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Interview: TSJUDER
Titel: Teuflischer Tiefgang

Sänger und Bassist Nag führt seinen stacheligen Black Metal-Haufen noch immer mit eiserner Hand. In Sachen bissiger und rabiater Attitüde hat sich daher auch nichts geändert.

Bei allerhöchster Intensität fühlen sich die 1993 gegründeten Vorreiter Tsjuder immer noch am wohlsten, wie sie jetzt hören lassen.

Mit enorm kraftvoller Individualität und dämonischer Gnadenlosigkeit zelebrieren die drei antiheiligen Satansbraten bestialisch peitschende Wutausbrüche. 


Dem alten Geist verfallen

Der hochgiftige Vernichtungsschlag der drei norwegischen Wüteriche erfolgt unter der programmatischen Agenda „Antiliv“. Passt, mit überdiabolischer Inbrunst wird dem überfälligen Nachfolger zum 2011er Langbatzen „Legion Helvete“ ein fatales Un-Leben eingestochen. 


„Mit ,Antiliv‘ machen wir eigentlich genau so weiter wie bisher“, meint Nag. „Wir wollen verdammt rauen und brutalen Black Metal spielen, Sound der alten Schule, ohne irgendwelche schnöden Zugeständnisse oder halbherzige Kompromisse.“

So gilt es laut Nag für Tsjuder auch aktuell einmal mehr, dem alten Spirit zu huldigen, den Bathory und Celtic Frost damals erweckten.

„Wir transportieren den Kult der Anfänge sozusagen ins heutige Zeitalter. Unsere neuen Songs kommen direkt aus dem Innern, was uns sehr wichtig ist. Echt muss es eben sein. Alles strotzt geradezu vor schreiender Authentizität, verheerender Kälte und aggressiver Aufbruchsstimmung. Und ganz egal, ob es dabei rasend, mit Blastbeats, in eher mittleren Tempi oder stampfend und schleppend vorangeht: Wir drei stehen hinter jeder einzelnen Note. Alles wurde zweck- und stimmungsdienlich zusammengenietet. Genau das ist es, was wir machen wollen, jetzt und künftig. Und ich denke, dass man das auch der neuen Scheibe perfekt anhört.“

Frisch von der Leber weg
Gitarrist Draugluin fungierte als Maincomposer, wie der Sänger und Bassist gelassen berichtet. „Er ist bekanntlich immer sehr gewissenhaft beim Ausarbeiten unserer Tracks. Und das war diesmal nicht anders. Selbst um die kleinsten Details in unserer Musik kümmert er sich stets mit viel Mühe und Hingabe, was wir an ihm auch sehr zu schätzen wissen. Ich selbst arbeitete für ,Antiliv‘ einige Riffs aus, die wir zwei dann zusammen ins jeweilige Finale brachten. Die meisten der neuen Songs entstanden sogar tatsächlich direkt in unserem Proberaum, als wir immer alle viehisch dabei waren. Da kommt einfach immer noch das brachialste und fieseste Zeug dabei raus“, freut er sich.

Und er expliziert das Ganze: „Ich und Draugluin schrubbten unsere Klampfen dabei wie die Hölle, wir ließen uns vollkommen gehen. Das ist immer aufs Neue ein fantastisches Gefühl! Unser Drummer AntiChristian brachte sich entsprechend wild und zügellos mit ein. Wir konnten ihn richtig anstecken mit unseren Gitarrenvorstößen. So ließen wir die typischen Tsjuder-Stürme entstehen.“

Abrechnung mit dem Dasein
Typisch sind auch die neuen Songtexte, wie der idealistisch aufrechte Scherge noch zu erzählen weiß.

„Es geht wiederholt um allerlei Zerstörung, den Tod, das Böse und natürlich um unermesslich viel Hass. Insbesondere dreht sich ,Antiliv‘ um misanthropische Themen und, wie der Titel schon sagt, um ein ganz gewisses ,Anti-Leben‘. Also um eine Verneinung des Lebens an sich. Dazu sollen sich die Leute aber am besten selbst ihre Gedanken machen. Eine spezielle Botschaft oder eine Anleitung zu einem besonderen Lebensgefühl möchten wir nicht vorlegen. Uns geht es bei Tsjuder wie gesagt um die Realisierung unserer Einstellung und um größtmögliche Selbstverwirklichung. Und darum kümmern wir uns auch nicht um das, was andere von uns halten. Wir blenden das so gut es geht aus. Eine Menge Menschen werden unser neues Zeug mögen, vielen wird es so gar nicht gefallen. Wir aber haben uns jedenfalls genau das von der Seele gezockt, was unbedingt raus musste. Das zählt!“

© Markus Eck, 04.09.2015

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