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Interview: RIGER
Titel: Von Zorn erfüllte Streitlust

„Gjallar“, so lautet der Titel der neuen und vierten Veröffentlichung dieser Frankfurter Heathen Metal-Helden um die grimmige Grollkehle Ingo Tauer.

Aus altnordischer Mythologie entlehnt, nimmt der Albumtitel Bezug auf das Horn Heimdalls, also auf das Wahrzeichen des Götterwächters, welches insbesondere der Warnung vor drohender Gefahr gilt. Wenn Gjallar zum Einsatz gebracht wird, steht Asgard der Kampf unmittelbar bevor. Liebhabern solcherlei urwüchsiger Kriegerklänge steht jedoch erstmal der aktuelle Silberling „Gjallar“ bevor.

„Das neue Werk tritt die Nachfolge von ‚Des Blutes Stimme’ an, welches seinerzeit eine gewichtige Wende im Verlauf der Bandentwicklung darstellte. ‚Gjallar’ dokumentiert die Eindrücke, Erkenntnisse und Erfahrungen, die in den zwei Jahren nach dem Entstehen des Vorgängeralbums gesammelt werden konnten und mussten. Schaut man einmal auf die Diskografie der Band, so wird klar, dass jedes Album eine Steigerung gegenüber dem Vorgänger und eine Überraschung für den Zuhörer war“, lässt Gitarrist Peter Patzelt eingangs zum Thema Weiterentwicklung vor mir verlauten.

Von Gleichförmigkeit oder gar Wiederholung konnte bei Riger aber ohnehin noch nie die Rede sein.

„Dies verhält sich mit dem aktuellen Album nicht anders. ‚Gjallar’ ist energischer und kämpferischer als die Vorgängeralben, verliert sich aber nicht in stumpfer Eindimensionalität. Die erste Strophe des Songs ‚Angriff’ beschreibt dieses vierte Album recht deutlich. Die Kräfte sammeln sich zum Sturm: Frostige Meere aus Eisen, schneidende Gischt der Schwerterwogen. Das Lied des Angriffs eben. Der wache Blick zum Horizont, erstarkt ohne Aufruhr, wispernde Streitlust singt, es gibt kein Zurück in diesem Angriff.“

Riger fanden durch ihr bisheriges Schaffen zahlreiche Anhänger aber auch Widersacher: „Dieses neue Album ist beiden gleichermaßen gewidmet. ‚Gjallar’ bedeutet für uns aber vor allem Metal-Musik im Sinne von Riger – Eigenständigkeit und Ausdruckskraft, zorniger Gesang, donnernde Drum-Breaks, Rhythmusattacken sowie einprägsame Gitarrenmelodien.“

Das letzte Album „Des Blutes Stimme“ lief aus Sicht der Frankfurter Band sehr gut. „Wir waren am Anfang überaus gespannt auf die Resonanzen. Immerhin stellte ‚Des Blutes Stimme’ ja eine Art Neuanfang dar. Schließlich hatten wir beschlossen, das weitere Schicksal von Riger gerade nicht dem Entschluss des ausgeschiedenen Keyboarders Roberto Liebig zu überlassen. Die betreffenden Reviews dazu waren überwiegend anerkennend und attestierten uns genau das, was wir auch erreichen wollten. Reklamiert wurde lediglich das konstante Midtempo des letzten Albums. Mancher meinte die Texte klängen dämlich und stieß sich an geschichtlich belegten Tatsachen wie dem ‚Furor Teutonicus’, welcher auf ‚Des Blutes Stimme’ als ‚Teutonenzorn’ in Erinnerung gerufen worden war. Im Ergebnis haben uns der Erfolg und die teilweise negativen Erfahrungen, die damit natürlich auch regelmäßig einhergehen, bestärkt.“

Insgesamt dokumentiert „Gjallar“ laut Peters Aussage all die Eindrücke, Erkenntnisse und Erfahrungen, die in den zwei Jahren nach dem Entstehen des Vorgängeralbums gesammelt werden konnten – und mussten. „Musikalisch sollte unserer Deutung der Bezeichnung ‚German Heathen Metal’ weiterhin Rechnung getragen werden.“

Wir widmen uns im Weiteren den lyrischen Inhalten der neuen Songtexte. Der Gitarrist informiert:

„Es geht um die Lüge, um Neid und Missgunst; um diese unscheinbare und dennoch hochgradig schädliche Untugend. Es wird schlichtweg abgerechnet mit den Gemütern der ‚Lügenzunft’; der breiten Masse derjenigen, die sich der Unwahrheit und ihren unlauteren Vorteilen verschrieben haben. Unsere germanischen Vorfahren hatten, nicht zuletzt auch mittels ihres rauen Alltags bedingt, eine durch Brauch und Sitte erhärtete Ordnung. Ihre Ehre war ihre Freiheit. Ihre Unabhängigkeit galt ihnen mehr als irdisches Gut. Dieses Gefühl von Achtung soll durch das neue Werk ‚Gjallar’ vehement in Erinnerung gerufen werden.“

Jedoch ohne simultan dem Fordern so einiger zu entsprechen, die unter verordneter Einheitlichkeit Tugend erzwingen wollen. Peter hierzu:

„Solche Denkart schadet der eigenbestimmten Verwirklichung von Zwanglosigkeit. Die lyrische Linie, die auf ‚Des Blutes Stimme’ schon vorgezeichnet wurde, und die unsere Deutung einer heidnischen Lebenseinstellung eröffnet, ist mit ‚Gjallar’ fortgeführt und erweitert worden. Die Lüge ist der Ausgangspunkt für eine Vielzahl von Ebenen, die lyrisch und auch musikalisch in den einzelnen Titeln und Songs aufgegriffen und verarbeitet werden.“

Mit ihren Live-Shows wollen Riger ihren Konzertbesuchern die Identität der einzelnen Songs ihrer Alben besonders nahe bringen. „Deshalb steht vor allem die Musik im Vordergrund und weniger der Rückgriff auf Requisiten wie Schwertschmuck etc. Wir legen Wert darauf, dass das Konzert einen verbindenden Charakter in Bezug auf uns und das Publikum entfalten kann. So haben wir z.B. einige Songs um ein paar Passagen verlängert, so dass alle mitgrölen können, wenn es heißt ‚Auf die Ahnen’ oder ‚Noch liegt das Brandschiff leer!’. Insgesamt versuchen wir den Ansprüchen der Zuhörer, so wie wir sie selbst auch als Besucher von fremden Konzerten stellen, gerecht zu werden.“

Die Frankfurter Truppe blickt weiterhin gespannt in die Zukunft. „Im Jahre 2006 werden wir unser zehnjähriges Bandjubiläum begehen können. Das wird sicher ein Heidenspaß.“, freut er sich. „Natürlich wollen wir auch weiterhin live präsent sein und ‚Gjallar’s Bühnentauglichkeit unter Beweis stellen. Ende November dieses Jahres 2004 fällt mit der Release-Party in Frankfurt/Oder der Startschuss zur aktuellen Live-Saison. Am elften Dezember werden wir in Magdeburg zum ‚Metal Embrace’ und am 25. Dezember zum ‚Fucking X-Mas’ in Berlin spielen. Darüber hinaus soll es noch eine Tour geben. Dieses Mal aber in Eigenregie geplant und durchgeführt.“

© Markus Eck, 15.10.2004

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