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Interview: TÝR
Titel: Authentisch traditionell

Der gute Heri Joensen, einschlägig bekannt als Chefdenker eines (offen)herzigen und erfreulicherweise ansteigend erfolgreicher werdenden Färöer Musik-Männerbundes namens Týr, hat nun mit seiner emsigen Historiker-Metallertruppe das neue Studioalbum „Land“ fertig gestellt.

Für dieses Mal haben sich Meister Joensen und seine spielfreudigen Insel-Kerle auch einiger hochinteressanter Cover-Versionen angenommen, welche auf alttraditionellem Liedgut basieren.

Und erneut besticht auf „Land“ der kernig-wuchtig instrumentierte und verdammt rhythmusstarke Mix aus nobel tradierten Epiker-Melodiken, wikingischen Kämpferchören sowie einer gehörigen Portion an zeitlos kräftigem Heavy Metal klassischer Machart.

Auch die neue Platte reiht sich mit ihrem klanglichen Erscheinungsbild nahtlos an das bisherige Schaffen der Gruppe an, und kann somit als 100 % authentisch gewertet werden, 100 % Týr eben.

„Vor tausend Jahren glaubten unsere Leute hier an uralte Götter wie Tórur, Óðin, und Loki. Und so einige huldigten damals aber auch einem weiteren Übervater namens Tyr, dem einarmigen Kriegsgott“, legt Gitarrist und Kehlenkönner Joensen die Bedeutung des Namens seiner gegenwärtig mehr und mehr erfolgreichen Pagan Viking Folk Metal-Gruppe dar.

Wie der Saitenmann und Sänger nachfolgend vor mir klarstellt, hatten Týr ohnehin schon immer Traditionelles im Liederprogramm:

„Daher wurde auch in die komplett neuen Nummern auf `Land` wieder so Einiges aus dieser Richtung eingebracht. Das gehört ganz einfach zu unserem individuellen musikalischen Stil, und so werden wir das auch beibehalten. Tradition und Metal gehen bei Týr stets nahtlos ineinander über. In diesem Sinne besteht kein Unterschied zwischen dem neuen Album und seinen Vorgängern `Ragnarok` und `Eric The Red`.“ Toll, das nenne ich Linientreue!

Wir erfahren zu den Coverversionen anschließend vom Bandboss: „Diese bewegen sich stilistisch in für uns gewöhnlichen Gefilden, und wir haben fünf Stück davon auf die Scheibe gepackt. Die Introduktion aber beispielsweise ist wohl die ungewöhnlichste Vertonung: Zusammenarrangiert wurde sie aus der alten Aufnahme einer traditionell-färöischen Komposition. Ich bewerkstelligte anmutig balladeske Saitenklänge dazu, und ein etablierter Balladenbarde aus unserer Heimat liest dazu mit heroisch andächtiger Stimme ein uraltes Gedicht von J.H.O. Djurhuus. Das Ganze hört sich sehr dramatisch an.“

Den Anhängern der Band kann das wohl nur allzu recht sein. Die restlichen vier Nachspiel-Versionen sind laut Heri aber vollauf im typischen Týr-Stil gehalten.

„Zwar ist deren Grundlage auch jeweils eher balladenartig angelegt, aber wir addierten auch eine ganz dicke Portion an reinem Metal dazu – zwei davon wurden ganz speziell von uns ausgewählt, wegen ihres heidnischen textlichen Inhaltes. Ursprünglich waren es damals bei den Leuten sehr beliebte Balladen, andächtige Stücke voller beseelter Hingabe an Odin, Loki und Hønir.“

Doch es sind ja eben auch komplett neu geschriebene Nummern auf der aktuellen Klangscheibe vertreten. Und unser tapfer tönender Týr-Mann erklärt dazu:

„Schwer zu sagen, aber meine Lieblingssongs auf `Land` sind `Sinklars Vísa`, `Ocean`, `Fípan Fagra` oder der Titeltrack `Land` selbst. Ich denke, als meine persönlich größte Stärke auf der neuen Týr-Veröffentlichung kann das Songwriting an sich genannt werden. Ebenfalls sehr zufrieden bin ich mit meinen Gesangslinien, welche diesmal um einiges harscher klingen als dies auf dem Vorgängeralbum `Ragnarok` der Fall war. Überhaupt bin ich der Ansicht, dass `Land` unser bislang bestes Werk ist – und das sollten Musiker doch eigentlich bei jeder neuen Platte sagen, die sie herausbringen. Denn ich selbst würde niemals eine Scheibe auf den Markt bringen wollen, von der ich im Vorfeld beim Entstehungsprozess ständig denken würde, dass ich das Ganze eigentlich noch viel besser hinkriegen könnte – das wäre für mich sehr wenig bis gar nicht zufrieden stellend.“

Bleibt die Frage dazu, welche Bands ein so selbsttreuer Mensch wie Joensen hinsichtlich seiner vorangegangenen Selbsteinschätzung denn dann eigentlich selbst so richtig verehrt, falls überhaupt?

Ohne merklich zu zögern, legt er sogleich los, und es verlässt dazu so Einiges den wie geölt wirkenden Mund des sympathisch eigensinnigen Färöers:

„Oh ja, ich mag Blind Guardian für ihr bombastisches Songwriting beispielsweise, oder Urgestein Ronnie James Dio für seine Stimme und auch seine spezielle Art zu singen. Dream Theater hingegen bewundere ich dafür, dass sie ihren Progressive Metal künstlerisch stets auf die ihnen nächstmögliche Ebene hieven. Judas Priest gehört mein stetes Wohlwollen, weil sie mit dabei behilflich waren, den Heavy Metal an sich überhaupt erst zu erfinden. Bei Savatage wiederum liebe ich ihre Fähigkeit, immer wieder wirklich großartige Geschichten in den Liedern ihrer tollen Konzeptalben zu besingen. Dann fallen mir da auch noch System Of A Down ein, die meine Hochachtung dafür genießen, dass sie all das sind, was andere Bands nicht sind. Letztlich möchte ich an dieser Stelle noch W.A.S.P. beziehungsweise deren Blackie Lawless nennen, dessen einmalige Stimme und spitzenmäßige Songs mich immer wieder faszinieren. Und auch noch Wintersun, deren brillante Spieltechniken mich immer wieder anhaltend erfreuen.“

© Markus Eck, 08.03.2008

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