uns etablieren können.“

Und der dieses Jahr neu hinzugekommene Bassist Brad Parris bringt sich auch erfreulich gut ein, so Karl. „Ich als Gründungsmitglied, der 1997 eingetretene Gitarrist und Tieftöner Dallas Toler-Wade und George haben uns ständig besser kennengelernt und dabei gegenseitige künstlerische und zwischenmenschliche Facetten optimal erkunden können“, formuliert der Überzeugungstäter mit kratzend rauer Stimme, „was mir die Zusammenarbeit mit den anderen beiden wirklich angenehm macht. Und letzteres bedeutet nicht nur mir wirklich sehr viel, wie ich von meinen Bandkollegen stets aufs Neue erfahren darf.“


Wie er weiter angeregt berichtet, kamen Nile für die aktuelle Veröffentlichung erneut die vielen gespielten Gigs und die damit verbundenen Erfahrungen zugute. „Es hat sich dabei nämlich ganz prägnant gezeigt, dass wir in Nile nicht nur alle am selben musikalischen Strang mit Begeisterung ziehen, sondern dass sich unsere grundsätzlichen Denkweisen und Ansichten über das Dasein auch ziemlich ähnlich sind.“ 


Nahtlos geht es konkreter über zum neuen Werk, wobei Mr. Sanders vor allem die Produktion auslobt.

„Die letzten Alben weisen jeweilig einen wahnsinnig klaren, supersauberen, ja, geradezu chirurgisch scharfen Sound auf. Dies bringt die Songs in geradezu unglaublicher Weise ins Ohr, manchmal kann ich es selbst kaum glauben, was wir damit auf die Beine stellten, wenn ich mir diese CDs laut anhöre. Für das neue Album ,What Should Not Be Unearthed‘ wollten wir aber zur Abwechslung mal ein betont schweres, unsagbar druckvolles Klangbild an den Start kriegen. Und das haben wir hingekriegt, hauptsächlich mittels brutalem Heavy Metal-Riffing.“ 



Klanglich mit Hingabe und Liebe aufbereitet wurden die aktuellen Kreationen in Sanders‘ eigenen Serpent Headed Studios. Die Miene des Meisters erhellt sich:

„Alles ging eigentlich ziemlich glatt von der Hand, obwohl, wie man wohl weiß, keine Platte völlig frei von neuen, teils schwierigen Herausforderungen ist. Doch das sich bereits das Komponieren und Proben der Stücke so überaus produktiv und vielerlei Freude bringend gestaltete, sollte letztlich ein gutes Omen für das Weitere sein. Wir gaben ein rund und flüssig kooperierendes Team ab, was ich in derlei reibungsloser Arbeitsweise selbst bei Nile nicht oft erleben durfte.“

Georges Drum-Spuren wurden hingegen final mit Bob Moore in dessen Soundlab in Columbia bearbeitet, damit es auch rhythmisch so richtig voll kracht und satt donnert.

„Bei unserem Sound machen wir einfach keinerlei Kompromisse. Unsere Sachen sind verdammt anspruchsvoll, da muss schon auch der Klang restlos passen. Als alles an Aufnahmen absolviert war, erledigte daher Neil Kernon in Chicago den finalen Mix der Lieder.“ 



Und da sich das Songwriting in Sachen zerstörerischem Anspruch laut Karl nicht selten an ihrem 2005er Album „Annihilation Of The Wicked“ orientierte, erreichten Nile für die aktuellen Kompositionen ein verheerendes Maximum an Wirkung.

„Das Ganze erfüllt alle spieltechnischen Ansprüche, die an eine Formation wie Nile gestellt werden, aber die destruktive Wucht der Songs ist diesmal ganz besonders gewaltig. Ein Hörerlebnis also von absoluter Kraftfreisetzung“, freut sich der Mann, der bei seiner Band ebenso wie als Solokünstler auch an reizvollen Ethno-Instrumenten wie Bağlama, Saz und Bouzouki eine sehr gute Figur macht.

© Markus Eck, 02.08.2015

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